Nelson Mandela sagte einst über ABDULLAH IBRAHIM, er sei der Mozart Südafrikas. Zur Biographie: 1934 wurde er als Adolph Johannes Brand in Kapstadt geboren. Anfang der 1960er Jahre siedelte er nach Europa über, konvertierte - ähnlich Steven Demetre Georgious, besser bekannt als CAT STEVENS - zum Islam und führte damit auch eine Namenskonversion durch.
Das Album Solotude hat mit My Journey, My Vision noch einen Untertitel. Digital ist es bereits seit dem 26.11.2021 verfügbar, Mitte Januar 2022 kommt es nun gepresst auf CD oder Vinyl in den Handel. Zur Bemusterung liegen 21 Stücke vor, auf dem Begleitschreiben sind 20 Stücke aufgeführt. Blue Bolero [Radio Edit] ist damit als Bonus zu benennen. Es ist unklar, auf welchem Format jenes Stück zu finden ist. Er nimmt 2:09 min von der Gesamtspielzeit des Musterungsexemplars ein.
Für gewöhlich gibt ABDULLAH IBRAHIM jährlich zu seinem Geburtstag ein Konzert. Durch SARS-CoV2 musste es ausfallen, aber man entschied sich stattdessen zu einer Solokonzertaufnahme. Und diese erfolgte im für seine besondere Akustik bekannten Konzertsaal des "Hirzingers"/Hotel Söllhuben in Riedering zwischen Simsee und Chiemsee. Warum dieser Ort? ABDULLAH IBRAHIM hat seinen Lebensmittelpunkt vor einigen Jahren im Chiemgau festgelegt. Würde ich auch tun.
Sich das Geburtsjahr vor Augen führend hört man einen (zum Zeitpunkt der Aufnahme) 86-jährigen Musiker am 9. Oktober 2020 in dem altehrwürdigen Hotel musizieren.
In der U-Musik schätze ich als Pianisten Billy Joel wie auch Tori Amos, in der E-Musik habe ich mir irgendwann mal von der Süddeutschen Zeitung den "Klavier Kaiser" gekauft, eine CD-Sammlung, die einer der renomiertesten Musikkritiker, Joachim Kaiser, zusammenstellte und kommentierte. Im Jazz bin ich noch vertraut mit dem schwedischen ESBJÖRN SVENSSON TRIO (e.s.t.), um den Pianisten Esbjörn Svensson (der 2008 bei einem Tauchunfall verstarb).
Da sowohl ABDULLAH IBRAHIM wie auch e.s.t. dem Jazz zugeordnet werden, vergleiche ich zwischen der Musik auf Solotude und der mir bekannten Diskographie e.s.t. Die Schweden stehen für sehr viel experimentelleren Jazz. Die Titelauswahl auf Solotude besteht aus neuen Kompositionen und älteren, hierfür umarrangierten Liedern. Welche das betrifft, kann ich nicht sagen.
Mein Eindruck ist: ABDULLAH IBRAHIMs Art des Spiels und der warme Klang des Flügels liefern ein Wohlgefühl, aus dem man auch nicht aufschreckt, wenn eine bewusst gesetzte Dissonanz erscheint. Es ist also sehr getragene Musik, zu der man Wein, Whisk(e)y oder Gin genießt (oder auch was alkoholfreies). e.s.t. ist nicht zum Abschalten, dazu ist das Zusammenspiel des Trio zu aufregend - und die Musik bisweilen auch.
Solotude hat mir als reines Instrumentalalbum im Gegensatz zu den Platten mit instrumentalem Prog-Metal/Djent sehr gut gefallen.
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
21 Blue Bolero [Radio Edit]