Eines muss man den modernen Metallern von FIVE FINGER DEATH PUNCH ja lassen. Sie haben kreatives Potenzial. Denn nachdem Ende Juli der erste Teil ihres Albums mit dem so langen Namen, dass er kaum auf unsere Webseite passte, veröffentlicht haben, steht nun Teil II kurz vor der Veröffentlichung.
Und wahrscheinlich aus der gleichen Aufnahmesession stammend, kommen auch hier die Songs gewohnt eingängig daher, allerdings habe ich beim Hören irgendwie das Gefühl, als ob irgendwo die Handbremse angezogen ist. Das liegt vielleicht auch an den bisweilen sehr gedrungenen Vocals von Ivan Moody, doch auch das Riffing und Drumming scheinen die durchaus dynamischen, eigentlich energiegeladenen Melodien ungewollt entschleunigen zu wollen ('Here to die'). Besser werden die Songs, wenn man das Metallische weglässt und sich auf das Schreiben von eingängigen alternativen Rocksongs konzentriert, die in den mutigeren Radiostationen auch in der Heavy-Rotation laufen könnten ('Battle born': mit coolem Gitarrensolo!).
Ein erster wirklicher Bruch setzt dann mit 'Matter of time' ein, denn hier sind die härteren metallischen Elemente nicht nur stärker vertreten, sondern sie verleihen dem Song vor allem durch die geilen, mitunter groovigen Riffs und dem teilweisen Gegrowle ein gelungenes Maß an Angryness und Härte.
Mit dem stimmungsvoll-ruhigen und instrumentalen 'The agony of regret' wird die herausragende Rockballade 'Cold' angekündigt. Klaviergestütztes Feuerzeugfeeling im Wechsel mit hoffnungsvoll aufmüpfigen Rockparts sowie einem Gitarrensolo, das im Musikvideo sicherlich mit dem Gitarristen einsam auf einem hohen Berg stehend und in den Abgrund blickend visualisiert werden könnte.
Highlight des Albums ist aber unbestreitbar das THE ANIMALS-Cover 'The house of the rising sun', dem die Jungs richtig Leben einhauchen.
Auch der zweite Teil von "Wrong side of heaven and the righteous side of the hell" ist ein grundsolider Longplayer, der sich durchaus hören lassen kann. Aber das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der ganz große Wurf nicht gelungen ist, auch wenn eine seltsame Gehemmtheit und Beklommenheit den genuin eigenen Sound ausmacht, der den Fans von STONE SOUR oder SCAR THE MARTYR gefallen dürfte.