Unglaublich, aber SABATON haben EVERGREY gerettet. Denn weil der EVERGREY-Drummer Hannes Van Dahl bei SABATON einstieg, obwohl schon Shows gebucht waren, musste sich Bandleader und Mastermind Tom S. Englund um Ersatz bemühen. Und so rief er kurzerhand Jonas Ekdahl an, der 2010 zusammen mit dem Gitarristen Henrik Danhage die Band verlassen hatte. Beide sagten für die geplanten Auftritte zu (Es wurde auch ein zweiter Gitarrist benötigt), aber als man merkte, wieviel Spaß die gemeinsamen Auftritte machten, ging man daran, gemeinsam einen neuen Longplayer aufzunehmen.
Mit "Hymns For The Broken" knüpfen die Dark Melodic Metaller nahtlos an ihr altes Schaffen an, sie konnten aber die neu gewonnene Energie in Kreativität umwandeln. Und so klingt das Album zwar noch typisch nach EVERGREY, das aber wie nach einer Frischzellen-Verjüngungskur. Charakteristisch und prägend ist natürlich nach wie vor die einzigartige Stimme von Englund, ein Pfund mit der die Band wuchern kann. Aber daneben bestechen die Songs durch ihre tiefe Melancholie, durch ihre düstere Kraft und durch ihren Hang zu emotionaler Intensität. Darüber findet sich auf der Scheibe überhaupt kein Füllmaterial. Alle Tracks können überzeugen, vor allem auch durch ihre verhaltene Hymnik, die einen sofort in ihren Bann ziehen. Man höre sich nur den Opener "The Awakening", "A New Dawn" oder die hitverdächtige Düsterhymne 'Wake A Change' an, dann weiß man sofort, dass EVERGREY in Hochform sind.
Mitunter können aber auch Wut und Ärger im Mittelpunkt stehen, dann werden vermehrt Metalriffs bemüht, wie in 'The Grand Collapse', oder es wird der Fokus auf das Nachdenkliche gelegt, dann kann es auch schon einmal sein, dass außer dem Klavier nicht vielmehr an Instrumenten zu hören sind. Balladenfeeling mit Gänsehautgarantie pur ('Missing You'). Ähnliches gilt für die Powerballade 'The Aftermath', die durch ihre besondere Sphärik und Nachdenklichkeit punkten kann.
Gekonnt umschiffen die Schweden zudem die Gefahr, durch ein Zuviel an Keyboards ein Opfer der Kitschigkeit zu werden. Denn selbige werden genau in der richtigen Dosierung eingesetzt. Wie der Koch den zutreffenden Garpunkt für sein Steak kennt, kennen sich EVERGREY mit dem Songwriting aus. Inhaltlich geht es nicht um politische Statements, wie man vielleicht aufgrund des martialischen Covers denken könnte, sondern vielmehr um den Kampf jedes einzelnen Menschen mit sich selbst. Ein Akt der Selbstfindung also.
Kurz: Die Dark-Metal-Veteranen von EVERGREY knüpfen mit ihrem nunmehr neunten Longplayer "Hymns For The Broken" an ihre alte Spritzigkeit an und feuern ein ungeahntes abwechslungsreiches und vielfältiges Düsterhymnen-Feuerwerk ab. Wahrlich ein Meisterwerk!
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
Line Up
Tom S. Englund (Vocals, Guitars)
Rikard Zander (Keyboards)
Johan Nieman (Bass)
Henrik Danhage (Guitars)
Jonas Ekdahl (Drums)