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Daniel Schulz, alias Der Schulz, plus Gitarrist „Dr. Hagen“ und Allrounder/Bassist/Percussionist „Fritzi“ hatten am Support von Keith Caputo sichtlich ihren Spaß. Drei Tage vorm Konzert angefragt, zögerte der Singer/Songwriter Der Schulz samt musikalischer Unterstützung nicht lange dem Gig zuzusagen. Und es war meiner Meinung nach nicht der schlechteste Support. Mir war der in Hannover und Berlin lebende Sänger zwar vorher gänzlich unbekannt, überzeugte mich aber dennoch mit seinem publikumsnahen, sympathischen Auftreten und den eingängigen Melodien seiner Stücke. Einerseits regte Der Schulz mit seinen sozialkritischen Texten zum Nachdenken an, andererseits aber leitete er mit seinen sanften bis rockigen Songs einen unbeschwerten Abend ein. Im Übrigen ist Der Schulz auf nationaler Bühne durchaus kein Unbekannter: Nein, ganz im Gegenteil, Der Schulz spielte bereits auf den großen Festivalbühnen dieser Welt, u.a. auf dem Hurricane, dem Southside, dem Highfield, dem Taubertal und dem M’era Luna. Im April wurde Der Schulz auf www.stern.de/starsvonmorgen zum Künstler des Monats gewählt. Mir persönlich hat „Bin nicht mehr hier“ am besten gefallen, aber auch Songs wie „Die wahren Asis“ und „Ramona“ wurden während des 45-minütigen Auftritts durchaus eindringlich zelebriert.

Aber der eigentliche Grund für die Zusammenkunft in der inzwischen doch ganz gut gefüllten Sumpfblume in Hameln war natürlich der Auftritt des (ehemalige) Frontmanns von „Life of Agony“, Keith Caputo, der noch vor kurzem mit LoA auf Tour war, gegenwärtig aber als Solomusiker unterwegs ist. Als sich kurz nach 22 Uhr der Vorhang öffnete, wirkte der doch etwas skurril anmutende Keith Caputo, zerbrechlich, scheu, ja sogar etwas verängstigt. Tatsächlich schien er sich auch während der ersten Songs hinter seinen Armen und den inzwischen wieder lang gewachsenen Haaren verstecken zu wollen. Paradox war, dass Caputo, in sich gekehrt wie er schien, in seiner Musik völlig aufging. Vom ersten Moment an war er in seinen Liedern absolut präsent. Unfassbar, was für eine fast magische, kraftvolle Stimme und Emotionalität in diesem Wesen steckt! Nach einigen Stücken legte der Sänger seine Medienscheu dann auch ab und wandte sich ans Publikum. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands verzichtete Caputo auf politische Statements. Stattdessen rief er dazu auf (ganz entgegen unserer gesellschaftlichen Sozialisierung), sich gehen zu lassen, zu tanzen, den Moment zu genießen und ganz bei sich und ihm zu sein. In solchen Momenten schien es mir, als würde Caputo einige Jahrzehnte zu spät auf dieser Welt verweilen. Sicher wäre er in den 70ern zwischen The Doors u.ä. gut aufgehoben gewesen.
Die Playlist war absolut gelungen: Neben Life of Agony-Stücken (z.B. „Angry Tree“) und einem Alice in Chains Coverstück sprang der Funke besonders bei den Songs der „Died Laughing“-Platte über. Auf Vollständigkeit verzichtend seien hier nur „New York City“, „Brandy Duval“ und „Razzberry Mockery“ genannt. Absoluter Höhepunkt für mich war die etwa 10-minütige Darbietung von „Nothing to Lose“ vom schwermütigen „A Fondness For Hometown Scars“-Album. Von Klang und Licht perfekt in Szene gesetzt, schienen Caputo, Band und Publikum Raum und Zeit zu vergessen. Ich möchte dazu sagen, dass man sich das Konzert sicher auf zwei verschiedene Weisen hat ansehen können: Einerseits als einfacher, außenstehender Zuhörer/Zuschauer. Selbst in diesem Fall erlebte man wohl ein nicht ganz unbeachtliches, z. T. melancholisch-psychedelisches Rock ‘n‘ Roll-Konzert. Wenn man sich aber in seinem Herzen berühren ließ, spürte man jedes einzelne Wort, jeden Ton und jede Emotion. In diesem Fall konnte man tatsächlich gänzlich im Moment versinken. Glück für jedermann, der so Musik erleben darf und kann! Außerordentliches großes Pech für jeden, der dazu nicht in der Lage ist.
Die markante Stimme des Sängers und die absolut ehrliche und authentische musikalische Darbietung der gesamten Combo machten den Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis. Wer sich übrigens auf einen besinnlichen, sanften und kuschligen Auftritt eingestellt hatte, wurde wohl enttäuscht, schließlich kamen die in der Albumversion oft düster und langsam anmutenden Stücke mehrheitlich wesentlich energiegeladener rüber. Alles in allem war der Abend sensationell. Ein großes Lob auch an die Sumpfblume: Klang und Licht hätten kaum besser sein können. Ich kann einem jeden einen Keith Caputo Liveauftritt nur wärmstens empfehlen! Mir war es eine große Ehre dabei sein zu dürfen. Also, ganz im Sinne Caputos: „Enjoy yourself“, „Enjoy the moment“.

Ort

Sumpfblume Hameln

Kategorie

Setlist

Spielzeit

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