Zum Zeitpunkt des ersten Anspielens und Schreiben dieser Review sitze ich gerade in den Wäldern am Fuß der Vänernsees in Schweden. Einen besseren Ort als das Heimatland der Blackened Symphonic Metaller rund um Frontfrau Madeleine Liljestam kann es fast gar nicht geben, um ihren vierten Longplayer zu hören.
So still und friedlich wie die schwedische Landschaft bleibt es aber garantiert nicht, das verspricht schon der Opener „Never Forget“ der mit schweren Riffs und Doublebass- Gewitter ordentlich losrumpelt. Zu Madeleines kraftvoller Stimme gesellen sich als Gegenpart wieder wie auf den Vorgängern die Growls von Gitarrist Rikard Ekberg. Der Einstieg überzeugt schon einmal durch gesunde Härte und einen starken Refrain.
„Stand By The Flame“ avanciert durch seinen Refrain und die glockenklare Stimme von Madeleine gleich mal zu einem Hit, dem „We Are Legion“ im Anschluss noch einen draufsetzt. Eingeleitet von den Growls von Rikard wird der Song zur Hymne für ELEINES Legionen an Fans.
„Promise Of Apocalypse“ und „Blood In Their Eyes“ nehmen ein wenig das Tempo raus, bleiben aber dank ihrer Komposition, der starken Gitarren- und Rhythmusarbeit und den symphonischen Einflüssen starke, melodische und eingängige Tracks.
Nach dem kurzen Zwischenspiel „Vemod“ folgen mit „Through The Mist“ und der Ballade „Suffering“ die Songs, die allein Madeleine und ihrer einzigartigen Stimme gehören. Als ob es noch eines Beweises für ihr Können bräuchte, decken die beiden Songs von kraftvoll und energetisch bis zu zerbrechlich und zart die volle Bandbreite ihres Können ab.
„War Das Alles“ ist der persönlichste und intimste Moment auf der Platte, der in einer der dunkelsten Stunden von ELEINE entstand. Mit deutschem Refrain und einem an alte Zeiten und Black Sabbath erinnernden Riff haben wir hier bei der Vorab Single einen weiteren ganz starken Moment der Platte, ehe das Album mit „We Shall Remain“ nach nur 36 Minuten leider schon mit einem wunderschönen Refrain ausklingt.

ELEINE präsentieren uns hier mit einem vierten Werk eindeutig einen Langspieler der Kategorie „Klasse statt Masse“. Abzüglich des Interludes bekommen wir neun starke bis herausragende Songs, die trotz ihrer teilweise brachialen, dunklen Herkunft durch ihre Inhalte und der gewaltigen Stimme Madeleines berühren. ELEINEs Musik möchte auf „We Shall Remain“ Mut machen, zu sich selbst zurückzufinden, es geht um Stärke und Gemeinschaft. „Du kannst entweder hier und jetzt aufgeben oder du kannst dich wieder mit deinem ureigenen Feuer verbinden“, so Gitarrist Rikard im Pressetext. „Wir alle müssen erkennen, dass wir andere auf unserer Seite haben. Den Willen zu leben, zu wachsen und wieder aufzustehen.“ Das sie dabei manchmal mit ihren krachenden Riffs und fetten Drums über einen hinwegrollen wie ein Güterzug, tut dem Ganzen keinen Abbruch. Wenn man denn nun aber das Haar in der wirklich guten Suppe suchen möchte, könnte man den Klargesang von Rikard nehmen, der mich nicht auf ganzer Linie überzeugt.
„We Shall Remain“ wird auf jeden Fall auch weiter während meiner Reise laufen, weil es mit allem, was dieses Album transportiert, einfach gut passt. Rau, wild und ungestüm wie die Natur in Schweden auf der einen Seite, auf der anderen Seite aber in den Menschen mutig, lebensbejahend und freundlich macht dieses Album zu einem perfekten Reisebgleiter, sollte aber auch sonst zu jeder Gelegenheit gehört werden