Ivar Bjørnson, der sich für das Songwriting und die Gitarre verantwortlich zeichnet, charakterisiert den Longplayer dann auch als eine Verbindung black-metallischer Wurzeln und prog-rockiger Einflüsse vor dem Hintergrund unbegrenzter Kreativität und der Freude darüber, in dieser Band spielen zu dürfen.

Nun, ja, die künstlerische Freiheit zeigt sich allein schon dadurch, dass der Longplayer nur sechs, bisweilen überlange, langwierige Songs enthält, die einem kunterbunten, unmotivierten Eintopf gleichen, bei dem sich die verschiedenen Zutaten nicht so recht zu einem organischen, explosiven Geschmackserlebnis verbinden wollen. Eher dominieren die Einzelzutaten. Das zeigt sich schon beim Opener 'Thurisaz Dreaming', der ambitioniert schwarzmetallisch beginnt, um dann mitunter im Verein mit düsteren klaren Vocals ins monoton Prog-Rockige abzudriften und um sich bisweilen einer noisigen, krachigen Kakophonie hinzugeben.

Schmachtend und sehnsüchtig alternative-rockig geht es mit 'Building With Fire' weiter. Und in diesem Zusammenhang muss neidlos anerkannt werden, dass ENSLAVED dieses Genre beherrschen. Erinnert ein bisschen an die Songstrukturen von THE SMITH. Aber auch in diesem Track wird musikalische Organität für ein hohes Maß an Diversity aufgegeben. Ohne ein paar Spritzer Schwarzmetallic geht es dann eben doch nicht, inklusive akustischem new-wave Geschrammel im THE-CURE-Stil der frühen 80er Jahre. Aber gar nicht so schlecht.

'One Thousand Years Of Rain' kann durch seine Mischung aus schwarzem Metal, choraler, düsterer Melodik sowie grungiger Groovigkeit durchaus überzeugen. Warum dann aber powermetallische SABATONmäßige Partien auch noch eingebaut werden müssen, erschließt sich nicht.

Ganz übel wird es allerdings mit 'Nauthir Bleeding', wenn die Freude am Experimentieren dazu führt, dass sich unterschwellig eine JOE-JACKSONartige, kaffeehausmäßige Atmosphäre verbreitet. Ähnliches gilt für den titelgebenden Track und den Rausschmeißer 'Daylight', wobei letzterer zumindest zum Ende hin durch seine schrammelige Atmosphärik einige Sympathien gewinnen kann.

Fazit: ENSLAVED haben mit "In Time" einen Longplayer vorgelegt, der zwar die schwarzmetallischen Wurzeln der Band mit prog-rockigen und allerlei anderen Einflüssen verschiedenster Genres in krasser Weise miteinander kombiniert, es entsteht aber keine wirkliche Einheit, eher ein Zuviel an experimenteller Kreativität. Vielleicht ist hier der Weg das Ziel, auch wenn man beim Erreichen der Ziellinie die einzelnen Stationen nicht mehr auf dem Schirm hat....