Das liegt nicht nur an dem organischen Wechselspiel der beiden Sänger, die er vermögen, zerbrechliche Melancholie durch Klargesang sowie grimmige Wut durch die (mitunter auch growligen) Shouts und allerlei Stimmungsschattierungen dazwischen zu transportieren. Es ist im Besonderen das Händchen für herausragende Melodien, die nicht der Gefahr unterliegen, durch allzugroße Eingängigkeit schnell abgenutzt oder langweilig zu werden.

Im Gegenteil. Zumeist werden ergreifende Atmosphären von Weltschmerz, Sehnsucht, Wehmut oder auch verhaltener Optimismus erschaffen ('By The Time'). Vor dem Hintergrund der bisweilen überaus groovigen Riffs und der Breakdowns entsteht so soundmäßig eine hochexplosive Mischung ('Ghost Of Me'), wobei es auch Songs gibt, bei denen der Jungle aus Geschrote und Brutalität fast undurchdringlich ist.

Besonderes Augenmerk ist natürlich auf die drei Bonus-Songs zu legen. 'Day To Day Tragedy', zu dem auch ein Video gedreht wurde, stellt bestens unter Beweis, dass ANNISOKAY ihren eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen. Ein gelungener Brutalo-Kracher, der durch auch schon in anderen Songs zu beobachtende, homöopathisch eingesetzten elektronischen Elemente abgerundet wird. Ein Powerbündel ist dagegen 'Wasted & Usefull', das durch seine melodisch leidende Leidenschaft bestechen kann. Vollkommen überflüssig ist dagegen der Remix des Openers 'The Final Sound', der möglicher Weise die Affinität der Hallenser für Elektronisches oder für das "Über-den-Tellerrand-Hinausschauen" unter Beweis stellt, aber das geniale Original unnötiger Weise seines ganzen Zaubers entkleidet.

Fazit: Mit "The Lucid Dream(er)" und den beiden neuen Songs sowie dem MILEY-CIRUS-Cover 'Wrecking Ball' zeigen ANNISOKAY einmal mehr, dass sie zu den größten Post-Hardcore-Hoffnungen zählen. Man darf auf die Zukunft gespannt sein!