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Die Kollegen von Xtreem Music hatten das wohl verschlafen, und so bin ich zunächst einmal blind, aber umso neugieriger an das neue (?) Album von Death Metal Urgestein Avulsed herangegangen. Heißt: Nicht mal ein Blick auf die Tracklist, Scheibe in den Player und mal sehen, was da auf mich zugerollt kommt.
Die ersten zwei Tracks stellen sich als komplett neu heraus – wie das bei einem Album eigentlich auch sein sollte. „River Runs Red“ bietet sofort ein tolles, groovendes Midtempo-Riff, das selbst unter eher zurückhaltenden Zeitgenossen ein rhythmisches Kopfnicken hervorrufen dürfte, und bietet innerhalb seiner knapp fünfeinhalb Minuten sogar kleinere, melodische Soli, die zwar technisch nicht sonderlich ausgefeilt, aber sehr nett zu hören sind. „Foetal Consolation“ stampft da schon eher mit brutalen Blastbeats los und schnetzelt bis knapp nach der ersten Minute fröhlich vor sich hin, wird aber besonders durch seine späteren Taktwechsel interessant. Es folgt eine Avulsed-Neueinspielung des auf der allerersten und mittlerweile nicht mehr erhältlichen Platte enthaltenen „Unconscious Pleasure“. Der Track hat mich ehrlich gesagt nicht so sehr von den Socken, rödelt er doch recht einfach gestrickt und mittelmäßig vor sich hin. Das Cover von Exodus’ „Piranha“ kracht da schon mehr, nicht zuletzt, weil der ohnehin schon stampfende Anfangsrhythmus noch mit infernalischem Gegrunze unterlegt wird. Die Soli sind sowohl hier, wie auch beim darauf folgenden WASP-Cover „I Wanna Be Somebody“ schlichtweg erste Sahne. Nachdem auch noch Gorefests „Mental Misery“ einigermaßen passabel vom Stapel gelassen wurde, folgt jedoch ein großer Bruch in der Scheibe.
Die später folgende Recherche ergab, dass ab hier die von Avulsed selbst eingespielten Tracks schon endeten. Was da Label als „perfekten Appetithappen zwischen einem Album und dem nächsten“ verkaufen will, entpuppte sich nach den ersten sechs Tracks in eine herbe Enttäuschung: Denn nach eben jenen sechs Avulsed-Tracks, zwei davon neu, einer davon neu eingespielt, drei Covers, bietet Reanimations lediglich ältere und neuere Avulsed-Songs, eingespielt von diversen anderen Bands.
Und ab da ging’s steil bergab. Schon das erste Tribute, das von den Terroristars eingespielte „Powdered Flesh“, schreit geradezu nach Sondermüll: Stimmlich fühle ich mich an die Quälerei von In Extremo-Sänger Das Letzte Einhorn erinnert, und auch musikalisch wird hirnlos vor sich hingeschreddert, dass man sich nur so auf den Schlussakkord freut. Tribute Nummer drei, „Stabwound Orgasm“, gecovert von Carnavage, stellt eindrucksvoll unter Beweis, wie es sich anhört, wenn man das Tom durch ein leeres Stahl-Bierfass austauscht. Und der „Zardonic Remix“ von „Stabwound Orgasm“ (zum x-ten Mal…) bietet einen Matrix-artigen Techno-Remix des Avulsed-Klassikers, der einen mehr verstört zurücklässt, als beglückt. Zwischen dem vielen Unrat lässt sich wenig Nettes finden. Allein „Blessed By Gore“, gecovert von Witches Sabbath, oder “Sweet Lobotomy”, aus dem Kaothic eine interessante Mischung aus Thrash und Melodic Metal mit cleanem Gesang gemacht haben, laden kurz zum Verweilen ein. Der angeblich beiliegende Video-Clip hingegen, der dem Ganzen wohl noch ein kleines, braunes Sahnehäubchen aufpfropfen sollte, lässt sich bei mir nicht abspielen.
Letztendlich bleibt ein fader Beigeschmack zurück, der selbst durch ein „Nachspülen“ mit den ersten sechs Tracks nicht so ganz aus dem akustischen Gaumen weichen will. Zu sehr wurde hier im „zweiten Teil“ der Scheibe Dünnpfiff fabriziert. Rein mengenmäßig bietet die Scheibe nur zwei neue Avulsed-Tracks, und auch die Tatsache, dass eine Band auf ihrer eigenen Scheibe nur drei von fünfzehn Tracks selbst schreibt und spielt, enttäuscht. Vielmehr scheint es, als habe hier Geldnot einen neuen und extrem improvisierten Release erzwungen. Zukünftig sollte vielleicht lieber nach der folgenden Maxime verfahren werden: Wer nicht genug Avulsed zusammen hat, sollte lieber abwarten, bis er genug – und vor allem vernünftiges! – Material zusammen hat, um guten Gewissens ein Album veröffentlichen zu können. Ansonsten packe ich doch den Vergleich mit Linkin Parks Reanimations-Album nochmal aus…

Kategorie

V.Ö.

15. März 2006

Label

Xtreem Music

Spielzeit

Tracklist

Line Up

Tags


Bewertung

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