Nun, zur Beruhigung kann festgehalten werden, dass sich die Thüringer auf ihre Stärken konzentriert haben und in bekannter Manier die Essentials ihres Sounds abfeiern. Da gibt es nach wie vor die ungeheure Durchschlagskraft, die sich in erfrischender Brutalität, in ungebremster Dynamik und in gekonnt eingesetzter melodische Eingängigkeit manifestiert. Nach wie vor befreit sich Marcus Bischoff mit seiner Stimme von der ganzen angestauten Wut, nach wie vor besticht vor allem die immer wieder durchschimmernde Melodiosität, die wie eine blühende Oase in der brutalen Wüste daherkommt.
Aber natürlich bietet ein Debütalbum auch Möglichkeiten für Neuerungen und Experimente, ohne die Freundinnen und Freunde des traditionellen Sounds zu vergraulen. So finden sich in „Übermacht“ deutlich vernehmbare Industrial-Elemente. Vielleicht eine Hommage an RAMMSTEIN. In 'Expatriate' wird es dann richtig episch, zumal hier phasenweise reduzierte Klaviertöne und narratives Erzählen (auf Deutsch) ein Hauptmotiv bilden, und zwar mit den gewohnt ermüdenden sozialkritisch-politischen Inhalten.
Etwas Besonderes ist auch 'La Resistance', ein Track, der sich überaus aufpeitschend (erinnert rhythmusmäßig ein wenig an 'Love On Sale' von PHILLIP BOA), elektronisch und sogar dancefloor-tauglich geriert. Ein Highlight des Longplayers ist auf jeden Fall das ruhigere, aber überaus martialische und vielseitige 'The Sorrows Of Victory'. Überaus gelungen ist auch der Song 'Tirpitz', nicht nur aufgrund des historischen Hintergrundes, sondern auch wegen seiner death-metallischen Infernalität. Ein musikalisches Kleinod ist zudem 'Weakness Leaving My Heart'.
Fazit: Was trifft nun auf das neue Opus „Of Truth And Sacrifice“ von HEAVEN SHALL BURN zu? Das erste richtig gute Doppelalbum seit THE CURE's „Kiss Me, Kiss Me, Kiss Me? Viel hilft viel? Oder weniger ist mehr? Eher letzteres. Denn abgesehen von einzelnen, vorsichtig neue Wege einschlagende Songs bekommen die Zuhörenden hier traditionelle HEAVEN-SHALL-BURN-Kost auf sehr hohem Niveau geboten, die in ihrer Masse aber zu erschlagend, zu uniform und damit, mir zumindest, zu ermüdend daherkommt.
Kategorie
V.Ö.
20. März 2020
Label
Century Media Records
Spielzeit
Tracklist
Disk 1:
01 March Of Retribution 02 Thoughts And Prayers 03 Eradicate 04 Protector 05 Übermacht 06 My Heart And The Ocean 07 Expatriate 08 What War Means 09 Terminate The Unconcern 010 The Ashes Of My Enemies
Disk 2: 01 Children Of A Lesser God 02 La Résistance 03 The Sorrows Of Victory 04 Stateless 05 Tirpitz 06 Truther 07 Critical Mass 08 Eagles Among Vultures 09 Weakness Leaving My Heart
Line Up
Maik Weichert - Guitar
Alexander Dietz - Guitar
Marcus Bischoff - Vocals
Eric Bischoff - Bass
Christian Bass - Drums
Alexander Dietz - Guitar
Marcus Bischoff - Vocals
Eric Bischoff - Bass
Christian Bass - Drums