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  • Empyrium, Les Discrets & Alvenrad

    | Jens Dunemann | Konzerte

EMPYRIUM laden zum exklusiven Deutschlandkonzert 2017 nach Oberhausen. Führt man sich die Musik und die bisherigen, mitunter sehr besonderen, Veranstaltungsorte, wie beispielsweise die Passionskirche in Berlin oder die Christuskirche in Bochum vor Augen, an denen das Live-Kollektiv, um die beiden Hauptprotagonisten Schwadorf und Helm bisher Station machte, dann will das Ambiente des Resonanzwerks nicht wirklich einen würdigen Rahmen für diese Veranstaltung bieten. Das Resonanzwerk ist ein wenig gepflegter Standardclub, ohne jeglichen Charme, in dem man sich selbst für teures Geld zur 08/15-Disse am Wochenende einen schlechten Abend nicht schön trinken kann. Doch allein daran kann es nicht liegen, dass die Resonanz auf das illustre Billing mehr als verhalten ist. Denn der Club füllt sich bei Einlassbeginn nur äußerst mäßig. Umso erstaunlicher, dass insbesondere das Thekenpersonal beim Ausschank zunächst einen ziemlich überforderten Eindruck macht, erfreulicherweise dann aber im Verlauf des Abends lernfähig ist, nicht auf einem halsabschneiderischen Wertmarkensystem zu bestehen und letztlich auch die klassische Barzahlung zu akzeptieren. Das ist nicht zuletzt der Konsequenz vieler Besucher geschuldet, die dazu führt, dass man einsieht, dass an diesem Abend in der ohnehin nur spärlich gefüllten Lokalität nur etwas verdient werden kann, wenn man Fairness walten lässt.

Den Auftakt machen ALVENRAD, die heute Abend nicht nur das Cover ihres kommenden Albums "Heer", sondern auch erstaunlich viele Titel desselbigen präsentieren. Die niederländischen Folk-Metaller polarisieren, verschrecken und überfordern mit ihrer kauzigen Mischung aus (Black) Metal, Folk und Classic Rock der Marke Deep Purple oder Jethro Tull samt prägenden niederländischem Gesang, seit dem Trollmusic-Debut "Habitat" aus dem Jahr 2015. Ich weiß nicht, ob man an diesem Abend bei dem, auf Les Discrets und Empyrium geeichten Publikum zwingend neue Fans hinzugewinnen kann, denn der verwaschene, undifferenzierte Sound lässt gerade die neuen Songs mitunter ziemlich chaotisch erscheinen und sorgt mitunter für irritierte Blicke in der Menge. Doch das trübt vor allem die Stimmung auf der Bühne überhaupt nicht. Die Holländer liefern eine engagierte Vorstellung, die gute Laune und Freude bereitet. Das Erstlingswerk ist allerdings meiner Ansicht nach viel zu unterrepräsentiert. Besonders die Hymne "Ondermaans" vermisse ich schmerzlich im Set. Aus meiner Sicht nutzen Alvenrad ihre Chance im Vorprogramm der großen Brüder von Prophecy jedoch trotzdem und wenn man dem kreativen Duo hinter Alvenrad, Jasper Strik und Mark Kwint, nur Zeit zur Entwicklung gibt, dann wird hier eine höchst eigenwillige und orignelle Metal-Band heran wachsen.

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alvenrad

Danach wird es ruhig. LES DISCRETS sorgen bei dezentem Licht und Kerzenschein als Akustik-Duo nicht nur für eine Premiere, sondern auch für Gänsehautmomente. Der künstlerische Tausendsassa Fursy Teyssier, der als Bassist von Empyrium an diesem Abend eine Doppelschicht schiebt, beweist eindrucksvoll, dass seine schwelgerische Musik vom überragenden Debut "Septembre Et Ses Sernière Pensées", "Arriettes Oubliées" und dem kurskorrigierten, mir persönlich zu Portishead lastigem aktuellen Werk "Prédateurs" in ganz schlichtem Gewandt, von zwei Akustikgitarren und Gesang getragen, nichts von ihrer eindringlichen, bezaubernden Atmosphäre verlieren. Teyssier und sein Mitstreiter an der Zwölfsaiter sind noch nicht hundertprozentig aufeinander eingespielt, harmonieren dafür aber umso mehr miteinander und lassen sich von der Klasse ihrer überragenden Songs durch einen Set der leisen Töne tragen. Und die Anwesenden wissen das sehr zu schätzen.

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les discrets

Als EMPYRIUM nach dem flüsternden Rauschen des Windes als Intro mit "The Franconian Woods In Winter´s Silence" in einer schätzungsweise maximal zur Hälfte gefüllten Halle in ihren Set einsteigen, ist insbesondere Schwadorf eine leichte Anspannung anzumerken, die der "grenzwertigen bis katastrophalen" (O-Ton Helm) Bühnentechnik des Clubs geschuldet ist. Musikalisch merkt man diese Umstände vor der Bühne jedoch kaum, und zwar zu keiner Minute eines einmal mehr außergewöhnlichen Konzertes des Prophecy-Flaggschiffes. Mir fällt genre- und szeneübergreifend keine Band und kein Künstler ein, der Naturmystik und -romatik so eindrucksvoll vertont und es ist ein Segen, dass Schwadorf und Helm mit Konstanz (Schlagzeug), Aline Deinert (Violine), Fursy Teyssier (Bass) und Eviga (Gitarre) eine ebenso außergewöhnliche Live-Unterstützung gefunden haben, mit der sie ihre künstlerische Vision auch auf der Bühne umsetzen können. Empyrium schaffen es im Verlauf ihrer Vorstellung, einer Veranstaltung in einer eigentlich völlig unpassenden Location, mit einem umfassenden Querschnitt aus ihrem Gesamtwerk, einen würdigen Rahmen zu geben. Highlights der, lichttechnisch sehr gut in Szene gesetzten, Show sind "The Mill", "Dead Winter Ways", "Mourners" und "Where At Night The Woodgrouse Plays". Gewünscht hätte ich mir allerdings noch "In The Gutter Of The Spring", meinen absoluten Favoriten vom immer noch aktuellen Albums "The Turn Of Tides". Aber das schmälert mein Fazit eines herausragenden Konzerterlebnisses nicht wirklich.

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empyrium

Am Ende des erfüllenden und musikalisch abwechslungsreichen Abends dürfen sich aber alle freuen. Empyrium darüber, dass man aus widrigen Bedingungen ein maximales musikalisches Erlebnis erschaffen hat, für das man nicht nur vom teils aus Übersee angereisten Publikum frenetisch gefeiert wird. Les Discrets über eine gelungene Akustik-Premiere. Alvenrad darüber, dass man sich nach dem Debut auf dem Prophecy-Fest im vergangenen Jahr einmal mehr live präsentieren durfte. Und schlussendlich das Publikum, welches ob der lichten Reihen ganz nah an seinen Idolen sein konnte, sei es während der Show oder auch in vielen Gesprächen am Rande und nach dem Konzert.

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Empyrium reisten übrigens am Folgetag weiter nach Straßburg, wo man im Opernhaus das französische FESTIVAL METAL OPER´ART vor einer beeindruckenden Kulisse headlinen durfte. Ein Auftritt, den man frei verfügbar in der ARTE Mediathek erleben kann. Es lohnt sich!

 

Unser Dank gilt an dieser Stelle Martin Koller und Stefan Belda von Prophecy Productions, die dem Twilight Magazin und unseren Lesern diese Eindrücke ermöglicht haben.

Ort

Oberhausen, Resonanzwerk

Kategorie

Setlist

Spielzeit

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