Handelt es sich bei „Tales from the Thousand Lakes“ tatsächlich um einen Klassiker? Diese Frage des Kollegen Lison kann man nur mit JA beantworten. Vor 20 Jahren lieferten die Finnen von Amorphis mit ihrem zweiten Album ein Werk ab, das in der Szene einschlug wie eine Blendgranate. Zwar hatten sich Bands wie PARADISE LOST (mit „Gothic“, „Shades of God“ und „Icon“), TIAMAT („The Astral Sleep“ und „Clouds“), ANATHEMA (mit „Serenades“), PYOGENESIS („Pyogenesis“, „Sweet X-Rated Nothings“) oder EDGE OF SANITY („Unorthodox“) bereits der Aufgabe gestellt, härtesten Metal auf die ein oder andere Weise mit melancholischen Melodien, klarem Gesang und unorthodoxer Instrumentierung zu vermischen, doch AMORPHIS setzten mit „Tales…“ zweifelsfrei neue Akzente. Trotz der unüberhörbaren Eingängigkeit solcher Songs wie „Into Hiding“, „Black Winter Day“ oder „Drowned Maid“ strahlt die Musik die melancholische Kälte und Dunkelheit ihrer finnischen Heimat aus. Die tiefen Death Metal Growls werden durch klare Gesänge unterbrochen, die schweren Riffs durch Keyboardteppiche aufgefangen. Was die Finnen damals ablieferten, war bis dato unerhört und konnte Fans der verschiedensten Stilrichtungen begeistern. Bis heute stehen die Riffs von „Drowned Maid“ und „Black Winter Day“ für den Beginn einer neuen musikalischen Epoche und Stilrichtung, die untrennbar mit AMORPHIS verbunden bleibt. Die Band als Wegbereiter des Metalcore zu bezeichnen, lässt sich nur dadurch erklären, dass der Kollege offenbar an Musik-Tourette leidet. Was der Kollege Lison ganz richtig als Anleihen aus den 70ern idenifiziert, spielte beim Erscheinen der Scheibe keine Rolle, allerdings zeigte sich auf den folgenden Alben, dass die Band durchaus derartige musikalische Vorlieben hatte.
Bleibt also am Ende die Frage zu beantworten, warum die Scheibe bahnbrechend und wegweisend gewesen sein soll. Ganz einfach: AMORPHIS haben die hier und da sich bereits abzeichnenden musikalischen Entwicklungen im harten Metalbereich auf einem Album gebündelt und den Wunsch nach Härte, Melancholie und Melodie in eine Form gegossen. Die oben bereits erwähnten Bands haben ähnliche Versuche auf ihre eigene Weise unternommen, dabei jedoch nicht so zielsicher den Geschmack der Leute getroffen wie AMORPHIS. Egal, ob beim „Fegefeuer Harry“ damals sonst MAIDEN, MY DYING BRIDE und GOETHES ERBEN liefen, bei Marci Marc vor allem DEPRESSIVE AGE und MACHINE HEAD im Player lag und Kollege Trillmich meist mit TANKARD oder irgendeinem Schwedentod-Shirt gesichtet wurde, auf „Tales from the Thousand Lakes“ konnte man sich problemlos einigen.
Aus meiner Sicht bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass die Finnen auf ihrer Jubiläums-Tour nicht auch in Sachen Livequalitäten in die 90er zurückkehren, denn damals habe ich keine Show der Jungs gesehen, die nicht scheiße war. Ob auf der Wacken-Bühne, in Hannover oder Hamburg, AMORPHIS erspielten sich damals trotz des genialen Songmaterials unbeirrbar den Ruf einer der schlechtesten Livebands ihrer Tage.
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Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
01. Thousand Lakes
02. Into Hiding
03. The Castaway
04. First Doom
05. Black Winter Day
06. Drowned Maid
07. In The Beginning
08. Forgotten Sunrise
09. To Fathers Cabin
10. Magic and Mayhem
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