Am Abend des TOOL-Konzertes betraten ich und meine Begleitung Daniel gegen 21.00Uhr die Arena-Mehrzweckhalle in Leipzig um uns TOOL live anzusehen. Während Daniel als ein eingefleischter TOOL-Fan bezeichnet werden kann, der mit großer Vorfreude dem Konzert entgegenfieberte, stand ich der Band bzw. der Musik eher skeptisch gegenüber: ich war an diesem Abend jedoch gerne dazu breit, mich von den Künsten und den Melodien TOOLs überzeugen zu lassen. Der erste Blick in das Innere der Konzerthalle war ehrlich gesagt enttäuschend, da die Zuschauer nur knapp die Hälfte des zur Verfügung stehenden Platzes beanspruchten. Allerdings muss hinzugefügt werden, dass die Leipzig Arena bei Konzerten für ca. 12.000 Personen Raum bietet und von daher ein ausverkauftes Haus nicht zu erwarten war. Noch immer mit zwiegespaltenen Erwartungen suchten wir unsere Sitzplätze auf, um auf den Konzertbeginn zu warten. Bereits um 21.20 Uhr begann TOOL zu spielen, wobei ich in den ersten 40 Minuten, bei dem was sich mir bot, stark bezweifelte, dass ich jemals ein Fan der Band werden sollte: Die Leute neben mir saßen eher regungslos auf ihren Sitzplätzen, nur ab und zu nickte jemand zur Melodie mit dem Kopf. Auch den stehenden Fans im Innenraum konnte ich keinerlei Begeisterung ansehen: ganz im Gegenteil war deren Verhalten so ruhig, dass sogar ich mich bedenkenlos in die Mitte der ersten Reihe getraut hätte. Daniel ist der Meinung die "Ruhe" des Publikums wäre passend zu der Musik: melancholisch eben und nicht gelangweilt. Naja, darüber können sich die Meinungen teilen. Meiner Ansicht nach war auch die Bühnenshow der Bandmitglieder nicht gerade mitreißend. Zwar war das gesamte Bühnenumfeld, passend zur Band sehr psychodelisch ausgerichtet - der Sänger Maynard James Keenan trug eine Art Gasmaske mit integriertem Mikro und die Bühnencrew war mit weißen Kitteln bekleidet - doch richtet sich der Sänger überwiegend den im Hintergrund stehenden Videoleinwänden zu und nicht dem Publikum. Außerdem war Herr Keenan insgesamt recht wortkarg. Während des gesamten Konzertes sprach er schätzungsweise 30 Worte zum Publikum. Um uns etwas Abwechslung zu verschaffen, beschlossen wir das Konzert doch lieber -wie es sich gehört- im Stehen mitzuerleben und mischten uns daher unter die Fans im Innenraum. Noch immer nicht von der Musik begeistert, außer vom Klang, der wirklich für ein Livekonzert unglaublich und beeindruckend klar war, lenkte ich mich ab, indem ich die Security Crew beobachtete. Normalerweise sind diese damit beschäftigt, divende Fans aus dem Graben zu helfen, doch diese gab es nicht. Daher verfolgte die Crew - meiner Meinung nach in einem übertriebenden Ausmaß von Gewalt - rauchende Besucher, da es sich um eine Nichtraucherveranstaltung handelte. Außerdem wurde jemand der Halle verwiesen, weil er ein Foto mit seinem Handy geschossen hat. Nicht zu fassen!!! Naja, zurück zur Musik. Die ersten 40 Mintunten waren rum und ich konnte es nicht glauben, mit dem Stück "Wings for Marie" und der dazugehörigen Laser- und Lichtshow begann mir das Konzert echt zu gefallen und die Begeisterung stieg von Lied zu Lied an. Genauso schien es allen anderen zu ergehen, denn plötzlich tanzte die gesamte Halle, die Zeiten des verhaltenen Kopfnickens waren vorbei. Mit Liedern wie "Lateralus", Aenema" und "Vicarious" wurde das Publikum noch etwa 60 min verzückt und ich ebenso. Nach insgesamt 1h 50min und einem guten musikalischen Querschnitt durch alle Alben hörte die Band auf zu spielen. Ich muss gestehen, ich war von der Spieldauer vorerst positiv überrascht, denn ich rechnete noch mit einer Zugabe. Umso mehr verwundert und schockiert war ich jedoch, als sofort das Licht in der Halle angestellt und Musik von CD eingespielt wurde: ohne Zugabe! Wo gibt´s denn sowas? Na gut, das Konzert war also vorbei und auf dem Heimweg machte ich mir so meine Gedanken, welche Einstellung ich nun zu TOOL habe. Zusammenfassend lässt sich dazu sagen, dass ich die Musik besser finde als vor dem Konzert. Eine gewisse Begeisterung hat mich durch den Live-Auftritt schon ergriffen. Trotzdem finde ich den Ticketpreis von 43 Euro recht hoch und ich bin mir nicht sicher, ob ich für ein nochmaliges Konzert diesen Betrag ausgeben würde. Dafür bin ich dann doch nicht Fan genug.