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Tankard, Rumble Militia, Fear Connection – 27.5.2023 – Bremen Schlachthof
| Thorsten Zwingelberg | Konzerte
Da werden Gerre & Co wohl nervös auf den Stühlen im Backstagebereich rumgerutscht sein. Der BVB steht in den Startlöchern, um die unendliche Meisterserie der Bayern endlich zu unterbrechen. Doch da hat der Wirt die Rechnung ohne die Mainzer gemacht und so kommt es, wie es kommen musste: Dortmund vergeigt es und die Bayern holen die Schale. Vielleicht graben TANKARD ja zu diesem Anlass mal „Try Again“ aus der Mottenkiste.
Wir sind jedenfalls mehr als zeitig am Schlachthof in Bremen und setzen uns erstmal vor dem Venue in die Sonne, so wie eine recht ansehnliche Gruppe Metalheads auch. Gegen 20 Uhr entern dann die Hanseaten von FEAR CONNECTION die Bühne. „More Than Just Death Metal“ lautete im Herbst 2021 der Werbeslogan, mit dem die aktuelle Scheibe der Bremer „Progeny Of A Social Disease“ beworben wurde. Und Death Metal gab es definitiv, denn das Quartett montierte amtlich an den Schädeln der zahlreich erschienen Fans. Dabei gab es zunächst nur Vollgas, was den Anwesenden aber gut gefallen hat. Ich war ganz dankbar, als die Band den Fuß auch mal vom Gaspedal genommen hat und fand, dass sie dann ihre stärksten Momente hatte, wenn sich Speed und Druck die Waage hielten. Sound und Performance stimmten jedenfalls und Frontmann Rolf tat das, was ein guter Death Metal Shouter tun muss: Er schrie die Menge bei jeder Gelegenheit an. FEAR CONNECNTION empfahlen sich an diesem Samstagabend jedenfalls für jede zünftige Death Metal Sause und sorgten für ordentlich Druck im alten Kesselhaus des Schlachthofs.
Ziemlich genau 23 Jahre ist es her, dass ich RUMBLE MILITIA im Vorprogramm von TANKARD erlebt habe. Die Bremer waren spontan für die ausgefallenen ARTILLERY eingesprungen und nutzten die Chance, um ihr damals aktuelles Album „They Give You The Blessing“ zu promoten. Bis heute eine unvergessliche Show, die in Teilen auf der „Destroy Fascism“ EP verewigt wurde. Anno 2023 ist vom damaligen Line Up nur noch Frontmann Staffi an Bord, dafür wurde die Mannschaft aufgestockt und steht mittlerweile als Quintett auf der Bühne.
Die Truppe stieg mit einer starken Songauswahl ein und zockte Kracher wie „Boys in Blue“, „“Reflection of your Videoprogramme“ und den Deutschpunk-Song „Liebe“. Gebremst wurde das Vergnügen durch den mäßigen Sound und technische Probleme, die bspw. Staffi zum ungewollten Gitarrenwechsel zwangen. Weiter ging es mit einem der stärksten Songs der Bandgeschichte „You’re Sure“, bei dem dann Co-Sänger Danny die Vocals übernehmen musste, sich aber ganz passabel schlug. Warum man „Kindergarten“ gegenüber solch Klassesongs wie „Can’t Understand“ oder „No Promises To No-One“ den Vorzug gegeben hat, verstehe ich zwar nicht, muss ich aber ja auch nicht. Mit „A.M.F.“ gab es dann doch einen kleinen Ausflug ins Jahr 1990, bevor man mit „Waiting For Death“ zum „Stop Violence and Madness“ Album zurückkehrte, welches am heutigen Abend fast in Gänze vorgetragen wurde. Bei „Wieviel Hass wollt ihr noch?“, welches gefüllt ziemlich in die Länge gezogen wurde, war bereits deutlich spürbar, dass es heute nicht der perfekte Abend für die Band werden würde. So richtig „ready to Rumble“ war man nicht und dies übertrug sich auch auf die Stimmung in der Halle. Daran änderte auch das rasante „Nuclear Warfare“ aus den Anfangstagen der Band nichts. Mit „Pretty Baby“ und „Low Life“ gab es dann einen Ausflug in die Setlist des aktuellen Albums „Set the World On Fire“, der wie die gesamte Show von Filmsequenzen im Hintergrund begleitet wurde. Jedoch nicht einmal das wollte heute so richtig gelingen und im Verlauf der Show lief dann schon mal das falsche Intro oder die falsche Videosequenz. Da konnte das anfangs recht kraftvoll vorgetragene „Full Of Commercial“ wenigstens ein bisschen Trost spenden. Schließlich hatten technische und spielerische Probleme so viel Zeit gefressen, dass die Setlist etwas gekürzt werden musste und man sich mit „Stop Violence and Madness“ den Frust von der Seele spielte, bevor es standesgemäß mit „No Nazis“ zu Ende ging. Heute war ordentlich Sand im Getriebe, so dass es leider über weite Strecken eher Rumpel Militia anstatt RUMBLE MILITIA gab. Dazu passte, dass ein Fan offenbar direkt vor Staffis Füße auf die Bühne göbelte.
Wie im BVB-Spiel wurde der heutige Klassenunterschied umso deutlicher, als die Hessen von TANKARD die Bühne enterten. Trotz lädiertem Fuß stürmte Frontmann Gerre auf die Bühne, als schrieben wir das Jahr 1990 und nicht 2023. Brachialer Sound und eine spielfreudige Hintermannschaft sorgten von der ersten Minute an für TANKARD Vollbedienung. Man muss wohl zugeben, dass Songs wie „Ractifier“ oder „Rapid Fire“ mittlerweile auch zu den Klassikern der Bandgeschichte gezählt werden dürfen – ebenso wie die alten Gassenhauer „The Morning After“, „Chemical Invasion“ (mit dazugehöriger Tanzeinlage) und „Zombie Attack“. Natürlich wurde auch die jüngste Vergangenheit bedacht und die Fans vor der Bühne feierten auch Songs wie „One Foot In The Grave“, „Ex-Fluence“ und „Beerbarians“ ordentlich ab. Ein Höhepunkt des Sets war zweifellos „Freibier“, auch wenn sich die Thekencrew des Schlachthofs von Gerres Drohungen nicht einschüchtern ließ und der Freibierhahn geschlossen blieb.
Einer Ankündigung bedarf das obligatorische Finale eines TANKARD Gigs wohl tatsächlich nicht mehr. Ohne „(Empty) Tankard“ ist in den letzten Jahrzehnten niemand nachhause gegangen und wird es wohl auch in den nächsten Jahren niemand tun. TANKARD bewiesen, dass sie nach der Corona-Pause bestens eingespielt sind und auch wenn das „The Meaning of Life“ Album wieder sträflich missachtet wurde, präsentierten die Hessen doch eine recht versöhnliche Setlist. Die Bierkrone ging diesen Abend zweifellos an TANKARD. Passend dazu hat man wohl noch kein Konzert erlebt, bei dem der Boden so flächendeckend mit Bier geflutet wurde. Starker Auftritt!
(c) Pics Twilight Magazin
Wir sind jedenfalls mehr als zeitig am Schlachthof in Bremen und setzen uns erstmal vor dem Venue in die Sonne, so wie eine recht ansehnliche Gruppe Metalheads auch. Gegen 20 Uhr entern dann die Hanseaten von FEAR CONNECTION die Bühne. „More Than Just Death Metal“ lautete im Herbst 2021 der Werbeslogan, mit dem die aktuelle Scheibe der Bremer „Progeny Of A Social Disease“ beworben wurde. Und Death Metal gab es definitiv, denn das Quartett montierte amtlich an den Schädeln der zahlreich erschienen Fans. Dabei gab es zunächst nur Vollgas, was den Anwesenden aber gut gefallen hat. Ich war ganz dankbar, als die Band den Fuß auch mal vom Gaspedal genommen hat und fand, dass sie dann ihre stärksten Momente hatte, wenn sich Speed und Druck die Waage hielten. Sound und Performance stimmten jedenfalls und Frontmann Rolf tat das, was ein guter Death Metal Shouter tun muss: Er schrie die Menge bei jeder Gelegenheit an. FEAR CONNECNTION empfahlen sich an diesem Samstagabend jedenfalls für jede zünftige Death Metal Sause und sorgten für ordentlich Druck im alten Kesselhaus des Schlachthofs.
Ziemlich genau 23 Jahre ist es her, dass ich RUMBLE MILITIA im Vorprogramm von TANKARD erlebt habe. Die Bremer waren spontan für die ausgefallenen ARTILLERY eingesprungen und nutzten die Chance, um ihr damals aktuelles Album „They Give You The Blessing“ zu promoten. Bis heute eine unvergessliche Show, die in Teilen auf der „Destroy Fascism“ EP verewigt wurde. Anno 2023 ist vom damaligen Line Up nur noch Frontmann Staffi an Bord, dafür wurde die Mannschaft aufgestockt und steht mittlerweile als Quintett auf der Bühne.
Die Truppe stieg mit einer starken Songauswahl ein und zockte Kracher wie „Boys in Blue“, „“Reflection of your Videoprogramme“ und den Deutschpunk-Song „Liebe“. Gebremst wurde das Vergnügen durch den mäßigen Sound und technische Probleme, die bspw. Staffi zum ungewollten Gitarrenwechsel zwangen. Weiter ging es mit einem der stärksten Songs der Bandgeschichte „You’re Sure“, bei dem dann Co-Sänger Danny die Vocals übernehmen musste, sich aber ganz passabel schlug. Warum man „Kindergarten“ gegenüber solch Klassesongs wie „Can’t Understand“ oder „No Promises To No-One“ den Vorzug gegeben hat, verstehe ich zwar nicht, muss ich aber ja auch nicht. Mit „A.M.F.“ gab es dann doch einen kleinen Ausflug ins Jahr 1990, bevor man mit „Waiting For Death“ zum „Stop Violence and Madness“ Album zurückkehrte, welches am heutigen Abend fast in Gänze vorgetragen wurde. Bei „Wieviel Hass wollt ihr noch?“, welches gefüllt ziemlich in die Länge gezogen wurde, war bereits deutlich spürbar, dass es heute nicht der perfekte Abend für die Band werden würde. So richtig „ready to Rumble“ war man nicht und dies übertrug sich auch auf die Stimmung in der Halle. Daran änderte auch das rasante „Nuclear Warfare“ aus den Anfangstagen der Band nichts. Mit „Pretty Baby“ und „Low Life“ gab es dann einen Ausflug in die Setlist des aktuellen Albums „Set the World On Fire“, der wie die gesamte Show von Filmsequenzen im Hintergrund begleitet wurde. Jedoch nicht einmal das wollte heute so richtig gelingen und im Verlauf der Show lief dann schon mal das falsche Intro oder die falsche Videosequenz. Da konnte das anfangs recht kraftvoll vorgetragene „Full Of Commercial“ wenigstens ein bisschen Trost spenden. Schließlich hatten technische und spielerische Probleme so viel Zeit gefressen, dass die Setlist etwas gekürzt werden musste und man sich mit „Stop Violence and Madness“ den Frust von der Seele spielte, bevor es standesgemäß mit „No Nazis“ zu Ende ging. Heute war ordentlich Sand im Getriebe, so dass es leider über weite Strecken eher Rumpel Militia anstatt RUMBLE MILITIA gab. Dazu passte, dass ein Fan offenbar direkt vor Staffis Füße auf die Bühne göbelte.
Wie im BVB-Spiel wurde der heutige Klassenunterschied umso deutlicher, als die Hessen von TANKARD die Bühne enterten. Trotz lädiertem Fuß stürmte Frontmann Gerre auf die Bühne, als schrieben wir das Jahr 1990 und nicht 2023. Brachialer Sound und eine spielfreudige Hintermannschaft sorgten von der ersten Minute an für TANKARD Vollbedienung. Man muss wohl zugeben, dass Songs wie „Ractifier“ oder „Rapid Fire“ mittlerweile auch zu den Klassikern der Bandgeschichte gezählt werden dürfen – ebenso wie die alten Gassenhauer „The Morning After“, „Chemical Invasion“ (mit dazugehöriger Tanzeinlage) und „Zombie Attack“. Natürlich wurde auch die jüngste Vergangenheit bedacht und die Fans vor der Bühne feierten auch Songs wie „One Foot In The Grave“, „Ex-Fluence“ und „Beerbarians“ ordentlich ab. Ein Höhepunkt des Sets war zweifellos „Freibier“, auch wenn sich die Thekencrew des Schlachthofs von Gerres Drohungen nicht einschüchtern ließ und der Freibierhahn geschlossen blieb.
Einer Ankündigung bedarf das obligatorische Finale eines TANKARD Gigs wohl tatsächlich nicht mehr. Ohne „(Empty) Tankard“ ist in den letzten Jahrzehnten niemand nachhause gegangen und wird es wohl auch in den nächsten Jahren niemand tun. TANKARD bewiesen, dass sie nach der Corona-Pause bestens eingespielt sind und auch wenn das „The Meaning of Life“ Album wieder sträflich missachtet wurde, präsentierten die Hessen doch eine recht versöhnliche Setlist. Die Bierkrone ging diesen Abend zweifellos an TANKARD. Passend dazu hat man wohl noch kein Konzert erlebt, bei dem der Boden so flächendeckend mit Bier geflutet wurde. Starker Auftritt!
(c) Pics Twilight Magazin
Ort
Schlachthof Bremen