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Wer sich des Morgens zum benachbarten Discount-Markt aufmacht, der kann erleben wie ein Banker-Anwalt-Versicherungsfutzi im besten Alter mit seiner Nobelkiste mitten auf dem Behindertenparkplatz parkt, obwohl tatsächlich außer mir und ihm nur noch ein einziges anderes Auto auf dem großen Parkplatz zu finden ist. „Der Ärmste, bestimmt eine geistige Behinderung.“ möchte man da denken. Oder einfach Phil Hubbes Cartoon zum Thema (S.110) hinter die Windschutzscheibe klemmen! Aber der Zeitgeist hält natürlich noch viele weitere Abgründe parat.

 

Bekanntlich gibt es mittlerweile nichts was es nicht gibt und ein Blick in Zeitschriften und Fernsehen zeigt auch, dass kein Thema flach und dumm genug ist, um nicht mit reißerischen Worten und spektakulären Bildern präsentiert zu werden. Wann es das „Abgrund-Fucking“ (S.117) oder die „Pissa-Studie“ (S.116) endlich in die Boulevardsendungen schaffen, weiß ich nicht. Aber wenn es so weit ist, denkt daran, wo ihr zuerst darüber gelesen habt: in „Coole Bilder“. Und nicht erst seitdem ich vorhin an das „Consumer Care Center“ einer großen Bank geschrieben habe, fragt man sich, ob man nicht doch der Gesellschaft zum Schutz der deutschen Sprache beitreten sollte. Das hat sich wohl auch Freimut Woessner gefragt, als sie den Text zu ihrem Cartoon über den „Unterwegsfernsprecher“ von „Apfel“ geschrieben hat. Und eins muss man der modernen Kommunikationstechnik ja auch lassen, der Fakt, dass man nun überall im „Weltnetz wellenreiten“ kann ist doch wirklich ziemlich „kühl“ (S.123). Da ist es kein Wunder, wenn die „Analog-Card“ vom Aussterben bedroht ist (S.97), der Aktualität von Tweets kaum noch jemand folgen kann (S.71) oder Gefühle von Einsamkeit bei Teenagern auftreten, weil sie ihr Handy verloren haben (S.65). Und wer hat da kein Verständnis für die Pinguine, wenn sie sich für Google Earth zum überdimensionalen Stinkefinger in Position bringen (S.49)? Immerhin ist es Dorthe Landschulz anhand bislang unbekannter Quellen gelungen zu belegen, dass zwischen dem Wortschatz der Höhlenmenschen und unserer Jugend Welten liegen: „Yolo“, „OMG“, „LoL“ und „Rofl“ dürften ja zweifelsohne zur Krone der Sprachentwicklung gehören, da kann ein einfaches „Grunz“ doch keinen Neandertaler mehr hinterm Feuer hervorholen (S.98). Und über die Tatsache, dass man nur erlebt hat, was man auch per Handy festgehalten hat, berichteten der Kollege Lison und ich ja im Zusammenhang mit dem SEETHER Konzert in Hannover bereits – Gerhard Haderer ist jedenfalls dafür zu danken, dass er unsere Theorie auch für den Strandurlaub belegen konnte (S.41). Apropos Kollege Lison: Bereits in den 80er Jahren gehörte er auf Wolfenbüttler Schulhöfen zu den absoluten Knallern, wenn er gegenüber der Damenwelt behauptete, er sei Arzt und könne durch Handauflegen die Brust vergrößern. Heute ist die iPad Vergrößerungsgeste dermaßen alltäglich, dass der jugendliche Lover ganz intuitiv bei seiner Freundin Hand anlegt (S.82). Und auch der fast der utopischen Literatur zuzuordnende Witz von Ringellöckchen Fips Asmussen über drei Bauern im hamburgischen Stripclub, von denen einer mit seiner EC-Karte 200 Euro bei der Stripperin abhebt, ist längst Wirklichkeit geworden, wie der Cartoon von André Sedlaczek auf S. 82 zeigt.

Auch mit dem Thema „Coole Bilder – Cartoons mit Zeitgeist“ ist es den Herausgebern Wolfgang Kleinert und Dieter Schwalm wieder gelungen die Creme de la Creme der deutschen Cartoonisten für ihr Anliegen zu gewinnen. Von Birte Strohmayer, über Peter Thulke, Ralph Ruthe, Martin Perscheid, Michael Holtschulte, Gerhard Haderer bis hin zu Peter Butschkow, Burkh und Miguel Fernandez sind alle namenhaften Cartoonisten vertreten, um auf gut 160 Seiten die Niederungen des menschlichen Zeitgeistes auf unterhaltsame und oftmals komische Weise zu entlarven.

Erst auf den zweiten Blick weiß man oft nicht, ob man lachen oder doch lieber weinen soll, wenn man sich die gut 160 Seiten menschlicheren Dumm- und Sinnlosigkeit anschaut. Nur eins ist klar: Wer sich an „Coole Bilder“ heranwagt, braucht starke Nerven, um den Glauben an die Menschheit nicht endgültig zu verlieren. Hoffen wir mal auf eine Fortsetzung der Serie – genügend lebenswirkliche Vorlagen dürften sich ja finden lassen!

Und nun „liked“ uns mal fleißig, denn bekanntlich existiert nur, wer genügend „likes“ auf sich vereinigen kann. Nicht umsonst druckte der berühmte Philosoph und Installationskünstler Amiga A. Ple kürzlich auf seinem 3D-Drucker die unvergesslichen Worte „No Likes – No Glory“ aus, um sie

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