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Grave Digger, Mystic Prophecy, Victorius – Black Hand Inn, Gadenstedt, 13.1.2017
| Thorsten Zwingelberg | Konzerte
Die Vorzeichen standen nicht besonders gut: Unwetterwarnung wegen Tief Egon und dann auch noch Freitag der 13. Sollte man sich da aus dem Haus wagen, oder doch lieber gleich im Bett bleiben. Die Musikmediziner von GRAVE DIGGER zeigten jedenfalls keine Furcht und luden zum Tourauftakt ihrer „Healed By Metal“ Tour ins beschauliche Gadenstedt.
Wie im November 2014, als die Totengräber das letzte Mal im Black Hand Inn gastierten, war die alte Scheune auch am heutigen Freitag bereits ordentlich gefüllt, als wir gegen kurz nach 19 Uhr eingetroffen sind. Selbst Szenegrößen wie Hard & Direkt Moderator Daniel waren extra aus München angereist, um den den Tourauftakt nicht zu verpassen.
Die aus Sachsen-Anhalt stammenden VICTORIUS machten an diesem Abend den Anfang. Wie bei den beiden folgenden Bands fiel der Tourstart mit einem Release-Date zusammen, denn am 13. Januar ist auch das vierte Album des Fünfers „Heart of the Phoenix“ erschienen.
Optisch könnte man die Truppe irgendwo zwischen True Metal und Black Veil Brides anordnen, musikalisch lassen die Herren jedoch keinen Zweifel an ihren Vorlieben und bieten feinsten Melodic Power Metal. Sänger David Baßin war sich seiner Rolle als Anheizer durchaus bewusst und machte einen sehr guten Job dabei, die Metalheads für den Abend in Stimmung zu bringen. Das kurze und kurzweilige Set war eine Mischung aus Altem und Neuem, so standen z.B. mit „Heart of the Phoenix“ auch Songs vom neuen Werk auf dem Liederzettel. Mit „Metalheart“ (nein, nicht von ACCEPT) ging die Band dann in die Zielgerade. Die Jungs nutzen den etwas eingeschränkten Platz auf der Bühne bestens aus und sorgten dafür, dass die Tour einen würdigen Anfang nahm. Gratulation.
Nach kurzer Umbaupause enterten dann MYSTIC PROPHECY aus Bayern die Bühne. Heute war ihr Debütalbum „Vengeance“ wieder in die Läden gekommen. R.D. Liapakis und seine Jungs hatte ich, glaube ich, das letzte Mal bei den WOLFSNÄCHTEN im Musikzentrum in Hannover gesehen. Heute wie damals sprühte die Band vor Energie und man spürte die Routine und Professionalität der Power Metaller. Mit mittlerweile neun Alben im Gepäck fällt die Zusammenstellung der perfekten Setlist vermutlich schwer.
Daher haben sich die Bayern dazu entschieden einfach eine bunte Mischung ihres bisherigen Schaffens zu präsentieren, mit dabei waren Songs wie: „War Brigade“, „Killhammer“, „Ravenlord“, "War Panzer" oder „To Hell and Back“. Die Setlist war somit eine gute Mischung aus brettharten Geschwindigkeitsknallern und groovenden Nackenbrechern. Das Gitarrenduo Constantine & Pohl rauschte wie gewohnt von einer Bühnenecke in die andere und bangte dabei ohne Unterlass, aber auch Bassfrau Joey Roxx sorgte für ordentlich Action auf der Bühne. Mit „Paranoid“ baute die Band dann auch noch eine Coverversion in ihren Set ein. Da die Band eine ganze Ecke roher und rauer daherkommt als VICTORIUS, war sie die perfekte Vorbereitung für die Totengräber.
In der folgenden Umbaupause, in der die anwesenden Metalheads zunächst die Toilette belagerten oder sich mit neuem Sauerstoff vor der Tür versorgten, versuchte der Roadie der Band verzweifelt, die Toneinstellungen aus dem Soundcheck wiederzufinden – das führte dann schon mal zu entnervten Gestiken in Richtung Mischpult. Doch als Boltendahl & Co dann gegen 22 Uhr die Bühne erklommen, war alles perfekt. Die Spiele konnten beginnen und der Reaper stimmte die Fans auf die bevorstehende Show ein, welche zum Einstieg mit „Healed By Metal“ und „Lawbreaker“ gleich zwei neue Songs des heute erschienenen Albums „Healed By Metal“ präsentierte.
Danach bekamen die zu großen Teilen in Würde mit der Band gealterten Fans altbekannte Gassenhauer wie „Witch Hunter“, „Killing Time“, „The Dark of the Sun“, „Excalibur“, „Morgane Le Fay“ oder das getragenere „Season of the Witch“ um die Ohren gehauen. Ein Highlight war neben „Lionheart“ natürlich das obligatorische „Rebellion“, welches den offiziellen Teil der Show beendete. Doch die Totengräber ließen sich natürlich nicht lange bitten und es folgten weitere Zugaben, u.a. das ziemlich coole „Free Forever“ vom neuen Album, bevor der Abend mit einer ausgedehnten Version von „Heavy Metal Breakdown“ zu Ende ging.
Frontmann Chris zeigte sich am heutigen Abend in bester Laune und trieb die schwitzenden Fans vo der Bühne immer wieder zu Höchstleistungen an und irgendwelche „Ooohhooo“-Mitsingteile dürfte an diesem Abend wohl niemand vermisst haben, denn derer gab es bei allen Bands zur Genüge. Doch auch der Rest der Band schien voller Freude in die Tour zu starten. Vor allem Flitzefinger Axel poste in bester Manier und fuhrwerkte dabei amtlich auf seiner Axt herum – einige Leute mögen das mittels Ventilators zum Wehen gebrachte Haupthaar als Relikt der 80er ansehen, aber ich finde es nach wie vor cool.
Gegen Mitternacht war das Treiben dann vorbei. Nun kann man natürlich anfangen und Songs auflisten, die in der Setlist gefehlt haben, aber da hat wohl jeder seine eigenen Vorlieben – obwohl Songs wie „Death Smiles At All Of Us“, „Home At Last“ oder „My Blood Will Live Forever“ schon schön gewesen wären. So oder so, dürfte aber an diesem Abend niemand enttäuscht nach Hause gegangen sein. Für die Bands war es ein gelungener Tourauftakt und für das Black Hand Inn und die anwesenden Fans ein weiterer unvergesslicher Abend mit drei ausgezeichneten Metal Bands!