Kreierten IN EXTREMO vor vielen Jahren quasi im Alleingang das Genre des „Mittelalterrock“, so war es an CORVUS CORAX, die Weisen des Mittelalters als eine der ersten Bands auch ohne elektrische Unterstützung unters Volk zu bringen. Mittlerweile gibt es ungezählte Nachahmer, welche fast alle eine Sache gemeinsam haben: Mangelnde Eigenständigkeit. Dennoch gibt es immer wieder Bands, welche es sich in dieser Nische bequem gemacht haben und dennoch etwas völlig Eigenständiges hervorzubringen. Eine dieser Bands ist mit Sicherheit FAUN, welche mit ihrem Debüt „Zaubersprüche“ 2001 bewiesen, daß Mittelaltermusik nicht immer nur aus Dudelsäcken mit immer widerkehrenden Melodien bestehen muss. Nach einem recht befremdlichen Intro steigt die süddeutsche Formation mit „Rani“ beschwingt in das Geschehen ein und zelebriert vom ersten Takt an ein wahres Feuerwerk an Spielfreude und guten Ideen, bei welchem vor allem der markante Klang der Maultrommel sofort ins Gehör springt. Einzelne Stücke herauszustellen erweist sich jedoch als schwer, vielmehr sollte man einzelne Stimmungen differenzieren. Angefangen bei flotten „Gassenhauern“ wie das eben angesprochene „Rani“ oder auch „Nechein Mann“, welche einen sehr fröhlichen Grundtenor haben während auf der anderen Seite Schwermut und Nachdenklichkeit regieren. Als Beispiel seien hier „Das Schloss am Meer“ (wunderschöner Text über den Tod einer Prinzessin aus Sicht zweier Personen) oder das Glanzstück dieser CD, „Des Wassermanns Weib“ (zweistimmiger Gesang, Gänsehautgarantie!) genannt, welche die dunklere Seite des Mittelalters beleuchten. Um es auf einen Punkt zu sprechen, könnte man es auf zwei im Barock verwendete Begriffe bringen:„Carpe Diem“ (nutze den Tag) – Die Fröhlichkeit und „Memento Mori“ (gedenke, daß du sterblich bist) – Das Nachdenkliche. FAUN variieren dabei geschickt zwischen diesen beiden Stilbereichen, was die Authenzität der Scheibe maßgeblich steigert: Fast fühlt man sich in eine mittelalterliche Kleinstadt versetzt, in welcher einerseits das hektische Treiben eines Markttages bei sonnigem Wetter herrscht, auf der anderen Seite von Trauer über unerwiderte Liebe und nicht von einer Schlacht zurückgekehrte Ehemänner und Väter überschattet wird. Egal, welche Stimmung FAUN in ihre Musik kleiden – sie machen es stets goldrichtig und das mit Zuhilfenahme einer Vielzahl authentischer Instrumente. Flöten, Drehleiern, Maultrommeln und Dudelsäcke sind nur wenige der hier verwandten Instrumente, welche diese Scheibe zu eine der natürlichsten und zauberhaftesten Mittelalterscheiben machen, welche jemals das diffuse Licht dieser Welt erblickt haben!