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1914 - The Blind Leading The Blind

| Kersten Lison | Musik Reviews

Dabei geht es nicht um irgendwelche Heldentaten oder Glorifizierungen, sondern um die verschiedenen Facetten der „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts, und zwar u.a. um die Schlacht bei Gallipoli, um das Sterben bei Verdun oder um den Gaseinsatz bei Ypern.

Zum Leben erweckt werden diese Ereignisse durch einen wirklich herausragenden deathigen Doom Metal mit blackened Sludge Metal Anteilen, der zudem durch ein hohes Maß an düsteren, martialischen und atmosphärischen Melodien angereichert wird. Bestens zu beobachten in dem Track 'High Wood. 75 Acres Of Hell', der sich gekonnt im Spannungsfeld zwischen schwarzmetallischen diabolischen Tempo und versöhnlicherer, fast schon hymnischer Eingängigkeit bewegt. Hammer! In 'Beat The Bastards' wird der Druck und die Dynamik noch einmal erhöht, wobei es auch immer wieder zu infernaler Entschleunigung inklusive genialer Grooves kommt.

Ein weiteres Highlight ist der Song „Passchenhell“, bei dem niemand Geringeres als Dave Ingram (BENEDICTION, BOLT THROWER, JUST BEFORE DAWN) zu hören ist. Ein Track, der nicht nur durch seine besondere Doomigkeit und Death-Metal-Atmosphäre zu überzeugen weiß, sondern auch durch die phänomenal eingesetzten Streicher. Weltklasse! Ein Wechselbad der Gefühle ist auch 'C'est Mon Dernier Pigeon', zumal sich nicht nur tiefe Growls im Wettstreit mit höllischen Krächzen zu befinden scheinen, sondern auch die melodische gothic-metallische Düsternis ihres Gleichen sucht, die zudem ein wenig an VALLENFYRE erinnert.

Bei 'Stoßtrupp' spürt man nahezu die adrenalingeschwängerte Gefahr der Kämpfer der ersten Reihe, zumal hier besonders die instrumentalen Partien inklusive der wabernden Gitarrensoli punkten können. Die 'Einhundert-Tage-Offensive' ist mit ihren 10.01 Minuten ein wahres Epos geworden, das vor allem durch die epischen, traurigen, ruhigeren sowie die furiosen, hoffnungsfrohen Passagen besticht. Schwermütige Verzweiflung trifft auf beflügelnde Hoffnung. In 'Arrival. The Meuse-Argonne' stechen im Besonderen die Doomigkeit und die PARADISE-LOSTsche Melodik hervor, die in 'A7V Mephisto' in düsterer Hinsicht zu wahrer Meisterschaft entwickelt wird.

Fazit: Die ukrainischen blackened Death Doomer von 1914 haben mit „The Blind Leading The Blind“ ein wahres Opus erschaffen, das dem Ersten Weltkrieg nicht nur in eindrucksvoller Manier den gebührenden Platz in der musikalischen Erinnerungskultur sichert, sondern das zugleich durch die gelungenen Komposition von Black, Death und Doom Metal die verschiedensten Facetten des Krieges mehr als überzeugend mit Leben, Dramatik und Anschaulichkeit füllt. Kaufen!
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