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  • Seether - Hannover Musikzentrum (25.06.2014)

    | Kersten Lison | Konzerte

Was dabei herauskommt, wenn der Twilight-Redakteur Thorsten seinen Radio-Sidekick Krazy-K dazu drängt, wagemutig das heimische Sofa und sogar die Stadt zu verlassen, um sich eine Band anzuhören, von der er selber nach eigener Aussage keinen einzigen Song kennt, dann muss das aber etwas ganz Besonderes sein. Und das war es auch, SEETHER live und in Farbe in der Landeshauptstadt...

Zusammen mit dem Kollegen Zwingelberg machte ich mich auf den Weg in unsere Landeshauptstadt Hannover, da sich dort die Grunge-Rock-Veteranen SEETHER angekündigt hatten. In Wirklichkeit war es genau umgekehrt, aber im Gegensatz zu unserem Experten im Bereich Hairspray, Classic, Thrash, Speed, True, Power und Death Metal, habe ich die Karriere der aus Südafrika stammenden Wahl-Amerikaner schon seit einer ihrer ersten Single-Auskopplungen "Fine Again" verfolgt.

Uns taten es eine Menge anderer schwarz gewandeter Rockfans nach, unter anderem auch aus Göttingen und Peine. Das Konzert war nämlich ausverkauft, was eine überaus hitzige Atmosphäre im Musikzentrum erwarten ließ. Für weitere Hitze sorgte natürlich auch die Anspannung des Publikums, das darauf hoffte, dass auch der ein oder andere Song des am 04. Juli erscheinenden, sechsten Longplayer "Isolate And Medicate" gespielt werden würde.

[Und was unserem Experten für ERDMÖBEL und Gruftmusik entgangen ist, ist die Tatsache, dass SEETHER sogar eine Vorgruppe hatten. Optisch fiel die Zuordnung des Trios aus Hannover schwer: Links auf der Bühne regierte ein Zeitgereister Grunger aus den 90ern mit rot-schwarzem Karohemd und Stirnband, am linken Rand flankierte ein headbangender Blondschopf das Geschehen und am Drumkit in der Bühnemitte trommelte ein junger Mann, den man wahrscheinlich am ehesten mit der Bezeichnung "Gymnasiastenpunk" in Verbindung gebracht hätte - ich vermute mal, dass er an einem hannoveraner Gymnasium die Perkusions-AG leitet. Der Szenegänger aus der Landeshauptstatt wird es längst erraten haben: Die Rede ist von dem Alternative Trio DUCS - kurz für DOWN UNDER CITY SURFERS. Und ganz ehrlich, die Jungs haben ihren Job gar nicht schlecht gemacht. Die Bedingungen waren nun wirklich nicht ideal, denn immerhin waren sie nicht angekündigt. Doch mit ihrer Mischung aus oldschool Grunde und kernigem amerikanischen Radiorock der Marke 3 DOORS DOWN & Co konnten die Jungs zumindest die ersten Reihen schon bald zu gefälligen Tanzbewegungen annimieren. Und beim Song "Oldschool" wurde dann sogar fleißig mitgesungen. Apropos singen: Frontmann Christian konnte stimmlich wirklich überzeugen. Laut Bandinfo sieht er sich selbst als eine Art junger Kurt Cobain. Da hoffe wir mal, dass ihm weder Courtney Love noch eine geladene Waffe über den Weg laufen.

Die Jungs haben bisher nur eine EP auf dem Markt, um die 30 Minuten Spielzeit zu füllen - vielleicht ein Grund, weswegen Sänger und GItarrist Christian permanent die Gitarre stimmen musste - und doch konnte das Trio durchaus einen Achtungserfolg erzielen. Ähnlich wie bei SEETHER schlich sich zwar nach einer gewissen Zeit ein musikalisches Sättigungsgefühl ein, aber insgesamt haben die Hannoveraner doch gut unterhalten. Da darf man schon mal auf die für 2014 angekündigte Langrille gespannt sein. - TZ]

 

Um 21 Uhr war es dann so weit und das Trio, bestehend aus Shaun Morgan (Vocals, Guitar), Dale Steward (Bass) und John Humphrey (Drums) betrat die Bühne, allerdings mit Bryan Wickmann im Gepäck, der die Jungs mit einer weiteren Gitarre unterstützte.

Klassischer als mit dem Grunge-Rock-Kracher 'Gasoline' hätte man dann wirklich nicht einsteigen können. Und in wahrsten Sinne des Titels brachte der Track das Musikzentrum von Null auf Hundert und die "Crazy Crowd" auf Betriebtemperatur, die mit 'Needles' im Anschluss konstant gehalten wurde, ehe die überaus melodischen und radiotauglichen Hitsingle 'Fine Again' und das eingängige '69 Tea' gespielt wurden. Die Nummern aus dem Frühwerk von SEETHER, wahrscheinlich gepaart mit wilden Jugenderinnerungen, brachte viele der Rock- und Grunge-Jünger dermaßen in Verzückung, dass im Verein mit körperliche Wallung auch relativ textsicher mitgesungen wurde.

Bedenklich wurde die Melancholie aber bei dem folgenden Trauer-Balladen-Hit 'Broken', das Frontman Shaun seierzeit mit seiner damaligen Freundin und EVANESCENCE-Sängerin Amy Lee gesungen hatte. Denn nun gab es kein Halten mehr, die Smartphones wurden gezückt und die Performance gefilmt, festgehalten wahrscheinlich für ein zukünftiges, romantisches Beisammensein mit dem wohl verhinderten Partner oder für einen Heiratsantrag. Man weiß es nicht. Der kleinen Minderheit der Besucher, die zu Konzerten geht, um die Musik zu hören und sich die Band anzuschauen, ging das tierisch auf die Nüsse. [Oh ja!] Und als performende Band fragt man sich sicherlich auch des Öfteren, warum solche Leute überhaupt zum Konzert gekommen sind, wenn sie dann dauernd mit ihrem Smartphone herumhantieren. Nun, ja. 

Nach dieser Gänsehautepisode kam es leider zu einem Tiefpunkt des Konzertes, nämlich ein ausuferndes und gefühlt überhaupt nicht enden wollendes Drumsolo, für das die anderen Bandmitglieder sogar die Bühne verlassen hatten. Mir kam der Gedanke, dass das vielleicht eine Toiletten- oder Raucherpause übertünchen sollte. Man weiß es nicht. Zumindest war es übelst nervig, wie auch andere disharmonisch, kakophonisch wabernde, deutlich zu lange dauernden (Gitarren-) Loops zwischen den einzelnen Songs, wenn mal wieder die Instrumente gewechselt wurden.

Krachig, grungig ging dann die Werkschau früherer Alben weiter, ehe mit 'Words As Weapons' die erste Auskoppelung des neuen Albums zum Besten gegeben wurde. Und entgegen jeder Erfahrung und Erwartung feierte die Zuhörerschaft den Song richtig ab. Sonst zeigt sich das Publikum des Öfteren beleidigt, wenn nicht nur die alten Hits, sondern auch neues Material gespielt wird. Hier das genaue Gegenteil! Ein gutes Omen für den neuen Longplayer. Ähnliches galt auch für 'See You At The Bottom' und 'Save Today'.

Ein weiteres Highlight dieses überaus gelungenen Konzertes war zudem das DEFTONES-Cover "Change", das noch einmal untermauerte, wo SEETHER ihre musikalischen Wurzeln haben. Als Fazit bleibt festzuhalten, dass SEETHER auch live ein absolutes Erlebnis sind und dass Grunge in Kombination mit Rock und Alternative noch lange nicht tot ist! Und wenn sich SEETHER einmal wieder in unsere Breiten verirren sollten, vielleicht sogar nach Hildesheim oder Wolfenbüttel, dann sind wir auf jeden Fall wieder mit von der Partie!

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Ort

Musikzentrum Hannover

Kategorie

Setlist

01. Gasoline

02. Needles

03. Fine Again

04. 69 Tea

05. Broken

06. Burrito

07. Rise Above This

08. Words As Weapons

09. Change (In The House Of Flies) [DEFTONES-Cover]

10. Tonight

11. Country Song

12. See You At The Bottom

13. Save Today

14. Fake It

15. Remedy

 

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