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  • The Hirsch Effekt im Musikzentrum

    | Paul Schnurer | Konzerte

Nach einer persönlichen Begegnung mit THE HIRSCH EFFEKT in einem Interview vor dem Konzert, war ich besonders gespannt auf ihren Auftritt. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht: ‚Virtuos‘, ‚Episch‘, ‚Absolut Grandios‘ – das waren die ersten Reaktionen der Menschen um mich herum, nachdem THE HIRSCH EFFEKT das Musikzentrum mit ihrer grandiosen Performance erfüllt hatten.“

Doch von vorn: Nach langer Zeit schafften es die Hirsche im Rahmen ihrer URIAN-Tour mal wieder ins heimatliche Hannover zurück. Mit im Gepäck war die Band KŸHL die im Vorabprogramm schon mal musikalisch zumindest die Richtung anpeilte, in die es gehen sollte. Die Kombo aus Gesang, Schlagzeug und Gitarre schaffte es mit einer verrückten Mischung aus Screamo-Elementen, Jazz, viel politischer Message, eingespielten gesprochenen Passagen und Wut sind die drei auf jeden Fall ein unglaublich intensives Erlebnis. Mir hat es auf jeden Fall gut gefallen und mit KRATZER von der aktuellen EP „nach Strich und Faden“ hat mich der Abschlusssong auf jeden Fall überzeugt.

Nach der anschließenden Umbaupause sollte es allerdings endlich richtig losgehen. Unter den ikonischen Klängen von YOUR LOVE stürmten die Hirsche, Geweih voraus, die Bühne, um direkt die Eskalation loszutreten. Unter den melodiös-martialischen Klängen von AGNOSIE bewegte sich selbst der Kopf des am härtesten eingesessenen Alt-Proggers und das Musikzentrum stand im Bann der sich zwischen Nebel und Strobo im Äther befindlichen Hirsche. Dieser Zustand wurde den ganzen Abend über aufrechterhalten. Die Menge extatisch, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Zumeist erfolgten zwischen den Songs noch nicht mal Ansagen, was das Erlebte noch intensiver machte. Einzig mit Songs des aktuellen Albums hielt man sich vornehm zurück, brachte stattdessen absolute Kracher wie INUKSHUK mit seinen zeitweisen fast sphärischen Anteilen oder ZOETROP von 2010, das noch etwas seichter daherkommt, aber auch Songs der während der Pandemie erschienenen EP „Solitaer“. URIAN sollte aber folgen und dieses etwas bösartig und martialisch daherkommende Epos eines Songs stellte für mich eines der Highlights des Abends da. Intensiv, anspruchsvoll, ausdrucksstark, vielseitig, viele geschlossene Augen, Menschen die versuchen all das in sich aufzunehmen, was für ein Moment. GRANICA im Anschluss steht URIAN in Bezug auf den Transport von Emotionen in nichts nach, sorgte aber durch die ruhigere Natur dafür, dass alle eine kleine Pause bekamen und sich umso besser auf Agora, den Opener des Albums, einlassen zu können. Der fast bardisch daherkommende Beginn in Kombination mit dem später einsetzenden Ilja, der seinen Bass an Schlagzeuger Moritz weitergegeben und sich selbst an Cello begeben hatte, die Stimme von Nils, all das in Kombination hat glaube ich jedem in diesem Moment berührt. Doch wie könnten THE HIRSCH EFFEKT uns in diesem Zustand lassen? Mit OTUS, LIFNEJ und KOLLAPS wurden alle wieder an die Hand genommen die absolute Vielseitigkeit des Artcore, was auch immer das genau sein soll, in weiteren Bruchstücken zu erleben. Um mich herum nur Verzauberte. Und so wundert es nicht, dass die Leute sich nach dem Abschlusssong MARA ganz und gar nicht mit einem Ende dieses grandiosen Abends anfreunden konnten. Und tosendem Applaus begeisterten THE HIRSCH EFFEKT mit ihrer Zugabe COTARD noch einmal das Musikzentrum. Weitere knapp 10 Minuten voller Emotionalität, Härte, wunderbarer Texte und Virtuosität wurden spendiert und mit entsprechendem Applaus honoriert. Anschließend ausschließlich Lob und Begeisterung um mich herum, egal ob das x-te Konzert oder das erste. Ich kann mich all dem nur anschließen. Wer auch immer für progressive, harte Klänge auch nur ein bisschen Offenheit übrig hat, sollte sich THE HIRSCH EFFEKT zumindest live ansehen (oder über das präferierte Medium anders zu Gemüte führen). Die Möglichkeit folgt dabei schon im neuen Jahr, wo die Hirsche wieder auf Tour sein werden.

Ort

Musikzentrum Hannover

Kategorie

Setlist

Agnosie
Palingenesis
Zoetrop
Inukshuk
Nares
Urian
Granica
Agora
Otus
Lifnej
Kollaps
Mara
Cotard

Spielzeit

1:45

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