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Aufgrund des eingeschränkten Sonntagsfahrplans verpasse ich leider die große Eröffnung, eine Orchesterversion des Queen-Klassikers „The Show must go on“, gesungen vom Chor, wie ich später erfahren habe.

Die Hauptakteure sind zum 5-jährigen Jubiläum wie in den Jahren zuvor das Bohemian Symphonic Orchestra Prague und die Mat Sinner Band.


Nach dem verpassten Auftakt entert Midge Ure als erster Gaststar des Abends die Bühne. Mitte seines ersten Hits „Hymn“ erreiche ich meinen Sitzplatz im zwar nicht ausverkauften aber doch gut gefüllten Tempodrom in Berlin. Das Publikum ist bunt gemischt, vom Metal-Fan über den Rocker bis hin zum typischen Klassik-Fan in Abendgarderobe ist alles vertreten. Weiter geht es mit den gefühlvollen Ultravox Rock-Pop Hits „Breathe“ und „Vienna“, bevor Midge Ure seinen Auftritt mit dem noch immer ab und an im Radio laufenden „Dancing with Tears in my Eyes“ bereits abschließt. Ich bin etwas überrascht, denn vier Songs erscheinen mir selbst für einen Künstler im Vorprogramm etwas kurz. Wie sich später zeigen soll, ist dies aber offensichtlich Teil des Konzepts der Rock meets Classic Reihe. Das Publikum ist noch etwas zurückhaltend, aber die ruhigen Ultravox-Stücke sind auch nicht unbedingt dazu geeignet, einen aus dem Sitz zu reißen. So wird dann auch ohne große Unterbrechung Joe Lynn Turner, einst Sänger bei Rainbow und Deep Purple, vom Bassisten der Mat Sinner Band angekündigt. Mit den Rainbow-Songs „I surrender“ und „Stone cold“ sowie dem Deep Purple Hit „Love conquers all“ bleibt die Stimmung zunächst weiterhin gedämpft, bevor sich beim Rainbow-Tophit “Since you’ve been gone“ endlich die ersten Fans aus ihren Sitzen im komplett bestuhlten Tempodrom erheben. Kaum ist ein erster Hauch von Party aufgekommen, da muss Joe Lynn Turner ebenfalls nach vier Nummern die Bühne wieder verlassen.


Nun übernimmt zunächst das Bohemian Symphonic Orchestra Prague alleine und präsentiert das Stück „He’s a Pirat“ aus dem Hollywood Erfolgsstreifen „Fluch der Karibik“. Mir gefällt das Stück sehr gut und in diesem Fall ist das offensichtlich der Startschuss zu etwas mehr Partystimmung. Über Kim Wilde als special Guest freue ich mich besonders. Ich habe sie schon einige Male live gesehen und wurde nie enttäuscht. Mit „You came“ hat sie dann auch einen guten Einstand bevor auch sie mit „Cambodia“ ein etwas ruhigeres Stück präsentiert. Gerade zu Beginn dieser Nummer kommen die Streicher richtig gut. Beim anschließenden „You keep me hanging on“ gibt es schon wieder die ersten Regungen in den Reihen, bevor zu ihrem Tophit „Kids in America“ erstmals richtig Bewegung in die Menge kommt. Kaum in Feierlaune, muss Kim Wilde leider auch schon wieder gehen und eine zwanzigminütige Pause wird eingeläutet.


Nach kurzer Überarbeitung des eigenen Flüssigkeitshaushaltes geht es in die zweite Runde. Nach kurzem Intro präsentiert das Orchester Pink Floyds „Another Brick in the Wall“, den Gesang übernimmt Oliver Hartmann, Gitarrist der Mat Sinner Band.


Nun wird es endlich richtig rockig bei Rock meets Classic. Mit Mick Box und Bernie Shaw von Uriah Heep entern unter tosendem Applaus zwei echte Rock-Dinosaurier die Bühne. Mit ihrem Tophit „Easy livin’“ steigen sie dann auch gleich mit Vollgas ein und haben den Saal sofort in der Hand. Bernie Shaw versteht es absolut, das Publikum mitzureißen. So werden wir bei der zweiten Nummer, „Free me“ auch direkt alle zum Mitsingen eingespannt. Bemerkenswert finde ich an dieser Stelle, dass fortan auch der Dirigent des Orchesters bei den Mitsingparts das Publikum mit einbezieht. Mit dem Stück „July Morning“ drosseln die Jungs von Uriah Heep etwas das Tempo, bevor sie das Publikum noch einmal zum Mitsingen auffordern. Bei dem Welthit „Lady in Black“ steigt dann auch ein Großteil der Gäste voll mit ein.


Nun ist es an der Zeit, das Publikum vor dem Topact etwas zur Ruhe zu bringen. Das Orchester präsentiert Beethovens 5. Im Anschluss erscheint Alice Coopers Gitarristin Orianthi auf der Bühne und kündigt zusammen mit dem Orchester mit den ersten Klängen von Hello Hooray die Ankunft des Meisters an. Leider wird der Song nicht ganz ausgespielt, sondern lediglich als Intro eingesetzt. Meiner Ansicht nach wäre das der bessere Opener gewesen als das nun folgende „House of Fire“. Anderseits eignet sich dieser Song besser für den Einsatz der Feuereffekte. Als zweites Stück präsentiert Alice Cooper den Klassiker „No more Mr. Nice Guy“, das einst von Megadeth für den Film Shocker gecovert wurde. Zur dritten Nummer, „Only Women bleed“ tritt Calico Cooper als Vampirtänzerin mit auf. Wenn die Zuschauer bei dieser Alice Cooper Show schon auf die Schockeffekte verzichten müssen, haben sie doch zumindest das Vergnügen, einen Auftritt von seiner Tochter mitzuerleben, die ihn seit 2000 regelmäßig auf seinen Touren begleitet. Nach dem Vampirbiss seiner Tochter verbreitet Alice Cooper nun mit „Welcome to my Nightmare“ etwas unheimliche Schauerstimmung wie man es von seinen Shows gewohnt ist. Mit dem aus Funk und Fernsehen und von verschiedenen Partys bekannten Tophit „Poison“, bei dem sich ein Großteil der Besucher begeistert von ihren Sitzen erhebt, beendet Alice Cooper die reguläre Show. Nach einigen Zugabeforderungen ist es Zeit für das große Finale. Alle Künstler des Abends erscheinen auf der Bühne, um gemeinsam mit einem weiteren Alice Cooper Klassiker die finale Party zu starten. Bei „Schools out“ hält es kaum noch jemanden auf seinem Platz. Riesige schwarze Ballons für das Publikum, Feuerwerk und Luftschlangenbeschuss fördern die Partystimmung, so dass letztlich alle Zuschauer nach drei Stunden Show mit einem glücklichen Lächeln in die Berliner Nacht entlassen werden.

Mir hat diese ausgefallene Rock meets Classic Show sehr gut gefallen und ich war offensichtlich nicht der Einzige. Die Eventshirts waren zum Veranstaltungsende nur noch in S erhältlich. Auf meine verwunderte Nachfrage, dass es sich doch erst um die erste Show der Tour handelte, meinte der Merchverkäufer, dass er bereits den Vorrat für drei Tage verkauft hätte. Das Einzige, was mich wirklich gestört hat, war die Tatsache, dass die Auftritte der Künstler alle zu kurz waren. Selbst der Headliner hatte lediglich sechs Songs inklusive Zugabe. Andererseits muss man natürlich auch sehen, dass die Mat Sinner Band und das Bohemian Symphonic Orchestra Prague 26 Stücke drauf hatten und das ist wirklich schon sehr ordentlich.

Gerrit Hohenhoff

Ort

Kategorie

Setlist

Orchester
01:The Show Must Go On (Queen)

Midge Ure
01:Hymn (Ultravox)
02:Breathe (Ultravox)
03:Vienna (Ultravox)
04:Dancing With Tears In My Eyes (Ultravox)

Joe Lynn Turner
01:Stone Cold (Rainbow)
02:I Surrender (Rainbow)
03:Love Conquers All (Deep Purple)
04:Since You’ve Been Gone (Rainbow)

Orchester
01:He's A Pirate (Soundtrack Fluch der Karibik)

Kim Wilde
01:You Came
02:Cambodia
03:You Keep Me Hanging On
04:Kids In America

Orchester
01:Another Brick In The Wall

Mick Box und Bernie Shaw
01:Easy Livin' (Uriah Heep)
02:Free Me (Uriah Heep)
03:July Morning (Uriah Heep)
04:Lady In Black (Uriah Heep)

Orchester
01:Beethoven 5

Alice Cooper + Orianthi
01:House Of Fire (Alice Cooper)
02:No More Mr. Nice Guy (Alice Cooper)
03:Only Woman Bleed + Tanzeinlage Calico Cooper (Alice Cooper)
04:Welcome To My Nightmare (Alice Cooper)
05:Poison (Alice Cooper)

Finale
01:School's Out (Alice Cooper)

Spielzeit

| Marcel Hübner | Konzerte

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