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  • Wolfsnächte Tour 2012

    | Thorsten Zwingelberg | Konzerte
“Ohhhh Mann. Ooocch, ich bin völlig fertig. Die Bereifung ist ab. Mann oh Mann, daran werd ich erst mal eine Weile zu knapsen haben. So was, also nee. Hättest du ne Kiste Bier im Auto gehabt und hätte ich nicht fahren müssen, hätte ich mich nach dem ersten Song zugeballert.“ Nennen wir dieses etwa 10minütige Jammerrede auf meiner Rückbank nach der Wolfsnacht in Hannover mal „Beachs Lament“. Doch zurück zum Anfang.

 

Wir schreiben Palmdonnerstag, den Tag an dem die christliche Gemeinde das letzte Abendmahl feiert und ein Blick zum Himmel zeigt, dass wir auch noch Vollmond haben. Die perfekten Voraussetzungen also, um die Wölfe heulen zu lassen. Die vierte Station der Wolfsnächte Tour 2012 war das Musikzentrum in Hannover, welches gegen 19 Uhr bereits gut gefüllt war.

Mit Lonewolf hatte man sich einen ordentlichen Anheizer ins Billing geholt. Die Franzosen können mittlerweile auf eine recht ordentliche Auswahl guter Heavy Metal Kracher zurückschauen. Entsprechend wohlwollend wurden Songs wie „Viktoria“, „Army of the Damned“, „Hail Victoria“ oder „The Dark Crusade“ dann auch vom Kuttentragenden Publikum aufgenommen. Nach 30 Minuten war der Zauber vorbei und man darf der Band attestieren, ihren Job gut gemacht zu haben.

Ich hatte dann zwar Mystic Prophecy erwartet, doch zunächst waren die Hanseaten von Stormwarrior an der Reihe. Die Hamburger haben ja mit „Neathen Warrior“ letztens ein weniger starkes Album auf den Markt geworfen. Live funktionierten Songs wie der Titeltrack allerdings. Trotzdem war das Material des Vorgängers auch an diesem Abend Höhepunkt der Metalshow: „Metal Legacy“, „Ragnarök“ oder „Heading Northe“. Lars & Co lieferten eine sehenswerte Heavy Metal Show ab und gehörten mit ihrem an ganz alte Helloween oder Running Wild Sounds erinnerndem Hartmetal zu den rohsten Vertretern ihrer Gattung an diesem Abend. Wer nach dieser Show noch behauptet mehrstimmige Gitarrenläufe gehörten nicht in einen Metal Song, der gehört endgültig in die Klapse.

Mystic Prophecy hatten dann als erste Band die gesamte Bühne zur Verfügung. Und diese brauchten sie auch, denn das Gitarristengespann Markus Pohl und Laki Ragazas tobten über die Bretter, als seien sie gerade erst von der Leine gelassen. Was bei Stormwarrior mit dem obligatorischen Ventilator neben der Box von Gitarrist Alex begonnen hatte, wurde nun noch weiter verfeinert: Heavy Metal Posing vom Feinsten. Hier folgen die Haare, die drei Axtmänner erprobten sich in Marathon Powerstellung und Frontmann Roberto D. Liapakis setzte alles daran, dass Publikum in Wallung zu bringen. Nachdem er mit Osterhasenanspielungen und Fragen nach dem Spielstand beim Hannoverspiel nicht wirklich Punkten konnte, beschränkte er sich auf ein simples „Männer/Mädels wo seid ihr?“ und erhielt dann auch die erwünschten lautstarken Reaktionen aus dem vollen Zuschauerraum. Der Fünfer hatte sich auf einen energiegeladenen Ritt durch die Discographie vorbereitet, so dass es von hart bis fast zart alles auf der Speisekarte gab, was dem Metalfan Freude bereitet: Tot he Devil We Pray“, „Evil Empires“ oder „Hollow“ und „Ravenlord“ vom aktuellen, gleichnamigen Album. Die Jungs fanden die richtige Mischung aus eingängigen Melodien und messerscharfen Riffs, so dass man nach der Show richtig Bock hatte, die Scheiben der Band mal wieder aus dem Schrank zu kramen.

Zwei Stunden vor Mitternacht war es dann jedoch Zeit für den Headliner des Abends: Powerwolf. Die Gebrüder Greywolf und ihre Jungs hatten zum Gottesdienst geladen und die Gemeinde war vollständig erschienen. Mit ihren gregorianischen anmutenden Metalhymnen hat sich der Fünfer ja seit ihrem Debüt „Return in Bloodred“ (2005) eine eigene Nische geschaffen, auch wenn man natürlich Einflüsse von teutonischen Bands wie Running Wild, US Power Metal sowie der NWoBHM durchhören kann.

Die Liturgie des Abends orientierte sich im Wesentlichen an der Playlist des jüngst via Metal Hammer veröffentlichten Livealbums. Nach dem obligatorischen Intro „Lupus Daemonis“ preschten die Wölfe wie ein bluthungriges Rudel auf die Bühne, um mit dem genialen „Sanctified With Dynamite“ einzusteigen. Ein genialer Songs, der das Spagat zwischen brachialen Riffs und ohrwurmartigen Melodien schafft. Weiter gings mit „Prayer in the Dark“ und „Raise Your Fist, Evangelist“. bester Song im Gepäck der Band ist meiner Meinung nach natürlich „We drink your Blood“ – eine Hymne, die entsprechend abgefeiert wurde. Vor allem die Greywolf-Brüder überzeugten durch ihre energiegeladene Show, die an die Glanzzeiten des Heavy Metal erinnerten. Frontmann Attila konnte das Publikum durch seine theatralische und doch amüsante Präsenz in den Bann ziehen. Er zeigte sich als gewitzter Spielmacher, der gekonnt mit den Fans interagierte und zudem durch seine einzigartige Stimme Akzente setzen konnte.

„Werewolves of Armenia“, „Dead Boys Don’t Cry“, „Resurrection by Erection“, “Saturday Satan“ und “Catholic in the morning... Satanist at night“ gehörten ebenso auf die Playliste wie „Kiss of the Cobra King“. Powerwolf haben es von der ersten Sekunde geschafft für geniale Stimmung zu sorgen. Entsprechend wurden sie auch abgefeiert. Während Keyboarder Falk Maria Schlegel doch stellenweise doch eher wie der von Otto Walkes beschriebene „wandernde Irre“ wirkt, wenn er wild gestikulierend über die Bühne tobt, haben Powerwolf doch insgesamt gezeigt was der Begriff „Show“ eigentlich bedeutet – denn genau das haben sie an diesem Abend abgeliefert: eine geniale Metal Show. Vom Sound über das Make Up, die fette Lichtshow und die Laufbereitschaft und das Posing der Band hat hier alles ein stimmiges Bild ergeben, welches den Eintrittspreis von 21 Euro mehr als gerechtfertigt hat.

Während sich auf der Bühne noch der letzte Nebel verzog, und der Vollmond von Wölkchen verdeckt wurde, konnten wohl alle Anwesenden zufrieden gen Heimat ziehen. Na ja, alle bis auf Beach. Denn bei ihm haben Schminke und die vielen Ohs und Ahs offenbar für den größten Kulturschock seit Sabbaton in Peine gesorgt. Damit bestätigt die Ausnahme mal wieder die Regel. Und wer die Chance hat, die Tour noch zu besuchen, ist gut beraten dies auch zu tun. Auch bei diesem Package ist das Konzept des Veranstalters mehrere namenhafte Bands zu einem interessanten Packet zu schnüren und dieses zu einem annehmbaren Preis anzubieten aufgegangen.

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