Unser lieber Thorsten feiert Geburtstag und ungefähr
Doch erstmal waren in der gut gefüllten Markthalle Cripper an der Reihe. Die Band aus der wunderschönen Welt- und Messestadt Hannover hat über die Jahre Einiges dazu gelernt. Ihre Songs wirken nicht mehr so eindimensional und gehen gut in die Beine. Jedenfalls lassen sich die ersten Reihen nicht lange bitten und lassen die Köpfe rotieren. „Elchkuh“ Britta (dieser charmante Spitzname ist der Website zu entnehmen) begründet die kurzen Pausen: „Wir haben nicht viel Zeit, deshalb spielen wir schnell weiter.“ Wenn diese Einstellung doch nur alle Bands hätten. Auf jeden Fall ein guter Anheizer.
Holy Moses hauen mich dann ehrlich gesagt nicht so vom Hocker. Dies liegt zum einen daran, dass ich mit den Songs nicht so vertraut bin (war noch nie meine Band), zum anderen an den krampfhaft auf hart getrimmten Growls von Sabina. Man sollte jedoch festhalten, dass die Band in ihrer Vorreiterrolle durchaus ihre Berechtigung hat und von nicht kleinen Teilen des Publikums abgefeiert wird.
Auf die amtliche Ohrenversohlung muss dann nicht mehr lange gewartet werden. Overkill live, das bedeutet entweder gut oder sehr gut (oder hat jemand die New Yorker schon mal schlecht gesehen?). Ich nehme es mal vorweg, heute erwischt man die Truppe in letzterer Form. Schon beim famosen Opener „Come And Get It“ scheint Blitz vor Bewegungsdrang fast du platzen und auch DD Verni habe ich noch nicht motivierter gesehen. Der Rest der Band konzentriert sich darauf, den brachialen Thrash-Hymnen ein solides Fundament zu verpassen. Und spätestens mit dem folgenden Klassiker „Rotten To The Core“ steht auch die Halle Kopf. Der Sound ist wie immer bei Overkill sehr laut, aber auch klar und differenziert. Die Songs der letzten beiden Alben fügen sich hervorragend ein. Besonders „Electric Rattlesnake“ und „Ironbound“ dürften sich so schnell nicht aus dem Set verabschieden. Ansonsten herrscht Klassikeralarm („Hello From The Gutter“, „Elimination“). Dabei setzt man vor allem auf die schnellen und aggressiven Songs. Für Abwechslung sorgen das langsame „Who Tends The Fire“ und die Party-Hymnen „In Union We Stand“ und „Old School“. Als Zugaben folgen dann noch „Coma“ und das obligatorische „Fuck You“. Wenn ich überhaupt irgendetwas bemängeln wollte, dann dass mein persönlicher Favorit „Bastard Nation“ außen vor bleibt. Aber man kann ja nicht alles haben.
Overkill haben es bei Headliner Shows schon auf mehr als die gebotenen gut 90 Minuten gebracht, aber die Intensität und Qualität des Auftritts dürfte in Zukunft schwer zu toppen sein.