„Hammer Of The Witches“ ist die englische Übersetzung des im 15. Jahrhundert entstandenen Buches „Malleus Maleficarum“ (Hexenhammer), mit dem die Hexenverfolgungen quasi-wisschenschaftlich legitimiert und gerechtfertigt werden sollen. Jetzt wären CRADLE OF FILTH ja nicht CRADLE OF FILTH, wenn sie den Spieß nicht einfach umdrehen würden. Und so ist ihr eigener „Hexenhammer“ eine Art Racheleitfaden für die verfolgten Hexen. Dementsprechend ist das vom lettischen Künster Artūrs Berzinsh stammende Artwork in einem neo-klassischen Stil der frühen Renaissance gehalten, wodurch ein intensives und prächtiges Spannungsfeld von zeitloser Schönheit und verstörendem Schrecken entstanden ist.
Kann da die Musik noch mithalten? Interessant ist vor diesem Hintergrund der kreative Songwritingprozess. Denn zum einen hatte man fast schon basisdemokratisch ein überaus offenes Ohr für die Wünsche und Anregungen der Fans, zum anderen ließ man sich auch von dem bisherigen Schaffen inspirieren. Das hat natürlich zur Folge, dass die unumstößlichen Essentials der Band mit besonderer Intensität zum Vorschein kommen: die wandlungsfähigen und überaus breit gefächerten Vocals von Dani Filth, riffmäßige Dynamik ('Hammer Of The Witches'), die durch die blastlastigen Drums ('Yours Immortaly') noch verstärkt wird, die ungemein Atmosphäre schaffenden Keyboards, die niemals die Grenze zum bombastischen Kitsch überschreiten, sowie unvergleichlich Düsternis ('Blackest Magic In Practise'). Hinzu kommen als Stimmungsverstärker allerlei Streicher, gekonnte Gitarrensoli, die weiblichen Vocals und immer wieder auch unvorhergesehene Wendungen. Ein klarer Pluspunkt für das Songwriting!
Da eigentlich bei keinem CRADLE-OF-FILTH-Review eine Stellungnahme zu der obligatorischen Frage fehlen, ob das, was die Engländer machen, überhaupt noch als Black Metal bezeichnet werden kann, sei hier kurz gefragt, als was man diesen kraftvollen Heavy Metal mit seinen unerreichten okkulten und düsteren Einschlägen bezeichnen soll ('The Vampyre At My Side'). Vorschläge gerne an die Twilight-Redaktion!
Kurz: Mit „Hammer Of The Witches“ fügen CRADLE OF FILTH ihrem auch bisher schon opulenten Schaffen einen weiteren Klassiker hinzu, der vor allem durch seine wuchtige Kraft, seine düstere Atmosphäre und ungemeine Intensität zu überzeugen weiß.