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Dream Theater - Reitstadion Mannheim (19.07.2014)
| Martin Storf | Konzerte
Im Rahmen ihrer "Along For The Ride"-Tournee, die DREAM THEATER im Frühjahr schon einmal nach Deutschland führte, kehrte die Band diesmal mit kompletter Open-Air-Bühne für fünf Konzerte zurück. Nach Erfurt, Hamburg, Berlin und Gelsenkirchen war als letztes Konzert auf deutschem Boden Mannheim an der Reihe. Aber erstmal musste das Konzertgelände gefunden werden. Das war nämlich nicht wie üblich direkt auf dem Maimarktgelände, sondern auf einem Nebenplatz des dahinter liegenden Reitstadions. Aber längere Fußmärsche bei 36° C helfen auf jedem Fall dem Getränkeverkauf. Die hochsommerlichen Temperaturen haben sicherlich auch dazu geführt, dass einige Kurzentschlossene lieber am Baggersee liegen blieben, so dass nur weniger als 2000 zahlende Gäste das nur für DREAM THEATER hergerichtete Gelände bevölkerten. Der recht hohe Eintrittspreis und das Merchandise (Tourshirt: 30€) mussten das dann wohl ausgleichen.
Um Punkt 19 Uhr erscheint auf der auch im weiteren Konzertverlauf intensiv genutzten Videoleinwand eine Collage der bisherigen Albumcover, bevor die Band mit dem Opener "The Enemy Inside" ihres letztjährigen selbstbetitelten Albums loslegt. Das eindrucksvolle Schlagzeug von Mike Mangini thront vor einer Graffitiwand, links daneben tobt sich Jordan "The Wizard" Rudess an seinen diversen elektronischen Tasteninstrumenten aus und davor darf John Myung seine Bassläufe in die Menge feuern. Die andere Seite wird von Ausnahmegitarrist John Petrucci eingenommen, während die Mitte Sänger James LaBrie gehört, wenn er sich nicht während der zahlreichen Instrumentalpassagen eine Auszeit hinter der Bühne gönnt.
Besonderes Augenmerk liegt immer noch auf dem jetzt gar nicht mehr so neuen Mike Portnoy-Nachfolger an den Drums. Martin Mangini beherrscht sein Fach natürlich meisterhaft, lässt das auch öfter mal durchblitzen, spielt aber insgesamt sehr band-dienlich und drängt sich nicht in den Vordergrund.
Beim zweiten Song "The Shattered Fortress" kommt das erste Mal Rudess‘ Ipad zum Einsatz, auf dem er Klanglinien zeichnet, die dann in Synthieklänge umgesetzt werden; praktischerweise immer schön auf die Videowall projiziert, was er regelmäßig für Spielereien mit der Kamera und seinem hydraulischen Keyboardständer ausnutzt. Sowieso scheint die Spielfreude bei dem Quintett wieder mehr zurück gekommen zu sein und das Bandklima zu stimmen.
Beim Lied "On the Backs of Angels" darf Petrucci das Akustikintro zelebrieren und beim Highlight des ersten Teils, dem Monumentalwerk "Trial of Tears", sich dann voll austoben. Das Stück wird untermalt von Regenschauern und Wassertropfen, während das Publikum weiter den brütenden Sonnenstrahlen ausgesetzt ist. Auch Basser Myung darf zeigen was er kann und sogar Rudess kommt für ein Tragbares-Keyboard-Solo an den Bühnenrand. Dabei verzerrt er die Töne seines Instrument so sehr, dass es wie eine Gitarre klingt. Hier zeigt sich auch exemplarisch der Vorteil, wenn eine Band die komplette Technnik ohne Vorband auf die Bühne bringt: Alles ist perfekt auf DREAM THEATER abgestimmt und der Sound ist glasklar.
Nach dem obligatorischen, aber sehr unterhaltsamen Schlagzeugsolo inklusive Glockenklängen werfen sich Gitarre und Keyboard bei "Breaking All Illusions" die Melodielinien zu, bevor es in eine 15-minütige Pause geht. Wo andere Bands nach anderthalb Stunden ihr erstes Feierabendbier köpfen, legen DREAM THEATER noch eine Stunde drauf. Jetzt steht auch die Sonne tiefer und man kann die Lightshow wirkungsvoller einsetzen.
Mit "The Mirror" und „Lie“ wird dann die zweite Hälfte eingeläutet. Und die gute Laune war weiterhin zu spüren. Als sich LaBrie etwas ausschweifend bei den deutschen Fans bedankt, fängt Petrucci an ihn mit Wasser zu besprühen, so dass dieser abbrechen muss und die Security scherzhaft auffordert, diesen "Typen" von der Bühne zu entfernen. Er darf natürlich bleiben und es folgt "Lifting Shadows off a dream".
Ein emotionales Highlight bildet dann die DREAM THEATER -Ballade schlechthin: "Space-Dye Vest" vom „Awake“-Album, gekonnt von LaBrie und Ruddess am Piano in Szene gesetzt währedn sich der Rest dezent im Hintergrund hält. Mit langem Orchestral-Intro und Petrucci am Achtsaiter folgt als letzter regulärer Song "Illumination Theory".
Aber das war es natürlich immer noch nicht. Der Zugabenteil gehört ganz dem "Scenes from a Memory"-Meisterwerk. "Overture", "Strange Deja-Vu", "The Dance of Eternity" und das grandiose "Finally Free" hypnotisieren die Zuschauer wie den Hauptprotagonisten des Konzeptalbums, wieder einmal unterstützt von entsprechenden Videoeinblendungen. Nach drei Stunden ist nun wohl wirklich jeder Zuschauer auf seine Kosten gekommen und kann zufrieden den Fußweg in die laue Sommernacht antreten.
Ort
Kategorie
Setlist
The Enemy Inside
The Shattered Fortress
On the Backs Of Angels
The Looking Glass
Trial of Tears
Enigma Machine
Along for the Ride
Breaking All Illusions
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The Mirror
Lie
Lifting Shadows Off a Dream
Scarred
Space-Dye Vest
Illumination Theory
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Overture 1928
Strange Deja-Vu
The Dance of Eternity
Finally Free