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Gut zehn Jahre nach dem Erscheinen der inzwischen vergriffenen ersten Auflage von ´Choosing Death´ kommt das Buch nun erneut auf den Markt. Erfreulicher Weise handelt es sich nicht um einen einfachen Nachdruck, sondern um eine überarbeitete und erheblich erweiterte Neuauflage.

„Don´t judge a book by it´s cover“ ist eine sicherlich richtige Weisheit. Trotzdem kann es nicht schaden, wenn ein gutes Buch mit einem entsprechenden Äußeren auftritt. Das eher mäßige Cover der Erstauflage wurde durch ein stimmungsvolles Dan Seagrave Bild abgelöst. Und auch das Hardcover ist hochwertiger als das Paperback des Originals.
Dafür, dass der Vorgänger lesenswert war, spricht die Tatsache, dass das Buch inzwischen zum Teil für über 100 Euro gehandelt wird.

Das Buch ist sowohl chronologisch als auch regional gegliedert. Den Anfang macht (nach einem Vorwort von John Peel) die britische Szene mit den ersten Gehversuchen von NAPALM DEATH und Co.
In der Folge geht es dann über den großen Teich und zu den Anfängen von MANTAS (später DEATH), MORBID ANGEL und Co. Bis auf kurze Passagen zu SEPULTURA bleibt die südamerikanische Szene außen vor. Da muss man sich bei Interesse mit ´Extremety Retains´ oder ´Pentagram´ behelfen. Auch Europa findet Berücksichtigung, vor allem Schweden und die Niederlande werden ausführlich behandelt, was bei dem Aufkommen an guten Bands auch Sinn macht.
Es ist schon bemerkenswert zu lesen, was die Musiker ihrer Passion unterordneten und permanent umzogen, ohne die Aussicht auch nur ansatzweise bekannt zu werden. Genau diese nahezu naive Begeisterung macht das Besondere aus und die wird es zumindest in diesem Genre nicht wieder geben (können). Welcher Labelboss verkauft heute noch sein Auto, um das Geld zu haben, eine ihn begeisternde Band erstmals ins Studio zu schicken?
Im weiteren Verlauf des Buchs wird dann deutlich, wie die Szene durch den Hype Anfang der 90er gleichzeitig profitiert und sich das eigene Grab schaufelt. Digby Pearson (Gründer von Earache) geht da ehrlich mit sich und dem Rest der Szene ins Gericht. Es ist wohl menschlich, dass viele versuchten den Hype für sich auszuschlachten. Spätestens als Majors in die Szene kamen, war es um den unschuldigen Enthusiasmus geschehen.
Neu hinzugekommen sind zwei Kapitel, in denen es um die Reunions geht. Ohne Wertung werden da verschiedene Herangehensweisen dargestellt. Von REPULSION, die nicht daran denken, ein neues Album aufzunehmen bis zu AT THE GATES, die bekannter Maßen wieder aus allen Rohren feuern.
Positiv an dem Buch ist, dass es auch für Szenekenner neue Anekdoten zu entdecken gibt, ohne dass dabei irgendwelche Schmutzwäsche gewaschen wird. Es wird niemand der Berücksichtigten irgendwie lächerlich gemacht. Autor Albert Mudrian nimmt sich mit seinen Meinungen angenehm zurück und feiert sich selbst auch nicht so wie es beispielsweise Nicola Costantini in seiner ´Encyclopedia Of Svensk Döds Metall´ macht.
Bei den Fotos greift Mudrian erfreulicher Weise nicht auf bereits bekannte Promofotos zurück. Auch Setlist von Reunion Shows werden gezeigt, das ist für mich interessanter als ausschließlich performende Musiker zu sehen.
Schade ist, dass es bei der Auflistung der Protagonisten kein Register gibt, das ist doch heutzutage kein Problem mehr und würde das Nachschlagen zwischendurch wesentlich erleichtern.
Wie gut dieses Buch die Stimmung der ersten Tage der Szene wiedergibt, macht die Tatsache deutlich, dass Nicke Andersson nach dem Lesen wieder so viel Bock auf Death Metal hatte, dass er DEATH BREATH gründete. Wer sich für Death Metal und Grindcore interessiert und dieses Buch noch nicht in seinem Schrank hat, muss spätestens jetzt zuschlagen. Wer es bereits besitzt, muss sich überlegen, ob ihm das üppige Bonusmaterial den erneuten Kauf wert ist. Sein altes Exemplar lesen sollte man auf jeden Fall mal wieder.

Limitierte Erstauflage im Hardcover
Seiten: 376, 399 Abbildungen
Sprache: deutsch
Preis: 21,90 Euro
ISBN: 978-3-940822-08-6

Kategorie

V.Ö.

19. September 2016

Verlag

Iron Pages

Bewertung

1