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Annihilator, Death Angel - Musikzentrum Hannover
| Thorsten Zwingelberg | Konzerte
Während TESTAMENT einen Ruhetag genossen, haben sich ANNIHILATOR und die Bay Area Thrasher von DEATH ANGEL für eine Doppel-Headliner Tour nach Hannover begeben.
Für einen kalten Montagabend war das Musikzentrum gut gefüllt. Man hat sich nicht totgetrampelt, fühlte sich aber dennoch nicht alleine und musste schon zweimal überlegen ob man einen guten Standort für den Gang zum Klo oder zur Theke aufgeben wollte. Das größte Problem war jedoch die Parkplatzsuche, die ungeahnte Ausmaße annahm.
Als wir dann nach längerem Fußmarsch im Musikzentrum angekommen waren, standen DEATH ANGEL bereits auf der Bühne. Mark Osegueda tobte wie ein wilder über die Bühne und ich zumindest war überrascht, weil ich den sympathischen Frontmann immer mit langen Rastalocken vor Augen hatte. Mittlerweile trägt er aber eine true Wellenpracht und setzt diese auch angemessen ein. Das Gitarrenduo Ted Aguilar und Bandgründer Rob Gavestany sind ja mittlerweile seit fast 20 Jahren gemeinsam auf der Bühne und entsprechend gut aufeinander eingespielt. Nur Basser Damien wirkte etwas scheu auf mich – vielleicht hatte er aber auch nur Angst von Mark über den Haufen gerannt zu werden. Bereits an zweiter Stelle an diesem Abend: mein Favorit aus dem Repertoire der Amis: „The Dream Calls For Blood“! Einfach genial der Song. Aber auch der Rest des Sets repräsentierte die verschiedenen Facetten der Band recht gut: vom rohen Thrash bis zum etwas schrägen und leicht alternativ angehauchten Hardmetall á la „Lost“ stand für jeden Geschmack etwas auf der Bühne. Sicherlich hätten sich die Oldschooler mehr Stoff aus den Anfangstagen gewünscht und mir gefielen die brutalen Thrasher wie „Thrown To The Wolves“ oder „Breakaway“ vom aktuellen Album auch am besten. Spiellaune und Songauswahl waren für mich jedenfalls okay, die Band kellnerte genau das, was die Metalheads bestellt hatten und so verabschiedeten sich DEATH ANGEL und die Fans mit einem zufriedenen Gefühl voneinander.
ANNIHIALTOR hatten sich ja im vergangenen Jahr mal wieder einer kompletten Frischzellenkur unterzogen. Und so hatte Jeff Waters nicht nur eine neue Scheibe, sondern auch noch ein neues Label und eine – fast – vollkommen neue Band im Schlepptau. Nach dem Weggang vom langjährigen Frontmann Dave Padden steht Waters wieder selber am Mikro – ich hätte mich ja über Coburn Pharr gefreut. Na ja, los ging es mit „One to Kill“ vom aktuellen „Fort he Demented“ Album, nachdem bereits „The Way“ als Intro gelaufen war. Etwas seltsam, denn dann hätte man den Song doch auch gleich selber spielen können, oder? Mit „King of the Kill“ hatte Waters natürlich ein Ass im Ärmel und schleuderte dies auch gleich auf den Spieltisch. Die Leute dankten es ihm. Mit „No Way Out“, „Suicide Society“ und „Creepin‘ Again“ wurden dann die jüngeren Alben bedient, bevor Waters ein für alle Mal klarstellen wollte, wie die Band richtig ausgesprochen wird: „Analater“ jedenfalls nicht. Mit dem stampfenden, aber auch etwas eintönigen „Annihilator“ vom „King of the Kill“ Album unterstrich der Flitzefinger seine Ausführungen. Kein Schlechter Song, im Liveset der Band aber unnötig, da hätte das Album bessere Alternativen geboten. Mit „Set the World on Fire“, „WFYD“, “No Zone” und „Second To None“ folgte mein persönlicher Höhepunkt des Abends, der dann durch “Twisted Lobotomy” vom neuen Album wieder etwas abgedämpft wurde, bevor es mit “Alison Hell” und “Phantasmagoria“ nochmal eine Reise in die Vergangenheit gab. Warum „Phantasamagoria“ der einzige Ausflug ins „Never Neverland“ Album blieb, ist mir natürlich ein Rätsel. Zumal Jeff selber das Album auch für die beste Scheibe in der Bandgeschichte hält. Den Abschluss bildete dann „Human Insecticide“. Ich persönlich hätte auch gerne mal das Medley auf „Sounds Good To Me“ und „Phoenix Rising“ live gehört, aber das war uns am heutigen Abend nicht vergönnt.
Die Erwartungen an ANNIHILATOR waren hoch und wurden daher auch teilweise enttäuscht. Ich habe mal wieder festgestellt, dass ich – ähnlich wie bei Tankard – zufrieden wäre, wenn die Playlist nur Songs aus der prä-1995 Ära enthalten würde. Ja, ja, früher war alles besser…. Dennoch durfte man mit dem Abend zufrieden sein: DEATH ANGEL lieferten einen ordentlichen Job ab und ANNIHILATOR hatten ebenfalls sichtbar Freude auf der Bühne.