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Doch dann, im Februar diesen Jahres, geriet die Band in Turbulenzen. Noch im Auftakt zur Festivalsaison 2010 musste man die Trennung von Frontmann Helge Stang und Drummer Manuel DiCamillo bekannt geben, und manch einer unkte schon, nun werde es erneut mehrere Jahre bis zur nächsten Veröffentlichung dauern. Dem setzen Equilibrium nun „Rekreatur“ entgegen, ein Album, das schon in Namen und Cover die vollkommene Wiederherstellung der Bandintegrität suggerieren möchte: Mit dem neuen Frontmann Robert „Robse“ Dahn, der vorher bereits bei der Pagan Metal-Formation Vrankenvorde röhrte, und dem israelisch-stämmigen Drummer Tuval „Hati“ Refaeli macht man sich auf, den eigenen Fans nach dem sagenhaften „Sagas“ Nachschub zu liefern.
Und dass „Rekreatur“ nur zu gern wie „Sagas“ klingen würde, merkt man dem Album überdeutlich an. Stilistisch und instrumentell hat sich zwischenzeitlich wenig getan, und so werden die meist fix dahingefrickelten Gitarrenriffs auch diesmal wieder von Akkorden-Klängen, Panflötenmelodien, Fanfarenstößen und Unmengen an Keyboardeffekten begleitet. Erneut hat man ein 13-minütiges Instrumental („Kurzes Epos“) ans Ende der Scheibe gestellt, erneut eine Fabelkreatur besungen wie schon beim „Wurzelbert“ („Der Wassermann“), erneut ein Fluch-Epos im Stile von „Des Sängers Fluch“ geschrieben („Wenn Erdreich bricht“). Die Akribie, mit der man die Elemente des vielbeachteten Vorgängers zu kopieren versucht hat, ist beachtlich – kann aber an dessen Erfolg nicht anknüpfen.
Denn wo bei „Sagas“ noch spürbare Spielfreude und Leidenschaft die einzelnen Elemente und Einflüsse zu einer funktionierenden Einheit verband, ist „Rekreatur“ ein musikalischer Frankenstein: Zusammengeflickt aus tausend Teilen ergibt das Album schlichtweg kein Ganzes und führt ein unheimliches, unnatürliches Unleben. Sicher, die Scheibe hat alle Elemente, die Equilibrium ausmachen, im Überfluss. Dennoch wirkt das Songwriting – insbesondere in den Keyboard- und Melodiebögen – fahrig, hyperaktiv und überfrachtet. (Symptomatisch hierfür: „Aus ferner Zeit“, ein Titel, der Ideen, Melodien und Takt schier blindwütig durcheinander wirft.). Das ist schade, denn dass die Band sich nicht nur selbst klonen kann, sondern auch Innovationspotential hat, beweist sie in kleinen Lichtblicken immer wieder mal. „Der Ewige Sieg“ zeigt eindrucksvoll, dass man auch mit dem „klassischen“ Equilibrium-Inventar noch Songs schreiben kann, die ins Ohr gehen und Spaß machen, wenn man einmal nicht krampfhaft dem „Sagas“-Erfolg nacheifert und René Berthiaumes Keyboard-Experimente etwas im Zaum hält. Auch der Titel „Fahrtwind“ – eine Art „Biker-Song“ – kommt gut, mit einem frischen, fetzigen Riffing zum Einstieg, stärker Groove-betonten Teilen später sowie einem gewohnt epischen und recht hübschen Chorus. Frischen Wind bringt außerdem Sänger „Robse“, der mit seinen stärker Death Metal-lastigen Vocals von hohem Fauchen à la Stang bis zu tiefen Grunts einiges an Variationsmöglichkeiten mitbringt.
Alles in Allem reicht das aber leider bei Weitem nicht, um die Schwächen des Albums zu kompensieren. So wie die Löwen-Hirsch-Drachen-Chimäre auf dem Albencover, so ist auch „Rekreatur“ kein Ganzes, sondern ein Sammelsurium bereits da gewesener Teile, die partout nicht so zusammen passen wollen wie einst. Die Band muss jetzt vor allem ohne Erfolgsdruck nach vorne schauen und das wieder finden, was ihr schon in den Namen geschrieben steht: Ihr Gleichgewicht.

Kategorie

V.Ö.

18. Juni 2010

Label

Nuclear Blast

Spielzeit

Tracklist

Line Up


Bewertung

1

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