" Doch blenden wir kurz zurück in die Vergangenheit: Im Sommer 1997 tauchte plötzlich eine bis dato unbekannte Band aus Schweden auf der Bildfläche und donnerte uns ihren eingängigen, melodiösen und schnörkellosen True Metal um die Ohren. "Glory To The Brave" enterte die Charts, kennzeichnete den Übergang des Labels Nuclear Blast vom reinen Death Metal Label zum Heavy Metal Label und leutete ganz nebenbei eine Renaissance des traditionellen Heavy Metal ein.
Was ist von dieser Kraft zur Veränderung auf "Infected" noch geblieben? Das "Maskottchen" musste den Platz auf dem Cover räumen, stattdessen geht es düster zu. Dies gilt im Grunde auch für die Musik des aktuellen Albums: die Zeit der großen Refrains scheint vorbei. Mit "Patient Zero" kriecht zunächst ein schwerfälliger, düsterer Kraftprotz aus den Boxen, der von schwergewichtigen Riffs und treibenden, aber langsamen Drums geprägt ist. "Bang Your Head" ist dann wohl doch wieder eine Reminiszenz an vergangene Tage, aber selbst dieser Song klingt eher nach US Power Metal als nach teutonischem True Metal. Die erste Single "One More Time" steht an dritter Stelle der Playlist: die Fans reagierten u.a. mit Kommentaren wie "Weia" oder "4 Minuten Langeweile". Und ich muss sagen, dass sie damit nicht wirklich falsch liegen: der Refrain nervt einfach nur, der Rest ist eine Kopie von vergangenen Hammerfall Riffs und Melodien. Bestenfalls B-Seiten Qualität. "The Outlaw" tröstet dann aber ein wenig über den Song hinweg und die Ballade "Send Me A Sign" ist schließlich sehr hörenswert. "666-The Enemy Within" ist ein gelungener Metalsong, "Let's Get It On" müht sich ebenfalls merklich, auch wenn der Refrain bei mir abermals nicht zünden will.
Hammerfall entfernen sich auf dem 8. Studioalbum vom Kitsch und Bombast der Vergangenheit, nicht aber vom heavy Metal. Allerdings darf man gespannt sein, ob die Fans den Weg in eine düstere Nische mitgehen werden. Leider muss man den Schweden attestieren, dass sie zwischen einigen guten Songs auch immer wieder längere Phasen der Langeweile und der Mittelprächtigkeit einstreuen.