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Zu kämpfen hatte Doro in den letzten Jahren nun auch wahrlich genug. Zwar ist sie gefragter Wacken-Artist und die Touren scheinen ebenfalls gut besucht zu sein, so wirklich tolle Alben hat sie aber nicht abgeliefert. Und man kann durchaus verstehen, wenn Doro beim Lesen der jeweiligen Rezensionen genervt mit dem Kopf schüttelt und das entsprechende Käseblatt wütend in die Ecke schleudert. Ständig wird von den Schreiberlingen genörgelt und kritisiert und scheinbar kann die Blondine es den selbsternannten Musikpolizisten nie recht machen. Wenn man die kleine Powerfrau in Interviews oder auf der Bühne sieht, scheint sie sich jedoch nicht von dem Gemeckere beeindrucken zu lassen.

Mal ehrlich: In meiner Jugend war ich der Meinung, dass Doro ein echt heißes Eisen war. „Triumph & Agony“ lief hoch und runter (bis heute übrigens). Und auch das – aus Sicht der Band ungewollt kommerziell ausgefallene – „True as Steel“ Album gehört bis heute zu meinen Lieblingsscheiben. Die Bandbilder in diesen Alben haben mich immer fasziniert und bis heute bin ich untröstlich, dass ich die Band seinerzeit nicht live gesehen habe. Das halbe Ende von Warlock – eingeläutet durch „Force Majeur“ – war ein Schock, auch wenn das Album doch einige recht passable Songs enthielt. Als dann 1990 das selbstbetitelte und von Gene Simmons produzierte „Soloalbum“ „Doro“ erschien, war schnell klar, dass mir die Scheibe nur wegen des Posters von einer leicht begleiteten Doro in Erinnerung bleiben würde. Hallo Pubertät.

Letztlich hat mich kein Album seit 1990 irgendwie wirklich begeistert und das ändert sich auch mit „Forever Warriors, Forever United“ nicht. Doro hat sich alle möglichen Kollegen ins Boot geholt: Mille, Warrel Dane, SABATON, Helge Schneider (am Saxophon), Chuck Billy sowie Doug Aldrich und den ehemaligen WARLOCK Mitstreiter Tommy Bolan. Am Ende enthält das Doppelalbum auch eine ganze Reihe ordentlicher Songs. „Turn it up“, das leicht schmutzige „Blood, Sweat And Rock N Roll“ sowie die Singleauskopplung “All For Metal”. Mit “Bastardos” gibt es eine weitere schnellere Nummer mit Double Bass, die aber wenig nachhaltig an mir vorbeirauscht – wie der ICE Hildesheim-Berlin am Wolfsburger Bahnsteig. Demgegenüber stehen aber auch Nummern wie „Soldiers of Metal“. Sowohl inhaltlich als auch musikalisch taugt der Song als „Hit“ einer Nachwuchsband der 80er Jahre, aber 2018 brauchten wir die Nummer von Doro nicht. Zu „Freunde fürs Leben“ will ich mal nichts weiter sagen… Und wenn man für ein Doppelalbum „Don’t Break my Heart Again“ von WHITESNAKE covern muss, dann könnte man doch besser ein einfaches Album machen.

„Resistance“ ist ein amtlicher Metalstampfer – aber leider werde ich auch an diesen Song in wenigen Wochen nicht mehr erinnern. Dafür drängen einfach zu viele junge Bands mit zwingenderen Songideen auf den Markt. Nach diesem Opener zündet man am besten eine Duftkerze an und verdunkelt den Raum etwas, denn „Forever United“ kämpft sich über den größten Teil der verbleibenden Spielzeit durch schwere Kost im balladesken Gewande. Nur unterbrochen durch „Fight Trough The Fire“, bevor Doro ihrem langjährigen Freund Lemmy huldigt und noch eine Coverversion von „Lost in the Ozone“ nachschiebt. Die beste Ballade des Doppelalbums bleibt aber wohl das Duet „If I Can’t Have You…“ mit AMON AMARTH Fronter Johan Hegg.

Für das Label steht fest: „Eine Hymne wie „All We Are“, eine deutschsprachige Ballade wie „Für Immer“ und ein ehemaliger Warlock Gitarrist“ und schon hat Doro das nächste Hammeralbum im Rucksack. Stimmt auch, nur, dass ich auf dem Doppelalbum weder eine Hymne wie „All We Are“ noch eine Ballade die an „Für Immer“ heranreicht finden kann. Und nur ein auf der Bühne wild zappelnder Tommy Bolan macht noch lange kein Klassikeralbum. Die Kollegen vom Deaf Forever sind wohl etwas hart, wenn sie Doro als Helene Fischers Halloween-Kostüm abtun, aber mehr als ein über weite Strecken durchschnittliches Doppelalbum mit viel zu vielen Songs und im schlimmsten Fall langweiligen Durststrecken (z.B. „Soldier of Metal“) bleibt auch nach dem 100. Durchlauf nicht über. Größtenteils plätschert die Mucke an einem Vorbei wie in den 80ern das Tagesprogramm auf NDR1 im Wohnzimmer meiner Eltern. Der Preis für das Lebenswerk geht sicherlich an Doro, aber ich leg mir doch lieber nochmal schnell die „Triumph & Agony“ Scheibe auf und wir vergessen diese ganze „alle Metalbrothers und –sisters haben sich unendlich lieb“-Geschichte mal wieder….

Kategorie

V.Ö.

17. August 2018

Label

Nuclear Blast

Spielzeit

118:22

Tracklist

All For Metal

Bastardos

If I Can't Have You - No One Will (feat. Johan Hegg)

Soldier Of Metal

Turn It Up

Blood, Sweat And Rock 'n' Roll

Don't Break My Heart Again

Love's Gone To Hell

Freunde fürs Leben

Backstage To Heaven (feat. Helge Schneider)

Be Strong

Black Ballad

Bring My Hero Back Home Again

 

Résistance

Lift Me Up

Heartbroken (feat. Doug Aldrich)

It Cuts So Deep

Love Is A Sin

Living Life To The Fullest

1000 Years

Fight Through The Fire

Lost In The Ozone

Caruso

Tra Como E Coriovallum (Instrumental)

Metal Is My Alcohol

Line Up

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