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Sonata Arctica - Meier Music Hall (16.04.2014)
| Thorsten Zwingelberg | Konzerte
Nachdem eine satireähnliche Tageszeitung in der letzten Woche die Folterpraktiken der satanischen Harry Potter Hexen aufs Titelblatt und damit auch auf die Tagesordnung aller deutschen Haushalte gesetzt hatte, hatte ich eigentlich eine aufgebrachte Meute wütender Hausfrauen vor der Meier Music Hall erwartet. Immerhin stand heute mal wieder feinster Heavy Metal auf dem Programm.
Eins der bestgehütetesten Geheimnisse der „Pariah’s Child World Tour“ von SONATA ARCTICA war ja die Frage der Vorband. Nirgends war von einem Support die Rede und man musste schon eine Weile recherchieren, um auf den Namen TRICK OR TREAT zu stoßen. Immerhin, auf ihrer eigenen Website freuten sich die Italiener darüber, dass sie die Aufwärmerrolle bei den Finnen übernehmen dürfen.
Nun wird es für die meisten Metalheads aber ohnehin keinen Unterschied gemacht haben, ob sie den Namen TRICK OR TREAT irgendwo gelesen hätten, denn ich vermute, dass es den meisten so ergangen sein dürfte wie mir: Wer bitte sind TRICK OR TREAT?
Erstaunlicherweise sind die Italiener schon seit 12 Jahren im Geschäft und die Tatsache, dass sie als HELLOWEEN Coverband angefangen haben, verwundert keine Sekunde. Sänger Alessandro Conti klingt eben einfach wie Kiske, Sammet & Co. Das letzte Studioalbum der Band, die eine Vorliebe für Hoppelhasen zu haben scheint, liegt auch immerhin schon mehr als ein Jahr zurück, so dass die Tourteilnahme von TRICK OR TREAT irgendwie überraschend war. Wie auch immer. Pünktlich um 20 Uhr stürmte der Fünfer die Bühne und zauberte eine ordentliche Melodic Power Metal Schnitte auf die Bretter. Einige Leute in der ersten Reihe schienen die Band auch tatsächlich gekannt zu haben. Ich kannte nur die Coverversion von „Girls just want to have fun“, konnte mich aber ansonsten mit dem Sound der Band anfreunden. Wirklich hängen geblieben ist aber leider nichts, denn dafür waren die Songs dann doch zu durchschnittlich. Nach ca. 45 Minuten war der Zauber dann vorüber. Eine Harry Potter Hexe hat sich aber nicht gezeigt.
Um 20 Uhr schlug dann die Stunde der Band, für die die 400-500 Fans an diesem Mittwochabend in die Meier Music Hall gekommen war: SONATA ARCTICA. In blaues Licht getaucht enterten Tony Kakko & Co die Bühne und starteten mit „The Wolves Die Young“ gleich richtig durch. Allerdings hielt man sich insgesamt mit Songs des neuen Albums zurück. Neben dem Opener wurden nur noch „Blood“ und „Cloud Factory“ serviert. „Half a Marathon Man“ fehlte leider auf der Playlist – ebenso wie „Flag In The Ground“ und „Letter To Dana“, aber das nur eine kleine Kritik am Rande. Stattdessen gab es einen wilden Ritt durch die Geschichte der Finnen und mit „Full Moon“ oder „Tallulah“ konnte die Band auch richtig überzeugen. Der lange Lulatsch Pasi Kauppinen, der bereits für WINTERBORN und KLINGENBERG SYNDROME in die Saiten gegriffen hatte, hat seine Feuertaufe am Bass von SONATA ARCTICA zur allgemeinen Zufriedenheit gemeistert. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, der ein Plec benutzte, fingerte er sich mit rasender Geschwindigkeit über die 5 Saiten seiner Langaxt. Geschwindigkeit ist ohnehin ein gutes Beispiel. SONATA hatten eine ganze Reihe schneller Songs im Programm und spätestens beim Gitarren-Keyboardduell zum abschließenden „Wolf & Raven“ taten mir allein vom Zusehen schon die Finger weh. Unglaublich.
Der Zugabenteil wurde vom genialen „Cloud Factory“ eingeleitet. Das der Song ein Liveklassiker werden würde, war ja irgendwie klar. Tatsächlich gehörte er auch zu den Highlights der heutigen Show. Aber auch der Rausschmeißer „Don’t Say A Word“ sorgte nochmal für richtig gute Stimmung. Um 22.30 Uhr war dann Schicht im Schacht und die Jungs in der Band verabschiedeten sich gebührend von ihren Fans. Verhext war der Abend wohl nur für Keyboarder Henrik, denn der legte sich bei einem Marsch über die Bühne mal ganz gepflegt auf die Klappe und drückte sich fortan mit schmerzverzehrtem Gesicht durch seine Tastenfeuerwerke.
Metal ist eben doch nicht Metal, wie sich an diesem Abend zeigte. SONATA ARCTICA hatten mit ihrem anspruchsvollen, symphonischen Melodic Metal Gesichter in die Meier Music Hall gelockt, die bei anderer Gelegenheit nicht zu sehen sind. Umgekehrt fehlten aber auch einige der üblichen Verdächtigen, die sonst bei jeder Metal Band auf der Matte stehen – und sei es nur, um ein Bier zu killen.
Schön, dass die Damen und Herren bei Undercover für so viel metallische Abwechslung in der Löwenstadt sorgen.
Ort
Kategorie
Setlist
01. Intro
02. The Wolves Die Young
03. Losing My Insanity
04. My Land
05. In The Dark
06. Paid In Full
07. Blood
08. Full Moon
09. Victoria’s Secret
10. Tallulah
11. White Pearl, Black Oceans
12. I Have A Right
13. Kingdom For A Heart
14. Wolf & Raven
15. Cloud Factory
16. San Sebastian
17. Don’t Say A Word
18. Vodka (Outro)