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Sólstafir, Nordic Giants - Café Central, Weinheim (01.02.2015)
| Martin Storf | Konzerte
Da SÓLSTAFIR sich recht spontan entschlossen haben, ihre Europa-Tour um ein paar Tage zu verlängern nutze ich die Möglichkeit, die isländischen Cowboy-Rocker mir nach dem ausverkauften November-Halt im Frankfurter Nachtleben ein zweites Mal in Weinheim anzuschauen.
Und auch das Café Central ist mit ca. 250 Besuchern schnell ausverkauft. Als Vorgruppe dürfen diesmal die Engländer NORDIC GIANTS ran, die instrumentellen Post-Rock zelebrieren. Mindestens genauso wichtig, wie die Musik ist jedoch die visuelle Darstellung. Die zwei Mitglieder sitzen in schamanen-ähnlichen Outfits vor ihrem Synthie, respektive Schlagzeug, und untermalen musikalisch ihre dystopischen Videoclips. Dabei wird viel mit Loops gearbeitet und einiges kommt vom Band, nichtsdestotrotz wird auch mal Trompete gespielt oder die Gitarre mit einem Geigenbogen malträtiert. Im März erscheint ihr Full-Length-Debüt, mal gespannt ob die Musik dann auch alleine funktioniert.
Als SÓLSTAFIR die Bühne betreten ist davor kein Durchkommen mehr. Das ist auch verständlich, denn der Saal ist durch einen Durchlass zweigeteilt und im hinteren Bereich ist sowohl die Lautstärke, als auch die Sicht durch die helle Beleuchtung bescheiden. Auf weiteren graphischen Firlefanz neben der spärlich eingesetzten Lightshow wird verzichtet. Trotzdem schaffen es die Isländer spielend leicht, mit einem langgezogenen Gitarrenton sofort Gänsehaut zu erzeugen. Ob bei älteren Songs wie „Köld“ oder neuen Stücken wie „Làgnaetti“ und „Otta“: Sofort wandert man auf Klangteppichen durch die isländische Ödnis, während Sänger Adi meist klagend, teils auch aggressiv, seine isländischen Texte singt. Dieser sieht etwas angeschlagen aus, ob vom langen Touren oder der letzten Nacht bleibt offen. Drummer Gudmundur hatte wohl schon früher Heimweh und wurde für die letzten Konzerte ersetzt, was dem Zusammenspiel aber keinen Abbruch tut. Im Laufe des Abends taut Adi auf und wird redseliger. Als er eine deutsche Übersetzung für „Svartir Sandar“ sucht, greift er sich ausgerechnet eine Mexikanerin, die ihm leider auch nicht weiterhelfen kann. Im Zugabenblock folgt natürlich das großartige „Fjara“, diesmal auch in Originalgeschwindigkeit und nicht so schnell wie noch in Frankfurt runtergespielt, bevor der den bösen Frauen gewidmete Klassiker „Goddess of the Ages“ das eindeutig zu kurze Konzert nach zehn Songs beendet.