Seitdem haben die Düsseldorfer drei Alben, eine EP und ein Weihnachtsalbum veröffentlicht. Eine aktuelle Bestandsaufnahme der Setlist war also dringend notwendig, selbst wenn mir das letzte Studioalbum „Puro Amor“ zu poliert und poppig ausgefallen ist. Wem die Scheibe gefallen hat, wird begeistert sein, dass die BROILERS gleich ein Drittel ihrer (auf der Livescheibe gespielten) Setlist aus dem aktuellen Album gespeist haben. Jedoch fällt auch live auf, dass die aktuellen Songs einen poppigeren Touch haben und weit weniger Wut versprühen als beispielsweise Titel wie „Die Beste aller Zeiten“ oder „Bitteres Manifest“. Doch alles kein Beinbruch, denn die Setlist findet eine ausgewogene Mischung aus alten und neuen Songs. Wer bei „Tanzt du noch einmal mit mir?“ nicht auch das Tanzbein schwingen und die Lyrics lauthals in die Nacht hinausschreien möchte, ist musikalisch wohl irgendwie falsch sozialisiert worden. Das Hits wie „Harter Weg“ oder „Held in unserer Mitte“ auf einer BROILERS Livescheibe nicht fehlen dürfen, versteht sich von selbst. „In 80 Tagen um die Welt“ begeistert mit dem flotten SKA-Sound und „Wie weit wir gehen“ ist und bleibt einer der eingängigsten Songs im Portfolio der Oi-Punks – besser kann man schöne Melancholie nicht in einem Song einfangen.
Und bevor die Band ihren Set nach mehr als zwei Stunden mit „Meine Sache“ und „Blume“ mehr als würdig abschließt, dürfte zumindest den Metalfans unter den Zuhörern mal wieder klar geworden sein, dass wir es bei Frontmann Sammy Amara in Sachen ausladende Ansagen mit dem Punk-Pendant von AVANTASIAs Tobias Sammet zu tun haben. Ähnlich wie bei den TOTEN HOSEN und DRITTE WAHL bleibt auch bei den BROILERS unzweifelhaft, dass sich die Band trotz aller kommerziellen Erfolge ihre Punk-Attitüde erhalten hat. Sammy scheut sich nicht vor klaren Worten. Bemerkenswert – und heute vielleicht wichtiger denn je – ist auch, dass die Band die politischen Meinungsäußerungen für die Veröffentlichung nicht rausgeschnitten hat. Immerhin gibt es nicht wenige Leute da draußen, die für eine strikte Trennung von Musik und Politik eintreten. Auf „Puro Amor Live Tapes“ muss sich der Hörer mit diesen Dingen auseinandersetzen – und dabei dürfte der Dank an die Menschen der Veranstaltungsbranche noch am ehesten konsensfähig sein.
Doch letztlich bleibt es wie es ist: „Egal ob ich Blut schwitz oder bittere Tränen wein‘, es muss nur immer Musik da sein.“ Mit „Puro Amor Live Tapes“ knüpfen die BROILERS atmosphärisch an das tolle „Santa Muerte Live Tapes“ Werk an und beweisen nach mehreren Jahren pandemiebedingter Zwangspause, dass sie nach wie vor der Inbegriff einer Live-Band sind. Play drücken und voll aufdrehen.