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Eine neue Supergroup aus den US und die Meinungen in der Fachpresse könnten gegensätzlicher nicht sein. Entfesseln CATEGORY 7 mit ihrem selbstbetitelten Debüt nun eher einen Sturm ebendieser Kategorie oder bleibt es doch eher bei einer lauwarmen Flatulenz aus dem Anus der US Metal Szene?

Bei mir werden zunächst einmal Erinnerungen an ANTHRAX wach, denn immerhin hat ARMORED SAINT Shouter John Bush einige der Alben der East Coast Thrasher veredelt. Und auch bei CATEGORY 7 kommt die Hintermannschaft zum großen Teil aus der US Thrash Szene: Phil Demmel (ex-Machine Head, Kerry King, Vio-Lence) schrubbt die Klampfe, während EXODUS Basser Jack Gibson für die tiefen Töne sorgt und OVERKILL Drummer Jason Bittner die Kessel verdrischt. Ein Großteil des Songwriting kommt wohl aus der Feder des ADRINALINE MOB/SONIC UNIVERSE Gitarristen Mike Orlando stammt.
Wenn die Kollegen in den großen Print Magazinen fehlende Eingängigkeit der Songs reklamieren, so haben sie damit nur teilweise recht, denn gerade das erste Drittel der Scheibe kann in dieser Hinsicht doch überzeugen: „Apple of Discord“ ist sicherlich der stärkste Song des Albums, da er den besten Refrain hat. Aber auch „Land I Used To Love“ weiß zu gefallen, genauso wie „Exhausted“ oder „In Stiches“. Stilistisch kann man CATEGORY 7 tatsächlich als eine modernere Fassung von ANTHRAXs „Only“ Album beschreiben, wobei die Musiker in dem vorliegenden Fall tatsächlich oftmals darauf bedacht sind, ihre Fähigkeiten auch angemessen zu präsentieren. So weit, so gut, aber spätestens bei „White Flags and Bayonets“ wirkt sich der unangemessen dominante und höhenlastige Drumsound negativ auf und Teile des Songs versinken in einer unschönen Schrubbel Kakophonie. Auch mit „Mousetrap“ gelingt es der Truppe nicht, den Hörer wirklich einzufangen. Spätestens bei „Waver at the Breaking Point“ macht man sich Sorgen um Kesselflicker Bittner, der streckenweise wie ein Berzerker in Hyperaktivität verfällt, während das Gitarrenduo hier und da den letzten Lebenssaft aus den Äxten würgt und das Sample in der Mitte klingt, als sei die Putzkolonne mit dem Vorweg-Sauger einmal durch die Aufnahme gelaufen. „Through Pink Eyes“ sorgt vielleicht nicht gleich für eine Bindehautentzündung, aber vielleicht bei verschiedenen Hörern für Ohrensausen. Allerdings haben alle Songs der zweiten Albumhälfte auch ihre gelungenen Momente – wie könnte es bei der Starbesetzung auch anders sein. Als Rausschmeißer onanieren sich die Klampfer nochmal ganze acht Minuten die Finger wund. Tut nicht weh, hätte ich aber auch nicht gebraucht, zumal einige der Shred Attacken durchaus an einen außer Kontrolle geratenen Atari Computer erinnern.
John Bush liefert gemeinsam mit Jack Gibson die durchweg überzeugenste Leistung ab, während Teile des Albums vor allem durch den aufdringlichen Drumsound sowie durch den zu modernen Klang der Klampfen schlechter klingen als sie vielleicht sind. GATEGORY 7 wollten hier vielleicht etwas zu viel und tatsächlich wäre weniger in diesem Fall mehr gewesen. Am Ende wirkt vor allem die zweite Albumhälfte zu anstrengend für den Hörer, denn ich komme mir vor als hätte ich „Only“ aufgelegt, während der Nachbar einen Drum Computer viel zu schnell programmiert hat und die Mutti von unten noch eben die Wohnung staubsaugt.
Fazit: Die Basis stimmt, aber an der Umsetzung müsste noch teilweise nachgebessert werden. Mein Tipp an die Band: Nehmt vor der nächsten Songwriting Session mal einen Löffel Baldrian.

Kategorie

V.Ö.

26. Juli 2024

Label

Metal Blade

Spielzeit

52

Tracklist

01. In Stitches
02. Land I Used to Love
03. Apple of Discord
04. Exhausted
05. Runaway Truck
06. White Flags and Bayonets
07. Mousetrap
08. Waver at the Breaking Point
09. Through Pink Eyes
10. Etter Stormen

Line Up

John Bush - vocals
Phil Demmel - guitar
Mike Orlando - guitar
Jack Gibson - bass
Jason Bittner – drums

Bewertung

1