Auch wenn der Redaktionskollege Zwingelberg es nicht glauben kann. Ich habe ALCEST-Stücke schon lange auf meinem MP3-Player. Denn die Franzosen vermochten es schon immer, düstere und melancholische Klänge mit verhaltener rockiger Härte zu verbinden. Inwiefern das je Metal war, darüber lässt sich sicherlich streiten. Doch nichtsdestotrotz ist diese Musik klanglich einzigartig.
Auf ihrem nunmehr viertem Album "Shelter" gehen Mastermind Neige, der sich für die meisten Instrumente verantwortlich zeichnet, sowie Schlagzeuger Winterhalter ihren einmal eingeschlagenen Weg konsequent fort: Denn sie verweben ihr kreatives Potenzial zu sphärischen Klang- und Soundteppichen, die einen in nahezu hypnotischer und meditativer Manier auf eine Reise weg vom eigenen Ich nehmen. Endlich einmal Musik, die einen zum Träumen, zum Gedanken-Schweifen-Lassen oder zum Stress-Vergessen animiert, wie das über 10 Minuten lange 'Délivrance' bestens unter Beweis stellt. Etwas fröhlicher, aber nicht minder nachdenklich kommt die erste Single-Auskopplung 'Opale' daher. Eine Verkörperung der musikalischen Leichtigkeit des Seins. Wer da noch schlechte Laune hat, ist selber schuld. Da kann man es auch verschmerzen, dass die rockigen Elemente zugunsten von klanglich-epischer Tiefe minimiert wurden. Dennoch herrlich schrammelig der titelgebende Track 'Shelter', herrlich düster melancholisch 'La Nuit Marche Avec Mio'.
Aber wie auf dem legendären THE CURE Album "Disintegration" extra gefordert wird, die Musik aufzudrehen, so sollte auch "Shelter " nicht allzu leise gehört werden. Denn nur so kann sich das Album richtig entfalten.
Ähnlichkeiten mit SIGUR RÓS sind nicht von der Hand zu weisen. Die Vergleiche gehen auch nicht ganz fehl, wurde der Longplayer doch auf Island mit Birgir Jón Birgisson aufgenommen, seines Zeichens Produzent von SIGUR RÓS.
Inhaltlich geht es um die Flucht aus dem routinierten, unbewussten Alltagstrott an Orte, an denen man sich mit dem wahren Wert der Dinge beschäftigen kann. Eine überaus philosopische Frage, der man mithilfe von "Shelter" problemlos nachgehen kann. Na, dann, let's think about it, baby!
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
Line Up
Neige : guitars/bass, synths and vocals
Winterhalter : drums