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Avantasia - Here Be Dragons

| Patrick Frambach | Musik Reviews

So, ihr Musik liebenden Menschen. Ich habe eine ganze Zeit keine Rezensionen mehr verfasst. Dafür haben viele liebe Kollegen dies gemacht. Dank dafür. Da am 28.02.2025 das neue Album der deutschen Ausnahmeband „Avantasia“ auf den Markt kommt, komme ich gerne wieder an den Rechner zurück. Mein Chaos hat sich etwas gelichtet und es ist nicht nur zu einem kleinen Teil dank großartiger Musik, so gelaufen, wie es gelaufen ist. „Here Be Dragons“ ist da ein wunderbarer Breakpoint und Beginn ins Neue.

Also lasst uns mal zusammen durch dieses Album schlendern.

Den Opener für „Here Be Dragons“ macht die vorab ausgekoppelte Single „CREEPSHOW“. Da hat sich doch so ein wenig die gute alte Zeit verewigt. Ich habe selten Alben erlebt, die mit so einem starken, gute Laune-Song starten. Der Song macht einfach Spaß, treibt einem das Grinsen ins Gesicht und erinnert mich vom Klang doch reichlich an die frühen 90er.

Dieser positive Vibe wird von „Here Be Dragons“ mit der „Avantasia“ typischen Opulenz weitergetragen. Die Gitarre hat einen wunderbaren Phaser und klingt so fett, dass sie Neben dem Schlagzeug und Herrn Sammet als eigene Stimme Ihren Platz finden. Unterstützt in Klang und Farbe wird Tobias Sammet in diesem Stück vom ehemaligen Sänger von „Queensrÿche“ Geoffrey „Geoff“ Tate. Bei einigen kurzen Gitarrenpassagen klingt mir die ein oder andere Erinnerung an „Dream Theater“ im Ohr. Nur ganz kurz, aber diese Momente heben den Titelsong dieses Albums noch ein wenig mehr in die Höhe. Keine Sorge, von Prog sind wir sehr, sehr weit entfernt.

Als dritten Song hat sich die Band entschieden, eine Zusammenarbeit mit „Michael Kiske“ zu platzieren. Der Song „The Moorlands at Twilight“ bleibt in dem quirligen 90er-Stil. Zügig, gar schnell, aber immer der Opulenz schmeichelnd. Klingt jetzt beim Lesen sicher etwas sonderbar. Zugegeben, aber das ist meiner Meinung nach einer der stärksten Songs auf dem Album. Ein Song, von dem ich mir auch sicher bin, dass er auf der großen Bühne richtig gut kommen wird.

Dieses Album hat so viele Facetten, dass es schwierig ist, zu sagen, dass man nach zwei oder drei Songs sagen kann, ich habe alle Facetten dieses Jubiläumsalbums erfasst. So facettenreich wie die Bandmitglieder und auch die Bandgeschichte selber ist, sind auch die Gastmusiker für dieses Album.

Für den vierten Song wurde „Tommy Karevik“ von „Kamelot“ verpflichtet. Wobei ich mir gut vorstellen kann, dass ein Anruf mit der Bitte, einen Song für das Jubiläumsalbum von „Avantasia“ aufzunehmen, Begeisterung auslöst und sich nicht als Pflicht oder gar eine Verpflichtung anfühlt.

Wenn also so ein Anruf kommt, wird dem begeistert Folge geleistet und herauskommt ein Song, der schon stark an die „Moonglow“ Zeiten erinnert. Meiner bescheidenen, sehr subjektiven Meinung nach, die fetteste und monumentalste Zeit von „Avantasia“. Mit „The Witch“ haben sie diese Zeit großartig eingefangen. Dunkler im Ton, breiter in den Instrumenten und dazu eine kleine dunkle neblige Waldlichtung, die sich da im Kopf manifestiert. Mitten darauf steht im Mondlicht eine Band und spielt ihren Song.

Mit „Phantasmagoria“ sind wir nun vollends in der Zeit um die „Moonglow“ angekommen. Powermetal at ist finest. Das ist einfach geradeheraus guter fetter opulenter Powermetal. Und wer könnte da besser die zweite Gesangsstimme übernehmen, als der langjährige Kollege „Ronnie Atkins“

Der sechste Song lässt mich etwas ratlos dastehen. Wer „Avantasia“ live erleben durfte, weiß, was für eine Show abgeliefert wird. Viele der Songs wirken ja eh oft, live ganz anders als auf Platte. Bei „Bring on The Night“ bin ich mir sicher, dass uns dieser Song auf der Bühne umhauen wird. Auf Platte verliert er etwas an Power, aber ich komme nicht umher, dass ich sofort dieses, „das muss live total der Knaller sein“ Gefühl habe. Da freue ich mich sehr darauf, den Live zu hören.

Ein Song, der für mich eher genau andersherum funktioniert, ist „Unleash the Kraken“. Den höre ich mir, wenn ich das Album höre, immer mindestens zweimal hintereinander an. Der Song ist so fett, schnell und fast schon überladen, dass er mir auf Platte einfach großartig gefällt. Für einen Liveauftritt; ich fürchte, ein solcher Song würde dermaßen den Kraken entfesseln, dass er einen live wirklich überfordern könnte. Für mich ist das ein klassischer, man muss ihn mal live erlebt haben, aber keiner der Songs, die später auf den folgenden Touren zum Dauergast auf der Setlist werden.

Ich denke, es ist aufgefallen, dass ich schon ein kleiner Fanboy dieser Band bin. Da bekenne ich mich schuldig. Bei Lied acht wird das glatt noch etwas schwieriger. Ich mache das daher mal wie Eltern, die ihre Kinder als Lehrlinge im Betrieb haben. Ja, ich mag und kenne einen gut Teil dieser Band.

Adienne Cowan ist eine absolute Ausnahmesängerin und in Verbindung mit Tobias Sammet entfesselt sie einen Zauber, der schon einzigartig ist. Für mich ist „Avalon“ einer der Top-Drei-Songs dieses Albums. Soweit ich es subjektiv sagen kann, ist dieses Lied eine kleine Freiheit, die sich die Band genommen hat. Es ist kein so ganz typischer „Avantasia“ Song, aber auch wieder typisch „Avantasia“. Er ist episch in der Breite, er ist der einzige Song, wo eine weibliche Stimme sich mit „Tobias Sammet“ messen darf und somit in der Tradition der Band perfekt aufgehoben, auch wenn für „Here Be Dragon“ dieser Song einzigartig ist.

Vorletzter Song von „Here Be Dragon“ ist das Stück „Against the Wind“. Mit dem Schweden „Kenny Leckremo“ haben sich Avantasia eine absolute Powerstimme an die Seite von „Tobias Sammet“ geholt. Was das Ergänzen der Gesangsfarbe angeht, ist mit dem Herrn Leckremo, wie ich finde, der beste externe Einfluss auf dem Album zu hören. Der Song ist wieder deutlich zügiger ausgelegt und treibt einen förmlich durch die Partituren. Ich würde diesen Song fast als das inoffizielle Ende dieses Albums einordnen. Somit ist dieses Album wie ein geschlossener Kreis. Es endet so fröhlich und so dynamisch, wie es mit „Creepshow“ begonnen hat.

Den Abschluss des Albums, also das wirklich letzte Lied dieses Albums, bildet „Everybody here until the End“. Mit dem ex Kamelot Bandmitglied „Roy Khan“ schließt sich das Album zu einem sphärischen Dank an alle Fans. Das wird eine großartige Tour, zumindest denke ich das. „Here Be Dragons“ hat mich beim Anhören durch so einige gute und schöne Zeiten getrieben. Und mit dem Schlussakkord „Everybody here until the End“ werden sicher ab sofort so einige Konzerte beendet.

Alles zusammen, sage ich ohne zu übertreiben, das Album ist technisch einfach großartig geworden. Nach rund 25 Jahren Bandgeschichte und internationalen Erfolgen, aber auch sicher der Anspruch eines Tobias Sammet und Sascha Paeth. Alle Songs dieses Albums stammen aus der Feder des Masterminds persönlich.

Das Mastering wurde von dem Keyboarder und Reglerkünstler Michael „Miro“ Rodenberg bestritten. Diese Kombination an Künstlern, Erfahrung und Perfektionsdrang hat zu einem überaus würdigen 10. Album von „Tobias Sammet`s AVANTASIA“ geführt.

Das Album ist nichts fürs nebenbei Hören. Es ist was für Genießer und begeisterte. Und, Fans von fetten Live-Shows, denn das wird dieses Album sehr sicher hergeben.

Wer es nicht schaffen sollte, sich eines der kommenden Live-Konzerte anschauen zu können, kann auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Ausführungen dieses Albums zurückgreifen.

 

Der Einfachheit halber zitiere ich an dieser Stelle mal aus der Pressemappe:

- 3CD-Artbook – großformatiges, gebundenes Buch mit 96 Seiten, über 160 Bildern und ausführlichen Geschichten und Linernotes
- 3-LP Vinyl Box inkl. 72 Seiten 12“ Booklet - streng limitiert auf 500 Exemplare
- 1-LP Glow in the Dark Vinyl inkl. 12'' Booklet - streng limitiert auf 300 Exemplare - Napalm Records Mailorder exklusiv
- 1-LP Yellow/Orange Marbled Vinyl inkl. 12'' Booklet - streng limitiert auf 300 Exemplare - Napalm Records Mailorder exklusiv
- 1-LP Blue/White Splattered Vinyl inkl. 12“ Booklet + Poster + Slipmat - streng limitiert auf 500 Exemplare - Napalm Records Mailorder exklusiv ROW
- 1-LP Orange inkl. 12'' Booklet
- 1-LP Black inkl. 12'' Booklet
- Tape – streng limitiert auf 100 Exemplare - Napalm Records Mailorder exklusiv
- 2CD Mediabook
- 1CD Digipak
- Digital Album

Wie Ihr seht, das hätte als Fließtext einfach wenig Sinn ergeben. Alle „Avantasia“ Fans werden ihre Freude an diesem Album haben. Alle, die sich bisher nicht an diese Musik gewagt haben, probiert es einfach mal aus und hört euch am besten erstmal die Songs an, die euch am ehesten zusagen und tastet euch vor. Ihr werdet nicht enttäuscht. Kaffee mag am Anfang auch kaum jemand und später geht es kaum noch ohne ihn.

Ja, ich mag Kaffee und Avantasia. Und nun entlasse ich euch ins Album entdecken und mache mich die Tage auf zu den Live-Proben von „Avantasia“. Mal schauen, ob meine Vermutungen zu den Live-Qualitäten der einzelnen Songs stimmen.

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