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Aber dieses radikale Hölleninferno musikalischer und kompositorischer Fertigkeiten lässt mir den Atem stocken. Neben einigen Line Up-Veränderungen dürfen sich jetzt der Gitarrenvirtuose Galder (Old Man´s Child) und Sangeswunder Simen Hestinaes (ex-Borknagar/Arcturus) zum festen Bestandteil der Band zählen. Zwei weitere Namen, die schon alleine für Qualität pur stehen. Aufgenommen wurde dieses Vorzeigewerk einmal nicht mehr bei Peter Tägtgren in den Abyss Studios, was aber der Spitzenproduktion keinen Abbruch tut. Auf dieser Scheibe kommt kein Instrument zu kurz. Der Bass bollert so herrlich schön, die Drums ballern dir die Grütze frei und die ultrabrutalen Gitarrenriffs lassen das Ganze zu einem brachialen Klanggewitter verschmelzen. Hinzu kommen die gewohnt gut keifenden Vocals eines haßerfüllten Shagraths, die in den ruhigeren Parts von Simens unglaublich geilem klaren Pathosgesang ergänzt werden. Die Keyboards gehen mit den Gitarren Hand in Hand. Und jetzt kommt es. Haltet euch fest. Dimmu Borgir sind die erste Black Metal-Band, die ein komplettes Orchester voller Streicher für ihre Aufnahmen verpflichten konnten. Selten war diese Band so hart, so schnell, so düster und abwechslungsreich. Das Songmaterial ist echt mehr als mutig ausgefallen. Dieses Risiko einzugehen, hat sich in meinen Augen allerdings mehr als gelohnt. Der Grossteil der Titel überzeugt mit hohem Tempo, aber sind es gerade diese Songs, bei denen manchmal mittendrin völlig unerwartet Breaks einsetzen, die schon fast zu einem Schwelgepart ausarten. Dies sind auch den Stellen, wo Simen mit seinen geilen Vocals dieser Scheibe seinen unvergesslichen Stempel aufdrückt. Aber letztendlich sind es wohl mehr die vielen Streicher, die diesem schwarzen Meisterwerk ihren einzigartigen Charme aufdrücken. Ungewöhnlich ist auch das fast 3 minütige Intro „Fear and Wonder“, das bereits andeutet, was für ein monumentales Hammerteil auf euch da zu kommt. Mit „Architecture of a Genocida“ laufen die Jungs auf diesem Album zur Höchstform auf. Selten so etwas hartes und perfektes gehört. Dieses ist auch eindeutig das schnellste Stück auf dieser Klassescheibe. Der Schlagwerker geht dabei sowas von ab, das man schon denkt, dass dies kein Mensch sein kann, sondern ein Drumcomputer sein muss. Aber es ist pures Handwerk. Echt Wahnsinn! Der darauffolgende Track „Puritania“ dürfte wohl das für die Band mutigste und unkonventionellste Stück sein. In bester „The Kovenant“-Manier, nur noch besser, performt man hier ein völlig abgedrehtes Psychostück, dass an Breaks und Tempowechseln nicht zu überbieten ist. Shagrath läuft hier mit seinem verhackstückelten Gesang einmal mehr zur Höchstform auf. Im Prinzip hat dieses Wahnsinnswerk nur Höhen zu bieten.1 Intro, 1 Outro, 9 neue killermässige Songs und eine Coverversion („Burn in Hell“), welche man sich allerdings hätte sparen können, so die Statistik dieses Albums. Es wäre der reinste Hohn, der wohl mit besten Black Metal-Band der Welt weniger als die Höchstpunktzahl zu geben auf dieses unsägliche Kunsterk. Und die Coverversion zum Schluss kann man sich ja einfach wegdenken. Ich sag nur, wer´s nicht hat, kanns nicht hören.

Kategorie

V.Ö.

25. Oktober 2002

Label

Nuclear Blast

Spielzeit

Tracklist

Line Up


Bewertung

1