In einem Anfall von Megalomania drängte das kuriose norwegische Duo an die Öffentlichkeit, tauchte mit einiger Penetranz auf allen möglichen DVD-Zeitschriftenbeilagen auf und legte innerhalb kürzester Zeit Film- und EP-Veröffentlichungen vor, die sich gerierten, als wären sie der letzte ästhetische Schrei („The Misanthrope… The Existence of Solitude and Chaos“), die eine neue, eine dritte, gar vierte Black Metal-Welle ausriefen („NWOBHM“; wahlweise im CD- oder Vinyl-Format erhältlich). Was bleibt da anderes übrig, als den Allmächtigen um Hilfe anzurufen und sich demütig zu bekreuzigen, wenn nun auch noch „F. O. A. D.“ und das zwanzigjährige Bandbestehen anstehen? Alles kam aber, es ist bereits angeklungen, anders: Selbst der missgestimmteste Kritiker wird sich dem Sog, der von – um den Titel einmal auszuschreiben: – „Fuck Off and Die“ ausgeht, nur schwer entziehen können. Darkthrone sind in der Tat, da muss man ihrer Plattenfirma zustimmen, die Riff-Meister, nein, besser: -Monster! Nicht weil Nocturno Culto und Fenriz es auf eine Neudefinition des Black Metal angelegt hätten, die diejenigen Bands, die in diesem Genre momentan tatsächlich Zeichen setzen – Deathspell Omega oder Secrets of the Moon etwa – ausspielen wollte, sondern weil sie (wieder einmal) eine echte Antithese zu allem vorlegen, was momentan in Sachen Metal angesagt ist. Je protziger und größer das Gros der Metal-Produktionen ausfällt, desto mehr arbeiten Darkthrone in die entgegengesetzte Richtung, desto altbackener klingen bei ihnen Song und Sound. Schon die Titel ihrer Stücke sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen: ‚The Church of Real Metal’, ‚The Banners of Old’… Dahinter verbergen sich keine ausgefeilten Arrangements, keine spirituell oder philosophisch durchdachten Konzepte. Darkthrone sind in Zeiten, da Metal wieder in den Mainstream-Medien ankommt, vielmehr Verfechter des Rebellischen, des Prolligen, des Authentischen – was nicht zuletzt das vor Klischees triefende Cover, die kultigen Liner-Notes und die obskuren Plattentipps im Booklet unterstreichen. Ganz zu schweigen von dem kühnen Ritt, den sie musikalisch durch Punk, Thrash Metal, Black Metal, selbst Power Metal wagen. Besonders Nocturno Cultos Stücke (‚These Shores Are Damned’, ‚Splitkein Fever’) schaffen es so auf die ewige Darkthrone-Hitliste.