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Nach einigen Durchläufen der Festplatte (über die Haptik und Gestaltung des Albums müsst ihr euch ggf. selber ein Bild machen, rezensiert wird hier nur die elektronische Variante) steht allerdings fest: So schlimm ist es gar nicht. Was zugegebenermaßen immer noch eher nach dem kleinen Bruder von Scheiße als nach Begeisterung klingt. Nach nochmals mehrmaligem Hören schien eine solche Bewertung jedoch nicht wirklich angebracht.

Aber der Reihe nach. Zuerst drängt sich der Gedenke auf, dass man es mit einer etwas verspäteten Zugabe des letzten Albums „We Want Mohr“ zu tun hat. Neben der Wiederkehr des vormals titelgebenden Mohrs tauchen neben dem Zappel-Philipp auch äußerst abseitige Eigenkreationen wie eine wunderschöne Fee, die aus einem explodierenden Warmwasserboiler entsteigt, in der Titelliste auf. Man ist dennoch stets geneigt, dem einen oder anderen Stück das Prädikat Märchen anzuheften. Man wird den Eindruck nicht los, dass vor allem das eigene Familienleben der Bandmitglieder verarbeitet wird. Offenbar ist hier das gleiche Phänomen zu beobachten, welches fast jeder aus seinem Bekanntenkreis kennen wird: Sind erst einmal die lieben Kindlein da, werden diese schnell zum beherrschenden Lebensthema, aufgrund von begeisterten Erzählungen auch für die hartnäckig noch verbleibenden Freunde. Warum sollte es KNORKATOR anders ergehen? Das Thema zieht sich wie ein roter Faden fast durch das gesamte Album, das heißt aber natürlich nicht, dass wir es hier nur mit Kinderkram oder gar Kindgerechtem zu tun haben: Einige der Stücke haben es durchaus in sich und verdienen ein aufmerksames Ohr. „Eldorado“ sei an dieser Stelle exemplarisch genannt, das schnell sehr weit oben in meiner Gunst stand. Für Möglichkeiten zum Austoben ist mit „Du bist kein Mensch“ ebenfalls gesorgt. Leider einer der wenigen Tracks, die sofort Lust auf eine Live-Darbietung machen. Kurz vorm Schluss wartet dann noch die Erkenntnis, dass der beinahe allseits beliebte Klamauk-Tatort-Kommissar-Darsteller aus Münster auch ganz angenehm singen kann. Sehr wohltuend empfand ich, dass hier schnörkellos 11 Titel plus Zugabe ohne solch Schnickschnack wie die nervtötenden Einleitungen zu jedem Track bei „Es werde Nicht“ dargeboten werden. Manchmal ist weniger eben tatsächlich mehr.

Wie gewohnt und nicht anders zu erwarten ist die musikalische und gesangliche Umsetzung auf einem ordentlichen handwerklichen Niveau. Etwas mehr Abwechslung oder ein Verlassen der ausgetretenen musikalischen Pfade sucht man leider vergebens.

Fazit: Dieses Album braucht Zeit - Zeit um sich in den Gehirnwindungen ausbreiten zu können. Wer diese nicht investieren will oder kann, für den gibt es definitiv Möglichkeiten, sein Geld unterhaltsamer unter die Leute bringen. Die Herzen vieler neuer Fans wird Deutschlands meiste Band der Welt mit dem vorgelegten Werk vermutlich nicht erobern können. Eingefleischte Hörer der Boygroup erwartet solide Kost ohne große Überraschungen.

Tungsten

Kategorie

V.Ö.

16. September 2016

Label

TUBARECKORZ / Rough Trade

Spielzeit

41:56

Tracklist

1. Ich Bin Der Boss
2. Zähneputzen, Pullern Und Ab Ins Bett
3. Eldorado
4. Dämon
5. Sie Kommen
6. Wenn Die Kinder Artig Sind
7. Die Geschichte Von Den Schwarzen Buben
8. Die Geschichte Vom Zappel-Philipp
9. Setz Dich Hin
10. Aha
11. Du Bist Kein Mensch

Line Up

Stumpen - Vocals
Buzz Dee - Guitars
Alf Ator - Keyboards, Vocals
Rajo Gohlke - Bass
Nicolaj Gogow - Drums

Tags


Bewertung

1

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