In der Rezension zur "How Do We Want To Live?" regte ich an, dass LDC mal ein Album gänzlich ohne Titel und Songnamen veröffentlichen mögen, um den Rezipienten alle Freiheiten der Affirmation, Assoziation und Interpretation zu geben. Ein Albumtitel wie auch Songtitel legen durch den/die Künstler einen Ausgangspunkt fest. Bei "Ghost" fragt man sich, ob es ein guter Geist ist oder der böse.
Für die Aufnahmen zog sich das Quartett aus Münster in ein Landhaus zurück. Analog zum richtigen Trachtler: Landhausstil brauchen wir dem guten Geist sei Dank nicht erwarten. Betrachtet man die Songtitel gehen meine Gedanken eher Richtung böser Geist. Eingangs "Dullahah". Das ist die Bezeichnung für den kopflosen Reiter. Jaja, Sleepy Hollow. Durch die knarzende Tür schreitet herein der kopflose Reiter. Da quietschen sinngemäß Dielen beim Motiv des verstimmten Pianos, ein bisschen Beat im Hintergrund. Einstimmung auf Grusel. Es schließt sich "Old Love" an. Ich finde, es bricht ein wenig aus der zuvor aufgebauten unheilvollen Stimmungen aus. Es hat Lounge-Charakter, so ein wenig Easy-Listening. Die Bridge in der Mitte bringt liefert eher trübe Stimmung, die zweite Hälfte wird instrumental voller und erregter. Das Lied endet in Anlehnung an den Mittelteil. Wenn die alte Liebe im Outro verfliegt. Noch in Gedanken an was positives läuft man dem "Black Shuck" unter die furcherregend strahlenden Augen, dem großen schwarzen Hund. Taucht dieser Geister- oder Schicksalshund auf, ist das Schicksal besiegelt oder wenn man Pech hat, ist man sofort wörtlich zu Tode erschreckt worden. So könnte man den Liedaufbau interpretieren, dass der Black Shuck umherschleicht, dann ein Fährte aufnimmt auf ein leichtes Opfer. Dieses versucht vielleicht zu flüchten, um seinem Schicksal zu entgehen. Danach findet man sich in einer "Seance" wieder. Über ein Medium wird versucht mit dem Jenseits, der Welt der Toten oder des Übernatürlichen, in Verbindung zu treten, mit dieser Welt zu sprechen oder Nachrichten zu erhalten. Die damit verbundene Trance vermag das Lied aufzubauen. Ich würde auch Fieber bekommen, wenn ich sowas durchmachen müsste. "Fever" lautet der Anschlusstitel. Hier symbolisiert die Slidegitarre perfekt in der zweiten Liedhälfte das uns allen bekannte Gefühl bei hohen Körpertemperaturen. Den Abschluss der EP bildet "Negative Is The New Positive". Eingeleitet durch Schlagzeug, Bass und Keys entwickelt es sich zur musikalisch härtesten Komposition. Die dann bei ca. 3:20 min auf einen grummelnden Grundton ausläuft, um den sich bis ca. 5:50 min Beats, Gitarrenlicks usw. bewegen, zwischen ca. 6:40 und 7:32 min ist wieder was typisches von LDC nämlich ein Sprachsample, mein Eindruck nach rückwärts eingebettet. Man erinnere sich hier sehr gerne an die behaupteten satanischen Nachrichten auf Schallplatten von LED ZEPPELIN. Bei 7:32 min erfolgt die Wiederaufnahme des Anfangsteils bis zum Outro. Nach 33:21 min ist der Spuk vorbei.
Hört man sich das Album an, ohne auf die Namen der Lieder zu gucken, ist man freier in der Assoziation, dann ist man mitunter gar nicht in den gruseligen Gefilden unterwegs. Mit Titel im Hinterkopf ist man vorverurteilter mit den Bildern, die im Kopf entstehen.
Sehr reizvoll und nie langweilig bleibt die Klangwelt LONG DISTANCE CALLINGS trotzdem.
"Trips" war mein Startpunkt mit LDC, daher hätte ich nichts dagegen, wenn ab und an auch eine richtige Sängerin oder ein richtiger Sänger sein Instrument dem Quartett zur Verfügung stellt. Und ich wiederhole nochmals meine Bitte bei der nächsten Veröffentlichung weder Albumtitel, noch Liedernamen zu nutzen. Dann wäre interessant, wenn nach einiger Zeit, z. B. einem halben Jahr, die Band sich erklärt und man dann prüft, wie kongruent dies mit den Affirmationen der Hörerschaft ist.
Absolut klasse ist, dass die EP ohne Overdubs und Bearbeitung live eingespielt wurde. Der Sound ist super, die vier beherrschen ihre Instrumente.
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
2. Old Love
Line Up
Jan Hoffmann - Bass