GARY MOORE ist den meisten im kollektiven Gedächtnis verankert durch Still Got The Blues und Walking By Myself, sein Repertoire ist viel größer und auch sein ursprünglicher Hintergrund ist differenzierter, als es die bekanntere Bluesphase ab 1990 suggeriert. Jazzphasen sind dabei, vor dem Blues kam jedoch der Hardrock mit Episoden u. a. bei THIN LIZZY und bis ca. 1990 war das auch solo seine Spielwiese. Ferner prägte seine Freundschaft zu Phil Lynott später noch die ein oder andere Liedkomposition.
Meine Beschäftigung mit Henrik Freischlader (deutscher Bluesgitarrist, -sänger, Produzent, Labelchef) brachte mich dazu, mich mit der Solodiskographie GARY MOOREs auseinanderzusetzen. So wie Freischlader angefixt wurde, ging es mir nicht. Ich mag GARY MOOREs schneidenden Gitarrenton nicht. Ohne Frage reduziert er die Verzerrung durch Zurückdrehen des Volumenpotis seiner Gitarren bei Bedarf, aber wenn er voll aufreißt, hört man sehr deutlich die Kompression. Und der resultierende Mitten und Höhen dominierte Ton ist mir zu harsch, mit fehlt das low end im Frequenzband der Gitarre. Aber er hatte seine Verstärker nun mal so gefahren im EQ.
Seine spielerische Finesse ist über alle Kritik erhaben, auch die Energetik und Dynamik. Er singt kraftvoll, er arbeitet sich an der Gitarre ab. Er wird bei diesem Konzert wahrlich geschwitzt haben. Der mir vorliegende Begleittext zum Album bewertet das Livekonzert in der Londoner Islington Academy aus Kritikersicht als eines seiner besten. Ohne ins Detail zu gehen hat GARY MOORE eine abwechselungsreiche Setlist zusammengestellt mit schmachtenden Songs, Covern, drückenden Uptempo-Bluesrocknummern. Die Spielfreude nehme ich ihm ab, auch der Mix des Albums ist sehr ausgewogen und transportiert Livefeeling. Ich bewerte das Album als gute Möglichkeit eines Einstieg ins Werk GARY MOOREs durch unterschiedlichen Nummern seiner Bluesphase, um von dort aus bei Gefallen in die Studioalben, der jeweils vertretenen Lieder abzutauchen. Für mich fehlt auf diesem Album nur Johnny Boy, weil dies ein an den verstorbenen früh verstorbenen Phil Lynott erinnert und mein Lieblingsstück GARY MOOREs ist. Freischlader hat dies auf seinem Tributalbum Blues For Gary wunderbar interpretiert.
Auch wenn von GARY MOORE physisch und unmittelbar nichts mehr kommen wird, ist seine Gitarre nicht stumm. Ein gewisser Kirk Hammett kaufte nämlich 'Greeny', GARY MOOREs berühmte Gibson Les Paul, die dieser allerdings wegen monetären Engpasses 2006 verkaufte (der Erlös wird auf einen Betrag zwischen $ 750.000 und $ 1.200.000 geschätzt). Kirk zahlte wohl bummelig $ 2.000.000.
Fazit: Ein Highlight ist das vorliegende Album für mich nicht, was für mich einzig und allein am Gitarrenton liegt. Widerspruchslos empfehlenswert ist es, weil die Liedzusammenstellung für Neugierige einen gelungenen Querschnitt der Blues-Schaffensphase GARY MOORE aufbietet und mit fast 79 Minuten Spielzeit belohnt wird.
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
Line Up
- unbekannte Mitmusiker in der Begleitband