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  • Axel Rudi Pell Circle of the Oath Tour 2012

    | Thorsten Zwingelberg | Konzerte
Ein frischer Wind wehte durch Hannovers Straßen während dunkle Wolken den Abendhimmel verdeckten. Vor dem Capitol in der Landeshauptstadt zeichnete sich die Silhouette einer schier endlos wirkenden Menschenschlange ab: der Meister hatte gerufen und seine eingeschworenen Jünger waren dem Ruf gefolgt. Zur Premiere der „Circle of the Oath“ Tour war eine sehr ansehnliche Menschenmenge hardrockender Fans erschienen und diese ließen sich auch nicht vom deutlich verspäteten Einlass und der langen Wartezeit vor der Halle abschrecken.

Mit entsprechender Verspätung eröffnete die Münsteraner Heavy Rock Legende MAD MAX ihre „Night of Passion“. Zwar erinnerte das Bühnenoutfit der in Würde gealterten Herren irgendwie an die Jahreshauptversammlung Freier Musikschullehrer, aber die Posen und Gesten des Quartetts brachten sofort einen Hauch Stadionrock in das gut gefüllte Capitol. Vor allem Gitarrist Jürgen Breforth ließ den Mad Max Motor sofort auf Hochtouren laufen und poste als wäre die Frisur noch ebenso groß wie in den 80igern. Mit jedem Song zeigte Frontmann Michael Voss, dass er vollkommen zu Recht zu den besten Hardrock Sängern der Republik (vielleicht sogar der Szene) gehört. Seine warme, melodiöse und doch kraftvolle Stimme rundete die energiegeladenen Riffs der Hintergrundmannschaft gelungen ab. Die Songs des aktuellen Longplayers „Another Night of Passion“ wurden problemlos in die flotte Reise durch fast 30 Jahre Bandgeschichte integriert und die Deutschen erinnerten mich mehr als einmal an die grandiosen Dokken. Während des etwa einstündigen Sets der Jungs wurde schnell klar, dass man nichts zu verlieren hatte: die Band sprühte vor Spielfreude und bewies, dass sie sich längst von allen Auflagen der Musikpolizei frei gemacht hat. Entsprechend frenetisch wurden die Refrains von den Fans mitgegrölt. Daumen hoch für Mad Max – die Band zeigte, dass sie die guten Songs des aktuellen Albums live noch einen Zacken rauer darbieten können und es hat Spaß gemacht der Band zuzuschauen.

Ein Blick ins Publikum zeigte, dass die modische Vorgabe des Abends wohl Schnauzbart und zum frechen Hemd umgenähte Karogeschirrhandtücher waren. Da man für derartige modische Fauxpas charakterlich einigermaßen gefestigt sein muss, verstand es sich von selbst, dass ich mit Mitte 30 zu den jüngsten Besuchern des Konzertes gehörte. Für die Premiere der aktuellen ARP Tour hatte sich die Midlife Crisis ins Ausgehoutfit geworfen und war bereit dem Herrn der Axt zu huldigen. Immerhin: anders als bei den Scorpions oder gar den Dire Straits schien der überwiegende Teil der Anwesenden tatsächlich ehrliche Rockfans zu sein und nicht nur Inhaber einer VIP Karte, die sie auf der letzten Aufsichtsratssitzung ergattert hatten.

In bläulich-lilanes Licht gehüllt, wartete die Bühne schließlich auf das Erscheinen des Vintage Metal Barden aus dem Potte. Fast schüchtern trat Pell schließlich hinter seinem Backdrop hervor und eröffnete den Abend mit „Ghost in the Black“, bevor mit „Strong as a Rock“ vom „Kings and Queens“ Album so richtig Feuer auf der Bühne gelegt wurde. Vor allem Frontmann Johnny Gioeli erwies sich schnell als wahres Duracel-Männchen, das über schier endlose Energiereserven zu verfügen scheint. Zwar hätte der Hardline-Shouter aus den USA dem Outfit nach auch problemlos auf einer amerikanischen Baustelle untertauchen können, doch stimmlich war der Bursche einfach eine Ohrenweide. Am anderen Bühnenrand sorgte vor allem Tastenmann Ferdy für Bewegung und man merkte dem Rough Silk Mainman an, dass der das Heimspiel genossen hat – auch wenn seine Keys nicht immer so wollten wie er. Angetrieben wurde die Truppe durch die menschliche Drummaschine Mike Terrana, der seine Kessel wie ein Berserker bearbeitete.

Ich liebe Axel Rudi Pell auf CD, live erscheinen mir manche seiner episch angelegten Monumentalwerke doch etwas zu langatmig – diesen Eindruck teilten die Fans in der Halle und auf den Rängen jedoch nicht. Neben mir pfiff ein weißhaariger Fan der ersten Stunde wie eine runderneuerte Museumsbahn, so dass mein rechtes Ohr in ernsthafter Tinnitusgefahr war. Ein paar Schritte dahinter ersetzten begeisterte Fans fehlende Textkenntnis durch Lautstärke, was wohl auch gleichzeitig die Entschuldigung dafür sein sollte, dass kein Ton auch nur in die Nähe der gerade dargebotenen Songs auf der Bühne kam. Aber gut… immerhin brachte die begeisterte Menge den Balkon des Capitol mehr als einmal bedenklich zum Wanken.In Blau-, Rot- und Gelbtöne gehüllt, arbeitete sich die international besetzte Band durch ihr Set und zeigte sich dabei erfreulich spielfreudig. Will man auch ein paar negative Worte verlieren, so dürften sich diese am heutigen Abend doch eher auf das hohe Eintrittsgeld beziehen. 36 Euro für zwei Bands ist nicht ganz billig, vor allem angesichts der Tatsache, dass in Sachen Lichttechnik oder Bühnenbild keine kostenintensiven Überraschungen geboten wurden – da bot ein Event wie die Wolfsnächte Tour mit 21 Euro doch ein besseres Preis-Leistungsverhältnis. Doch nun gut, gute Musiker wollen eben auch ordentlich entlohnt werden. Ohnehin schien der Abend den anwesenden Fans allemal knappe 40 Euro wert gewesen zu sein, so dass letztlich alle Beteiligten zufrieden in die Betten gefallen sein dürften.

Die Premiere ist jedenfalls gelungen und wer die Möglichkeit hat, der sollte Meister Pell und seine Mitstreiter auf der laufenden Tour besuchen. Die Landeshauptstadt hat auf jeden Fall an diesem Freitag eine beindruckende Nacht voller Mustache Metal erlebt.

Ort

Hannover, Capitol

Kategorie

Setlist

Ghost in the Black

Strong as a Rock

Before I Die

“Medley” (Masquerade Ball, Casbah, Dreaming Dead)

Mystica / Drum Solo

Oceans of Time

Circle of the Oath

Fool Fool

Key Solo/Carousel/Jam

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Tear Down The Walls/Nasty Reputation

Rock the Nation

Spielzeit

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