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Borderlands 2

  • Erstellt am: Sonntag, 30 September 2012
  • Plattform: PC - Playstation 3 - Xbox 360
  • V.Ö.: 21 September 2012
„Lieber Claptrap,

schön endlich mal wieder was von dir zu hören. Der Inhalt deines Briefes erschließt sich mir zwar nicht ganz, und nebenbei wäre es mir neu, dass meine Mutter das Ergebnis einer folgenschweren Nacht zwischen einem Skag und einem Bullymong ist, doch bin ich froh, dass du zwischen diesem ganzen Schnee und Eis noch in der Lage bist, deine bekloppten, quietschstimmigen Ergüsse durch deine tourettösen Elektronen zu schleusen.

Du hast also einen Job bei Handsome Jack bekommen? Als Kammerjäger-Leichenbeseitiger? Nunja, ich denke das ist eine Tätigkeit die endlich mal zu dir passen könnte. Du weißt schon… hier einen Arm rausreißen, da ein Bein annähen… du könntest einen menschlichen Oktopus basteln! Aber hey, das ist meine Idee! Nenn ihn… „Okto-Erwin der oberflächlich obsolete Meeresfreak“. 50% des Gewinns geht an mich. Das wird großartig! Aber gerade bei diesem Handsome Jack… für einen Diktator zu arbeiten ist immer so eine zwiespältige Geschichte. Und dann noch für den Chef der Hyperion Corporation… Aber okay, es ist dein Ethik-Modul.

Okay, ich muss los. Der 15:00 Uhr Banditenüberfall geht gleich los. Und es ist immer so witzig wenn diese kleinen maskierten Inzest-Zwerge vom Rückstoß ihrer Shotgun auf den Boden plumpsen. Ha. Ha. Hahaha. Ha.

Tschüss.“

Während ein gewisser „Wera Uchim Mer“ sich um die Zustellung des Briefes kümmert, wird eine kleine Handpuppe, gefertigt aus den Überresten überfahrener Triebtäter versuchen, euch annähernd nahezubringen wie grandios Borderlands 2 geworden ist. Oder eben auch nicht. Kann letztendlich ja jeder selbst entscheiden. Scheiß Meinungsfreiheit.

„Also, willkommen zurück auf Pandora ihr Ego-Shooter-Rollenspiel-Freaks. Um das wichtigste vorweg zu nehmen: Ja, Borderlands ist noch immer Borderlands. Alles was den schrägen Genre-Pionier ausgemacht hat, ist erhalten geblieben; Endzeit-Stimmung, Cell-Shading-Optik, Erfahrungspunkte sammeln, Missionen erledigen, verrückte Charakere und mehrere FICKKILLIONEN von Waffen.

                  
                   Vier Kammerjäger, das passende Vehikel, literweise Blut.


Auch diesmal dürft ihr euch zwischen einem von vier Charakteren mit eigener Spezial-Fähigkeit und eigenen Skilltrees entscheiden. Maya die Sirene, die mit magischen Fähigkeiten ausgestattet ist, dem Gunzerker Salvador, der mit zwei Waffen unterwegs ist, Axton, der ein stationäres Geschütz aus dem Hut zaubert und Zer0, der sich auf Zeit tarnen kann, indem er ein Duplikat von sich erschafft, um seinem Gegner von hinten eins mit seinem Schwert überzuziehen. Aufmerksame Fans bemerken schnell den Einfluss des Vorgängers, denn die Rollen der Charaktere sind im Grunde erhalten geblieben, was man an der Möglichkeit der Optimierung durch die Fertigkeitspunkteverteilung schnell merkt. Der schlaksige Zer0 macht beispielsweise, wie Mordecai aus dem ersten Teil, auch als Sniper eine sehr gute Figur.­­

     
        Durch die Skilltrees könnt ihr die Charaktere wie gehabt eurer Spielweise anpassen.


Im ersten Teil durftet (oder eher „musstet“) ihr Feierabend machen, nachdem ihr als schatzgeiler Kammerjäger erfolgreich die begehrte Schatzkammer geöffnet habt, nur um festzustellen, dass sich da ein riesiger Alien-Zellhaufen, mit dem Namen „Der Zerstörer“ (…), inklusive riesigem Auge eingenistet hat. Kein Problem , das Ding wurde wegeskaliert und man konnte seinem Koop-Kameraden stolz auf die Schulter klopfen. Direkt hier knüpft Borderlands 2 an: Das Öffnen der Kammer hat das außerirdische Element „Iridium“ freigesetzt, welches (natürlich) hervorragend zur Herstellung von Waffen eingesetzt werden kann. Man stelle sich vor, auf den Äckern von Somalia würde plötzlich Uran wachsen… ähm, ja.

Fast zeitgleich kochen auch noch Gerüchte über eine noch größere Schatzkammer hoch. Dieser Umstand ruft natürlich einige komische Dudes auf den Plan: Handsome Jack; überheblicher Zyniker, Psychopath und Chef der Hyperion Corporation, der mal eben den gesamten Planeten unterwirft, um sich das Iridium unter den Nagel zu reißen und jede Menge Kammerjäger, wozu auch unser heroisches Quartett gehört.

Handsome Jacks Kammerjäger-Friedhof gerade noch entronnen, macht ihr euch also auf den Weg diese Kammer zu finden. Dabei seid ihr entweder allein oder mit bis zu drei weiteren Kollegen (Lokal im Splitscreen oder Online) unterwegs. Das hat beides Vor- und Nachteile; im Splitscreen habt ihr den Vorteil euch besser absprechen zu können, denn dies ist im zweiten Teil auch mehr von Nöten als im Ersten; aber dazu gleich. Inklusive ist auch hier: Gemeinsamer Jubel, Meckerei und Konsum von alkoholischen Getränken.
Im Online-Modus habt ihr zwar mehr Bildschirmfläche, aber die Absprache funktioniert, jedenfalls bei Random-Gruppen, weniger gut bis gar nicht, wenn eingeworfene Hinweise und Vorschläge komplett ignoriert werden.

Seid ihr dann erstmal unterwegs und die ersten Psychopathen rennen schreiend und Axt schwingend auf euch zu, gilt es diesmal mehr sich richtig zu positionieren und den richtigen Waffenelemtarschaden zu nutzen. Neu implementiert ist der „Slag“ (nicht Swag)-Schaden, welcher jeden weiteren anderen Elemtarschaden verstärkt.
Allgemein verhält sich die KI taktischer; da wird nach Verstärkung gerufen, ausgewichen und Kamikazemäßig selbstexplosiv gekämpft. Irgendwie ist da aber noch der Mutantenwurm drin, denn viel zu oft reagieren die Gegner einfach nicht, wenn man munter angestapft kommt und man mit erhobener Waffe geradezu eine Slayer Coverversion von „Time To Say Goodybe“ growlt.

  
   Auch wenn Pandora jetzt unter Schnee und Eis liegt, heißt das nicht, dass es nicht heiß
    her geht. Explodierende Fässer aller Art, Granaten und die erwähnte Anzahl an Waffen
    lässt euch freie Hand beim Tötungswahn.


Ich weiß wirklich nicht ob es an mir liegt, oder zufällig auch an meinem Koop-Kameraden dem’s genauso ging, aber trotz wiederholt-lobenswertem Einsatz von Fahrzeugen aufgrund weitläufiger Maps, ist auch diesmal die Steuerung genau dieser echt nervig. Wenn man sich regelmäßig beim Wenden vorkommt wie Daniela Katzenberger bei der Führerscheinprüfung, trübt das den Spaß zwischendurch erheblich.

Neu integriert ist das, fast automatisch ablaufende, Sammeln von Bad Ass-Rängen. Im Grunde sind das kleine Mini-Achievements, durch die ihr Punkte kassiert, die ihr in Fähigkeiten eurer Charaktere steckt. Töte 10-50-100 Exemplare von der und der Gegnersorte, töte so und so viele durch Granaten/Headshots et cetera, sammelt so und so viele lilane Waffen; ihr wisst was ich meine. Verbessern könnt ihr dadurch Attribute wie Maximale Lebenspunkte, kritischer Trefferschaden, Schildaufladegeschwindigkeit und so weiter. Nichts weltbewegendes, aber ist eben eine der Sachen die dem Gameplay einen neuen Touch geben, ohne so sehr ins Spiel einzugreifen, dass man Gefahr läuft etwas an der Borderlands-Philosophie zu ändern.

Schlussendlich habt ihr mit BORDERLANDS 2 einen mit Sex, Drugs & Dubstep durchtränkten Shooter, der seinem Vorgänger treu bleibt. Mal ernsthaft, alles andere wäre auch völlig hirnrissig gewesen. Mit Borderlands hat das Entwicklerstudio Gearbox Software einfach eine konkurrenzlose Marke geschaffen, die sich vorerst nur selbst ein Bein stellen kann.
Generell kann man den Jungs und Mädels von Gearbox zu ihrer Coolness nur gratulieren. Einen verstorbenen Fan zu ehren, indem dieser als NPC ins Spiel integriert wird, einen virtuellen Heiratsantrag durch den liebenswerten Roboter Claptrap auszurichten; so etwas zeugt einfach davon wie viele Gedanken sich gemacht werden und wie viel Überzeugung und Philosophie hinter der Arbeit steckt.
Es soll ja dennoch auch Leute geben, die mit dem ganzen Gameplay überhaupt nichts anfangen können, die brauchen sich dann aber auch gar nicht erst die Mühe machen, um in den zweiten Teil zu schauen. Der große Rest kann sich getrost Urlaub nehmen oder die Wochenendplanungen verwerfen, denn es stehen endlose Nächte voller WUB WUB an.“ (Yes, ich hab’s doch noch eingebaut!)