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BEHEMOTH, CRADLE OF FILTH, SOLITUDE, SVARTTJERN & INQUISITION
| Carsten Brand | Konzerte
Das Grünspan in Hamburg war der vorletzte Halt dieser mächtigen Tour. Entsprechend lang war bei mir die Vorfreude auf dieses Event und ich habe es tunlichst vermieden, im Vorfeld mich schon über die anderen Konzerte zu erkundigen.
Den Opener machen SVARTTJERN. Die eintrudelnden Gäste werden sehr eifrig mit einer rollenden Walze geprägt von Hass und Verdammnis überrollt. Klassischer Black Metal, der sich eher auf alt bewährte Elemente konzentriert, als mit neuem Schnick Schnack glänzen zu wollen. Die ersten Haare werden artig geschüttelt und die Stimmung hebt sich mit jeder Minute Spielzeit.
Was danach kommt ist eine Überraschung in optischer und auditiver Hinsicht.. Nur zwei Leute auf der Bühne, Dagon am Gesang und Gitarre und Incubus am Schlagwerk. Doch INQUISITION prügeln auch in dieser Minimalbesetzung los, und haben die Sympathie des Publikums sofort in der Tasche. Immortal lastige Riffs hin und wieder, und ansonsten Black Metal vom Fach. Eine drückende Wand schwappt auf die Hörer nieder und hinterlässt keine Gefangenen. Da kann sich manch 5er Combo gerne noch was von abgucken. Die Bühnenshow fällt entsprechend mager aus, was aber eigentlich auch nicht sonderlich stört. Eben puristisch wie die Klangwalze die die beiden Herren da erzeugen.
Alle guten Dinge sind drei. Und so ist es Zeit für IN SOLITUDE. Doch stellt sich schnell die Frage, warum diese Schweden in das Line Up mit aufgenommen wurden. Heavy Metal mit sehr viel Bewegung von Frontmann Pelle und seinem Bruder Gottfrid passen nicht ganz zu dem rauhen, bisher gezeigten Vorprogramm. Doch die Schweden geben sich alle Mühe und schaffen es dann auch, das Publikum abermals zum Tanze zu bitten.
Zeit also für die beiden Headliner. Sie wechseln die Position ständig ab und heute 'muss' CRADLE OF FILTH zuerst ran. Danis Erscheinen auf der Bühne wird alsgleich mit frenetischer Begeisterung untermalt. Einige Zuschauer waren wohl rein wegen Cradle hier. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Stimmung wieder merklich zuimmt. Dazu trägt auch bei, dass sich Cradle eher auf ältere Werke besinnen und somit punkten können. The Principle of evil made flesh bildet das erste Highlight in der Setlist. Dani bekommt seine Gage anscheinend nur, wenn er genügend Laufarbeit leistet und so ist er wie ein Wirbelwind auf der Bühne unterwegs. Die restliche Band bleibt ihren eingenommenen Standpunkten eher treu, dafür klappt das Posing hervorragend und rundet so die Bühnenshow ab. Ein gelungenes Set, bei dem der Cradle Fan voll auf seine Kosten kam, und all jene, die sie nicht mögen, hatten genug Zeit für eine Pause…
Und nun das große finale. Ein wenig Umbauzeit, eine dunkle Bühne… Zeit für BEHEMOTH… Schnell ist klar, wofür ein Großteil der Zuschauer den Weg ins Grünspan auf sich nahmen. Die Bühnendeko ist geprägt vom neuen Symbol der Satanist CD und altbewährtem Doppelkopf Adler sowie Schlangen Köpfen an den Mikrofonen. Zeremonienmeister Nergal betritt tief verhüllt und nur mit zwei Fackeln sperrlich beleuchtet die Bühne. Die letzte Schlacht startet wie fast schon zu erwarten mit dem Opener des aktuellen Albums, "Blow your trumpets, Gabriel". Ein perfekter Song, der das Publikum langsam aber sicher und unaufhaltsam in seinen Bann zieht. Wie schon im Album Review (The Satanist) angekündigt, erweist sich "Ora pro nobis Lucifer" als wahrer Live Gigant. Behemoth zeigen, wo die Messlatte an diesem Abend hängt. Spielfreude trifft auf enormen Druck und eine perfekte Inszenierung. Flammen schießen empor und sorgen für eine romantische Beleuchtung der Szenerie. Die Dampframme Behemoth
zeigt eindrucksvoll ihre Livequalitäten und zockt sich dabei quer durch die Diskografie. Kalssiker wie "Decade of Therion" oder "Christians to the Lions" lassen das Herz des eingefleischten Fans höher schlagen. Daneben wird auch der Titeltrack vom aktuellen Album integriert. Der Mix aus alten und neuen Werken funktioniert hervorragend. Als wär das alles noch nicht großartig genug, feuern die Polen mit "At the left Hand ov God" und "Chant for Eschaton" zum Schluss nochmal auf alles, was sich irgendwie noch bewegen kann. Eine brachiale Walze die nicht nur das Publikum unten mitreisst, sondern auch auf der Empore niemanden mehr ruhig stehen lässt.
Gnädigerweise entlässt man das Publikum mit "O Father, O Satan, O Sun" in die Dunkelheit der Nacht, garniert mit einem Konfettiregen.
Behemoth zeigen wo der Anspruch für einen fullminanten Live Auftritt liegt. Sie wissen sich in Szene zu setzen, überzeugen auf ganzer Linie in Bild und Ton und machen 'einfach' Spaß.