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2025 feiern DREAM THEATER [DT] ihr 40 jähriges Bestehen. Eingeleitet wurde das durch die Rückkehr des Schlagzeugers Mike Portnoy im Jahr 2023 und der Einnahme der Besetzung von 1999. Die war begleitet durch den Weggang Derek Sherinians (Tasteninstrument), der bekanntlich Kevin Moore ablöste, und der Aufnahme Jordan Rudess für die Tasten.
"Parasomnia" lautet der Name des Jubiläumswerks, was mit acht Songs bummelig 72 min Spielzeit einnimmt.

Progressive Musikstile in der U-Musik sind ja sowas wie die klassische Musik in der E-Musik. Anspruchsvolle Kompositionen und sophisticated Playing-Skills der Musiker für die musikaffine Bourgeoisie. Um dem Anspruch des Bildungsbürgertums gerecht zu werden eine kleine Herleitung des Albumtitels "Parasomnia": Parasomnia ist ein Kompositum aus einem griechischen (παρά, Präposition beim Genitiv/Dativ/Akkusativ, Bedeutung: von jdm. her, bei/neben, zu jdm hin/entlang an/gegen) und lateinischen Wortteil [somnus (i, mask.), Substantiv, Bedeutung: Schlaf). Als Terminus Technicus wird daraus 'im Schlaf erfolgend' und bezeichnet unerwünschte und unangemessene Verhaltensauffälligkeiten. Kurzum Schlafstörungen mit Folgen auf den Alltag und die Interaktion des Individuums mit seiner Umwelt. 

Globale Eindrücke: Klang und Kompositionen (die tiefgestimmten Gitarrenlinien) sind dem 1994er Album "Awake" sehr ähnlich - auch wenn eine "poppige Nummern" wie seinerzeit Innocence Faded, The Silent Man, Lifting Shadows Of A Dream oder Another Day (von dessen Vorgängeralbum "Images And Words") fehlen. Wobei? Doch, da gibt es ein Lied auf "Parasomnia".  
 
Das Motiv des Weckers (was DT bei "Metropolis Pt. 2: Scenes From A Memory") auch zelebrierten findet sich auch auf "Parasomnia. Der Opener In The Arms Of Morpheus beginnt wie ein Hörspiel, bevor unter begleitendem hin- und herschwenkenden Ticken und leichter musikalischer Begleitung bedrohliche Töne die Oberhandgewinnen und dann Drums, Bass, Gitarre und Keys wuchtig einsetzen. Und der Schlusstrack The Shadow Man Incident beginnt mit dem Aufziehen und Abspielen einer Spieluhr und endet mit einem gesprochenen "Wake up!" nebst Weckerklingeln. Spuk vorbei. Nanana! Übler Spuk ist das Album ganz und gar nicht.  
Bis auf das Instrumental Are We Dreaming? sind alle Lieder allesamt nicht radiosingletauglich mit ihren Songlängen von über 5 min. Das Schlusslied beansprucht 20 min.

DT erfinden sich sich nicht neu. Bei James LaBrie weiß ich nicht, wie viel seine Stimme in der Postproduktion aufgepeppt wurde, Hall und Echo drauf. Dennoch gehört seine Stimmfarbe zum Bandsound dazu. Mit Verweis auf TREMONTIs letztes Werk und dem zu dumpfen Drumsound lässt Mike Portnoy seine Schießbude sehr räumlich und farbenreich klingen. Klasse!
Die Lieder sind in DT-typischen Längen, aber dynamisch abwechslungsreich mit Spannungsbögen, so dass ich auch nicht das Verlangen habe daraus zu schließen: "Aus dem Stück hätte man besser zwei, aus jenem besser drei machen sollen." Selbst The Shadow Man Incident erweckt diese Forderung nicht, beim Album "A Change Of Seasons" habe ich die bis heute.
Eine einzige Stelle finde ich übel: den Streicherklang im Intro von Dead Asleep. Zakk Wyldes Bontempirorgelstreicher lassen grüßen. Es klingt einfach unnatürlich - obwohl Jordan Rudess Material wahrscheinlich mehr kostet als drei Jahresgehälter von mir. Ich hätte mir ein richtiges Cello, eine Bratsche oder eine Violine eingespielen lassen, oder ein kleines Kammerorchester für diesen Part engangiert. Dead Asleep ist für mich die stärkste Verbindung zu "Awake", als John Petrucci erstmalig eine siebensaitige Gitarre einsetzte (Lie, The Mirror) und damit deutlich mehr Punch in seinem Riffing durch die noch tieferen Frequenzen erreichte. Vergleiche ich beide Alben vor allen Dingen in ihrem Bandsound, so fällt besonders auf, wie voluminös, jedoch nicht aufgeblasen, DT heute klingen. 
 
Mein Lieblingslied ist Bend The Clock geworden: Das Gitarrenintro mit seinem zarten Clipping durch eine leicht übersteuerte Gitarre, die sich anschließende Schlaggitarrenbegleitung, der Refrain mit dezentem Chorgesang, das schmachtende Gitarrensolo. 
 
"Parasomnia" ist kein Spuk, hinterlässt auch keine Schlafstörung. DT haben nach der Wiedervereinigung mit Mike Portnoy mit einem Paukenschlag von Album ihr Jubiläumsjahr eingeläutet. Im NATO Alphabet könnte man es so ausdrücken: One Mike fo(u)r Juliet hat sich bewährt. Trotzdem Mangini auch Mike hieß, Portnoys Drums tönen lebendig. Oberflächlich unverändert, im Detail verbessert.

Kategorie

V.Ö.

07. Februar 2025

Label

InsideOutMusic/Sony Music

Spielzeit

71:19 min

Tracklist

01 In The Arms Of Morpheus (5:22)
02 Night Terror (9:55)
03 A Broken Man (8:30)
04 Dead Asleep (11:06)
05 Midnight Messiah (7:58)
06 Are We Dreaming? (1:28)
07 Bend The Clock (7:24)
08 The Shadow Man Incident (19:32)

Line Up

James LaBrie - Gesang
John Petrucci - Gitarre
John Myung - Bass
Jordan Rudess - Keyboard
Mike Portnoy - Schlagzeug

Bewertung

1

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