Neun Jahre haben sich die Männer aus Frankfurt/Oder zeit gelassen, um am neuen Album zu arbeiten. An miesen News hat es in der Zeit leider nicht gemangelt. Ob Geflüchtetenkrise („Strandgut“), brennende Geflüchtetenunterkünfte („Kollateralschaden“), Polizeigewalt („Arschlecken“) und Aufstieg der Neuen Rechten („Scherbenhaufen“)oder aber die persönliche Resignation, ob der Flut an schlechten Nachrichten oder schlicht am täglichen Trott („Alltag“), viele der Themen werden auf „Sippenhaft“ verarbeitet.
Die Scheibe ist jetzt aber nicht der traurige Soundtrack zur eigenen Betroffenheit. Die Bockwurschtbude machen immer noch Punk, und wie es sich gehört, ist die Musik roh, rotzig und vor allem schnell. Die meisten Songs der 12 Track starken Platte überspringen nicht mal die drei Minuten Marke. Die Besonderheit ist, das wir vier Musiker haben, die mitsingen, das bringt Abwechslung und den ein oder anderen Gangshout.
Die Bockwurschtbude erfinden auf „Sippenhaft“ den Punk bestimmt nicht neu. Das Sound selbst, und das meine ich im besten Sinne positiv, ist schon sehr oldschool Punk. Aber am Ende ist die Musik auch nur das Transportmittel für den Inhalt. Neben den angesprochenen Themen und der Kritik am System oder zum Kapitalismus geht um Haltung. Die der anderen, die die letzten Monate und Jahre damit verbracht haben, ihre Meinung über die aller anderen Bürger zu stellen („Einbahnstraße“) oder die eigene („Patentrezept“):
„Ich hör dein Lachen über meine Gedanken
sie bringen dich ins Wanken
weil du nichts kapierst
und nichts verstehen willst
du hast gelernt, den Kopf zu senken
und dein Rückgrat zu verrenken
in deinem Herzen bleibt es kalt und still“
Zu sagen, das „Sippenhaft“, wie einleitend erwähnt, gar keinen Spaß macht, wird dem Langspieler nicht gerecht. Das Album hört sich schon gut weg, es ist aber, bis auf den Ausflug „Scheißsong“, ein ernstes Album, das einen an der einen oder anderen Stelle zur Selbstreflektion animiert, den Finger in die Wunde legt und am Puls der Zeit bleit Insgesamt ist „Sippenthaft“ ein rundes Punk Album
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
2. Arschlecken
3. Dreck
4. Dieser Weg
5. Helden
6. Strandgut
7. Kollateralschaden
8. Alltag
9. Einbahnstraße
10. Scheißsong
11. Mördock
12.Patentrezept
Line Up
Riggø Rübe: Gitarre, Bass, Vocals
Andie Agave: Bass, Vocals
Mieschka Mayonaise: Drums, Vocals