Zum Hauptinhalt springen
  • Dog Eat Dog, Grove Street, Kings Never Die - Live im Exil Göttingen

    | Thorsten Zwingelberg | Konzerte
Die Hunde aus New Jersey waren mal wieder in Europa unterwegs, um ihr neues Album „Free Radicals“ zu promoten. Als Unterstützung haben sie ihren alten Kumpel und ehemaligen Bandkollegen Dan Nastasi mit seiner neuen Truppe KINGS NEVER DIE sowie die Jungster von GROVE STREET aus Southampton mitgebracht.

Wie im Exil üblich, war auch an diesem Abend ein straffer Zeitplan vorgeben, der mich anfangs daran zweifeln ließ, dass tatsächlich alle drei Bands spielen würden. Doch am Merchstand wurde klar: Alle sind an Bord. Und das galt auch für die Fans von DOG EAT DOG, denn wer auf eine Karte an der Abendkasse gesetzt hatte, musste enttäuscht wieder nach Hause gehen: Konzert ausverkauft!
Pünktlich um 20 Uhr enterten dann KINGS NEVER DIE die Bühne, bei denen neben Dan Nastasi (Gitarre) auch BIOHAZARDs Danny Schuller musiziert. Frontmann Dylan Gadino tobte mit Dreadlocks über die Bühne, was im mitunter woken Göttingen durchaus gewagt ist, immerhin gilt diese Frisur einigen Mitpersonen ja als kulturelle Aneignung. Heute störte sich aber niemand daran und der Ami schrie sich die Seele aus dem Leib. Wer von der Band Crossover im Stile von DOG EAT DOG, NASTASI oder MUCKY PUP erwartet hatte, dürfte angesichts der fetter Hardcore Keule doch recht überrascht gewesen sein. Der Fünfer von der Ostküste der USA haute in den ca. 30 Minuten Spielzeit die Songs des jüngst erschienenen Debüts „All the Rats“ raus und ergänzte noch um „Raise A Glass“, welches durchaus DROPKICK MURPHYS Qualität hatte. Auf CD klingt Frontmann Dylan deutlich mehr nach schmutziger NYC Hardcore Kapelle. Live tendierte der flippige Sänger eher in Richtung Scream & Shout, was aber auch den Tourstrapazen der letzten Wochen geschuldet sein kann.
Danach kamen GROVE STREET aus dem schönen Southampton im Süden Englands auf die Bühne. Die Truppe hat im September ihr Debüt „The Path To Righteousness“ veröffentlich – wobei man früher bereits Musik unter dem Namen GROVE STREET FAMILY veröffentlicht hatte – und präsentierte eine wilde Mischung aus Hardcore und Thrash Metal, welche mitunter an D.R.I. erinnerte, aber auch durchaus etwas anstrengend sein konnte. Gitarrist Sandy hüpfte wie ein Flummi durch die Gegend, wobei manch eine Pose doch arg einstudiert wirkte. Jedenfalls konnte man dem Engländer anmerken, dass er die Posen seiner 90er Jahre Idole eingehend studiert hatte. Während Basser Joe Paine vermutlich die meisten Punkte von der weiblichen Fans einheimsen konnte, hatte man bei den verbliebenen Bandmitgliedern eher das Gefühl, dass sie nach 22 Uhr noch gar nicht alleine auf die Straße dürfen. Insofern sorgte Sandys Ansage, man toure bereits seit 10 Jahren durch Europa, zumindest bei mir für Verwunderung. Wie alt waren Sully, Andy und Josh denn da? Egal. Auf der Bühne überzeugten mich viele der Songs weniger als aus der Konserve, wo der rote Faden erkennbarer ist. Stärkster Song des Abends war für mich der titelgebende Track „The Path To Righteousness“.

Obwohl DOG EAT DOG in ihrer Karriere die großen Festivalbühnen der Welt bespielt haben, ist auch im kleinen Club keine Spur von Starallüren zu spüren. Im Gegenteil. Zwar sprach Frontmann John Connor gleich zu Beginn des Sets den Wunsch aus, doch bitte auf Stagediving zu verzichten, aber das war angesichts der Enge auf und vor der Bühne auch durchaus nachvollziehbar. Ganz geklappt hat es zwar nicht, aber die Band nahm es mit Humor.
Während Gitarrist Roger Haemmerli eher etwas teilnahmslos rüberkommt, wirkt die gute Laune von Basser Dave Neabore sofort ansteckend. Los gings dann mit „Lit Up“ vom aktuellen Album „Free Radicals“ und ich muss zugeben, dass der Song live doch deutlich besser klingt als auf Platte. Das neue Album war ohnehin mit insgesamt zwölf Songs recht häufig in der Playlist vertreten. Kann man gut finden, angesichts der eher durchschnittlichen Qualität der Scheibe, hätte ich mir aber doch lieber einige ältere Stücke mit mehr Power gewünscht. Aber natürlich gab es auch immer wieder Ausflüge in die über 30jährige Bandgeschichte, z. B. „Expect The Unexpected“. Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, dass die alten Klassiker natürlich die Highlights des Abends darstellten und mit „Isms“ feuerten die Amis bereits im ersten Viertel einen solchen Klassiker auf die Fans ab. Schade, dass die Band den Song nicht zum Anlass genommen hat, um klar Position zur aktuellen Lage der Welt zu beziehen. Zum punkigen „Rocky“ übernahm Joe Paine von GROVE STREET den Bass und Dave Nearbore ergriff das Mikro. Genialer Song und geniale Performance. Ohnehin merkte man, dass die drei Bands an diesem Abend am Ende ihrer gemeinsamen Tour standen und so mischten sich zunehmend mehr Musiker der Vorgruppen unter die Dogs. Dabei war es natürlich unumgänglich, dass Dan Nastasi bei den Klassikern der „All Boro Kings“ von der Auswechselbank geholt wurde und mit der Gitarre und am Mikro unterstützte. Wann hat man DOG EAT DOG zuletzt mit ihrem ehemaligen Gitarristen auf der Bühne gesehen? Ich noch nie. Insofern wäre ich auch glücklich abgereist, wenn nach dem genialen Doppelschlag „Who’s The King“ und „No Fronts“ Schluss gewesen wäre. War es aber nicht, denn das reguläre Set wurde mit „If these are good times“, dem Opener vom „All Boro Kings“ Album beendet.
Der Zugabenteil war dann nochmal fest in der Hand des „Free Radicals“ Albums. Das lahme „Zamboni“ hätte ich als Rausschmeißer ebenso wenig gebraucht wie „Bar Down“ im regulären Set. Aber da gehen die Geschmäcker bekanntlich auseinander.
Am Ende des Abends war jedenfalls klar, dass die Fans für gut 30 Euro eine gute Show geboten bekamen, auch wenn der ganze Reign insgesamt nur etwa zweieinhalb Stunden dauerte. Drei motivierte Bands, eine gute musikalische Mischung und DOG EAT DOG in guter Form sind doch nun wirklich ein gutes Samstagabendprogramm.








Ort

Exil Göttingen

Kategorie

Setlist

Lit Up

@Joe’s

Isms

Time Won’t Wait

One Thing

Expect The Unexpected

Never Give In

Bar Down

Energy Rock

Rocky

Man’s Best Friend

Mean Str.

Who’s the King?

No Fronts

If these are good times

E1on1

Kin

Zamboni

Spielzeit

2,5 Stunden

| Thorsten Zwingelberg | Konzerte

Fotograf

Thorsten Zwingelberg
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.