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Die Justitia stampft mit gezücktem Schwert durch eine apokalyptisch anmutende Umgebung: Ein Coverartwork, das für mich eher nach Melodic oder Power Metal aussieht. Doch KHYMERA bleiben sich und ihren Wurzeln auf dem sechsten Album treu. 

Zwar wanderten die Alben der Band seit dem 2003er Debüt immer mal wieder über meinen Tisch, doch so richtig habe ich die Truppe, die ursprünglich als Projekt des Italieners Daniele Liverani entstanden war, nie wahrgenommen. Seit einigen Jahren hat Dennis Ward (ex-PC69, MAGNUM) die Zügel in die Hand genommen und nicht nur die Produktion und das Songwriting übernommen, sondern neben dem Bass und den Keys ach gleich das Mikro. Und er macht auch auf „Hold Your Ground“ einen verdammt guten Job – ehrlich gesagt hätte ich (ohne Blick ins Bandinfo) niemals gedacht, dass Ward hier singt.
Schon der Opener „Don’t Wait For Love“ verpasst dem Hörer einen fulminanten 80er Jahre Hard Rock Flashback, wobei der Song nicht nach Retro-Kitsch klingt, sondern zu jeder Sekunde authentisch rüberkommt. Hier haben hörbar Bands wie Y&T, HELIX, FIREHOUSE oder TYKETTO zu ihren Hochzeiten Pate gestanden. Einer der besten Songs des Genres den ich seit Jahren gehört habe.
„Firestarter“ ist einen Zacken härter als der Opener, aber auch nicht von schlechten Eltern. „Hear me calling“ entwickelt sich schnell zu einem Hard Rock Ohrwurm und „Sail on Forever“ hätte in der guten alten Zeit auch problemlos aus Steve Plunketts (AUTOGRAPH) oder Richard Marx‘ Feder stammen können.
„Our Love Is Killing Me“ beweist, dass seine gute Ballade auch 2023 noch nichts von ihrem Charm verloren hat. Wards Stimme klingt in dem Song deutlich versöhnlicher als in den rockigeren Songs, wo er offenbar eine Packung rostiger Nägel geschluckt hatte.
Leider hält das Album sein Niveau nicht über die gesamte Spielzeit. Zwar gibt es auch keine wirklichen Auswähle, jedoch gerät die B-Seite etwas zu beliebig und es finden sich weniger Ausreißer nach oben als im ersten Teil von „Stand Your Ground“. Trotzdem lässt sich die Scheibe problemlos von der ersten bis zur letzten Minute hören, ohne dass man das Bedürfnis hat einen Song weiterzuskippen. Im Gegenteil. Sobald die letzten Töne von „Am I Dreaming“ verklungen sind, drückt man gerne nochmal auf die Play Taste. Das liegt allerdings auch daran, dass KHYMERA mit „Don’t Wait For Love“ einen richtig großen Hit abliefern, der ihnen in den späten 80ern mit Sicherheit die ein oder andere funkelnde Auszeichnung eingebracht hätte. 2023 wird er wohl leider ein Nischendasein fristen. Ich bin mir jedoch sicher, dass ich wenigstens den Songs auch in vielen Jahren noch zu meiner Best of Haarspray Playlist hinzufügen werde.
Neben Dennis Wards makellosen Gesangsperformance, überzeugen KHYMERA auf „Stand Your Ground“ vor allem mit einzelnen echten Hard Rock Hits, so dass man dem Album insgesamt eine Kaufempfehlung aussprechen muss, auch wenn nicht alle Titel dieselbe Qualität aufweisen.

Kategorie

V.Ö.

10. Februar 2023

Label

Frontiers

Spielzeit

40.44

Tracklist

Don't Wait For Love
Firestarter
Hear Me Calling
Sail On Forever
Our Love Is Killing Me
Hear What I'm Saying
Believe In What You Want  
On The Edge
Could Have Been Us
Runaway  
Am I Dreaming

Line Up

Dennis Ward - Lead Vocals, Bass, Keys
Michael Klein - Guitars
Eric Ragno - Keyboards
Michael Kolar - Drums
Pete Newdeck - Backing Vocals

Bewertung

1