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Alle von uns, die die 29 Jahre schon hinter sich gelassen haben, (und das dürften bei Leuten, die Reviews lesen, nicht die wenigsten sein) kennen das. Mit Ü30 ist der Sommer in vielerlei Hinsicht vorbei.


JULI haben sich über acht Jahre nach ihrem vierten und sehr guten Studioalbum „Insel“ dieses Themas angenommen. Die Latte lag sehr hoch, aber wie ein junges Reh vermochten es die aus Gießen Gestarteten selbige zu überspringen. Denn es ist mehr als erstaunlich, mit welcher ungeahnten Leichtigkeit Themen wie Älterwerden, Verlust, Melancholie, Trennung und Traurigkeit in unter die Haut gehende, emotionale und glaubwürdige Songs gegossen werden. Auch in den weh- und schwermütigsten Momenten schwingt nämlich immer ein Funken Hoffnung mit. Sehr schön zu beobachten in dem sehnsuchtsvollen „Vier Wände“.

Der Opener 'Fette Wilde Jahre', eine hitverdächtige Ode an eine jugendliche Festival-Sturm-und-Drang-Zeit, ist der trotz seiner Melancholie vielleicht fröhlichste Song des Albums. Er hätte es mehr als verdient, im Radio hoch und runtergespielt zu werden. Der titelgebende Track verbreitet eine Stimmung, bei der man nicht genau weiß, ob man sich noch freuen soll oder schon nicht mehr, da die Wolken nichts Gutes verheißen. 'Irgendwann' versöhnt die Zuhörenden in unvergleichlicher JULI-Manier mit dem Ältergewordensein: „Und irgendwann wachen wir auf, schau'n in den Spiegel und die Haare sind grau, und irgendwann wird uns klar, es ist gut, wie es ist, es war schön wie es war.“ Besser kann man das Lebensgefühl unserer Generation nicht zum Ausdruck bringen.

Mit dem vergleichsweise frohgemuten und sehnsuchtsvoll-schmachtenden 'Fahrrad' hat es die schon vor vier Jahren veröffentlichte Singe auf das Album geschafft, die die Platte auf elf Lieder anschwellen lässt, obwohl die Bandmitglieder eigentlich Longplayer mit zehn Liedern bevorzugen. Ein absolutes Hightlight ist das nachdenklich pittoreske 'Wolke', bei dem zudem der Bass für Gänsehautmomente sorgt. Der Rausschmeißer 'In unseren Händen' erreicht dann in Puncto Wehmut und Melancholie ungeahnte Höhen, hinterlässt aber dennoch ein wohliges Gefühl. Weltklasse!

Fazit: JULI gelingt es in eindrucksvoller Manier, das Lebensgefühl aller Älterwerdenden einzufangen und Themen wie Verlust, Trennung, Zweifel oder Traurigkeit in überzeugender Art und Weise in die Sprache der Musik zu übersetzen. Ihr fünfter Longplayer „Der Sommer ist vorbei“ ist somit nicht nur ein musikalisches Kleinod, sondern auch ein Album, das als organisches Ganzes funktioniert und auch nach zahlreichen Durchläufen nichts von seiner Anziehungskraft verliert.

Kategorie

V.Ö.

28. April 2023

Label

Polydor/ Universal

Spielzeit

Tracklist

01. Der Sommer ist vorbei
02. Traurige Lieder
03. Fette Wilde Jahre
04. Die besten Dinge
05. Vier Wände
06. Irgendwann
07. Gehen oder bleiben
08. Fahrrad
09. Wolke
10. Alles geht weiter
11. In unseren Händen

Line Up


Bewertung

1

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