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  • Ear Terror Festival 2015

    | Tobias Trillmich | Konzerte

Das EAR TERROR ist und bleibt ein Festival von Fans für Fans. Mit schlappen 18 Euro war man beide Tage dabei. Und auch die Bierpreise sind mit 1,50 € für Markenbier mehr als fair.
Den Auftakt am Freitag machten APALLIC. Die Emder Band hat sich 2014 gegründet und noch kein offizielles Release am Start. Das, was ich im Vorhinein auf der Seite gehört habe, war OK, hat mich ehrlich gesagt aber auch nicht wirklich begeistert. Das war live ganz anders. Die Band spielte sehr tight und der technische und auch melodiöse Death Metal gleitet nie ins Kitschige ab. Da merkt man, dass einige der Mitglieder schon Erfahrungen in anderen Bands wie EASTFRISIAN TERROR gesammelt haben. So soll es sein. In manchen Passagen erinnerte das schon an AT THE GATES, was ja mal ´ne Hausnummer ist. Auch technische Probleme wie der Ausfall des Mikros wurde gekonnt gemeistert und Sänger Eike schrie einfach unverstärkt, aber gut hörbar ins Publikum. Im Februar soll es dann die erste offizielle Konserve geben, ich bin gespannt. Wenn die Jungs die Intensität des Gigs erreichen, steht da was Amtliches ins Haus. Der gut besuchte Merch Stand zeigte, dass APALLIC nicht nur bei mir gut ankamen.
Im Anschluss folgten die drei Bands der FALLEN SAINTS, MERCYLESS und LOUDBLAST Tour, die es auf dem letzten Deutschland Gig in den hohe Norden führte. FALLEN SAINTS lieferten einen soliden Gig ab, aber irgendwie wollte der Funke nicht so richtig überspringen. Mir fehlt bei den Cloppenburgern das gewisse Etwas. Das hatten MERCYLESS dann zur Genüge. Die Franzosen (nicht zu verwechseln mit den MERCILESS geschriebenen Schweden) räumten richtig ab. Insbesondere die Tracks der ersten beiden Alben wurden vom Publikum abgefeiert. In der Umbaupause machten dann die ersten Meldungen von dem Terror Anschlag in Paris die Runde. Vielleicht lag es auch daran, dass LOUDBLAST hinter meinen Erwartungen zurück blieben. Mit ´Disincarnate´ von 1991 bis zum neuen Album ´Burial Ground´ haben die Franzosen genug gute Songs, um einen überzeugenden Gig zu spielen. Das gelang an diesem Abend nicht. Mit Thrash rennt man bei mir ja in aller Regel offene Türen ein, aber gerade die eher thrashigen Songs fielen deutlich ab. Im Anschluss war dann schon die überwiegende Meinung, dass MERCYLESS der würdigere Headliner gewesen wären. Da es leider das Blubber nicht mehr gibt, ging der Tross im Anschluss ins Bourbon, um den Abend in Emdens neuer Metal-Kneipe ausklingen zu lassen.

Am Samstag war es an SUPREME CARNAGE, den Abend zu eröffnen. Die Münsteraner mit südamerikanischem Einschlag brauchten etwas, um auf Betriebstemperatur zu kommen, konnten sich im Laufe des Auftritts aber steigern. Insbesondere Shouter Jorge überzeugte mit guten, variablen Vocals. Auch SUPREME CARNAGE bekommen keinen Innovationspreis, lieferten aber einen guten Start in den Abend. Der hatte dann leider einen Knick. Ich werde mit BURNUNG BUTTHAIRS einfach nicht warm. Das liegt gar nicht in erster Linie daran, dass die Thüringer mit Drumcomputer spielen. Ich bin weder großer Fan der Musik noch des Humors der brennenden Arschhaare. Aber auch die ständigen Samples zum Beginn der Songs verhindern, dass Zug in den Gig kommt und auch die Wahl des Covers ist nicht besonders gelungen. ´Lycanthropy´ von SIX FEET UNDER ist schon im Original totgedudelt, da braucht es kein Cover, insbesondere, wenn dem Song kein eigener Stempel aufgedrückt wird. Beim letzte Song konnte die Band einen Teil der noch Anwesenden in Bewegung bringen, meins war aber auch dieser Song nicht.
Gespannt war ich auf ANASARCA. Die Band hatte ein Heimspiel und da der 15 Minuten Gig in Holland aufgrund technischer Probleme nicht wirklich zählt, war es der erste Auftritt seit über zehn Jahren. Technisch gibt es einfach nichts zu meckern. Insbesondere Drummer Dirk (u.a. DESPONDENCY) lieferte eine herausragende Leistung ab und beweist, dass man keine Trigger braucht, um trotz hoher Geschwindigkeit kraftvoll zu klingen. Gitarrist Carsten spielte seine Parts sauber, könnte auf der Bühne aber noch etwas agiler werden, aber beim ersten Gig kann man ja keine eingespielte Routine erwarten und dann leidet halt die B-Note. Die Emder heimsen zu Recht die bisher besten Reaktionen des Festivals ein. Schön ist es zu sehen, dass auch die einheimische Musiker „Konkurrenz“ die Band abfeiert. Der Zoff seit dem VOMITING CORPSES Split scheint endgültig begraben. Es kommen Songs vom Debüt bis zu denen vom neuen Demo ´Survival Mode´ auf die Setlist. Den Abschluss bildet dann ein Cover vom OBITUARY Debüt. ´Godly Beings´ wird 'ne Ecke flotter gespielt und die Fans werden fast wunschlos glücklich entlassen. Warum fast? Das Shirt der Band gibt’s leider nur noch in XL – schade, hätte ich zum fairen Preis von 10 € gern mitgenommen. Momentan laufen Gespräche mit Labels. Ich freue mich drauf, wenn es im nächsten Jahr neues Futter der Emder gibt.

Nach dem Heimspiel von ANASARCA hatten SUFFERAGE die nicht gerade einfache Aufgabe, das Festival zu beenden. Es lag wohl hauptsächlich an drei besoffenen etwas profilierungsbedürftigen Besucher/innen, dass der Auftritt eher eine Party als ein ernstzunehmender Gig war. Ich hatte den Eindruck, dass auch die Band etwas genervt vom vielen langwierigen Besuch auf der Bühne war. Aber irgendwie hat der Abschluss für dieses sehr familiäre Festival gepasst. Dass der zweite Tag besser besucht war, lag übrigens nicht an den Bands, sondern an der Tatsache, dass Fips Asmussen am Freitag in der Nähe aufgetreten war, so machten viele seiner Kalauer („Wenn ich groß bin werde ich Liliputaner“) am Samstag die Runde. Man ahnt ja nicht, was sich alles als Konkurrenzveranstaltung für ein Death Metal Konzert entpuppt.
Das EAR TERROR war eine extrem stressfreie Veranstaltung und bei welchem Festival sonst steht der Veranstalter bei jeder Band in der ersten Reihe und divt und bangt?
Hoffentlich bis zum nächsten Jahr.

Ort

Emden, Alte Post

Kategorie

Setlist

Spielzeit

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