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Die Bad Boys des Rock’N’Roll dürfen mit Fug und Recht mehr als die meisten anderen bands von sich behaupten den R’N’R Lifestyle ausgiebig gelebt zu haben. Jetzt liegt das erste Mal eine umfassende Box mit ihrem Lebenswerk vor.

Die Geschichte reicht zurück ins Jahr 1981, als die grell geschminkten Hardrocker mit „Too Fast For Love“ zum Sturm auf die Herzen der Mädchen und die Gehörgänge der Jungs ansetzten. Und wer hätte gedacht, dass schon der Opener „Live Wire“ bis heute ein gefeierter Song in der Setlist von Vince Neil & Co bleiben sollte. Diese Ehre blieb ansonsten nur noch „Peace Of Your Action“ vorbehalten, während selbst der Titeltrack des Debüts nicht an spätere Glanztaten des Viereres heranreichen kann. Dennoch lassen sich auf „Too Fast For Love“ bereits deutlich die Zutaten der Haarspray vernebelten L.A. Szene ablesen.
„Shout At The Devil“ präsentierte sich nur zwei Jahre später nicht nur soundtechnisch vollmundiger, sondern enthielt mit dem titelgebenden Track und  „Looks That Kill“ gleich zum Einstieg zwei Evergreens der Bandgeschichte. Vor allem zeigte sich aber auch Frontmann Vince Neil deutlich stärker als noch auf dem Debüt. Mit Songs wie „Red Hot“ bewegte man sich hörbar mehr im Bereich des Heavy Metal, wie er auf dieser Seite des Großen Teichs von Bands wie den PRETTY MAIDS zelebriert wurde. Stark, aber für die Setlist von MÖTLEY CRÜE nicht unbedingt relevant. Mit einem stärkeren Chorus hätte „Knock Em Dead Kid“ hingegen sicherlich das Potential gehabt, ebenfalls zu den Evergreens der Band aufzusteigen.
Auf „Theatre Of Pain“ wurde der Stil der Band weiter verfeinert und ausgeschärft und neben die kernigen Riffs traten rockige Arrangements, wie im Opener „City Boys Blue“. Dieses hatte gegen seinen Nachfolger „Smokin‘ In The Boys Room“ allerdings keine Chance, denn hier shuffelten sich Mick Mars (Git.) und seine Mitstreiter auf den Rock-Olymp. „Keep Your Eye On The Money“ war wohl als guter Ratschlag an sich selbst gemeint und bestach durch den für Tommy Lee typischen Drum-Sound. Mit „Home Sweet Home“ enthielt „Theatre of Pain“ auch die erste übergroße Power Ballade der Bandgeschichte. Mit „Use It Or Lose It“ gab es dann nochmal einen Rückfall in den Heavy Metal mit entsprechender Double Bass Behandlung.
„Girls, Girls, Girls“ brachte nicht nur das Credo der Amis bestmöglich auf den Punkt, sondern lieferte am Ende von Album Nr. 5 auch die zweite geniale Power Ballade aus dem Hause MÖTLEY CRÜE - zumindest in der vorliegenden Digital-Version der Re-Releases. Eigentlich gehört "Time For Change" natürlich auf "Dr. Feelgood". Doch zunächst blies einem mit „Wild Side“ ein grandioser Opener ins Gesicht, der die Exzesse der Band in Musik goss. „Take A Ride On The Wild Side“ – wehe dem, der damals dieser Einladung folgte.
Auf dem Höhepunkt der Eskalation im Dschungel der L.A. Szene wuchsen auch MÖTLEY CRÜE über sich hinaus. „Dr Feelgood“ ist zweifelsohne das musikalische Vermächtnis mit dem größten Format – und zugleich das Ende der musikalischen Relevanz der Band. Die Hitdichte dieses Albums wurde weder zuvor und erst recht nicht in späteren Jahren jemals wieder erreicht. „Kickstart My Heart“ wirkt bis heute wie die im Song besungene Adrenalinspritze ins Herz eines jeden Hard Rockers. Mit „Without You“ gibt es die nächste Weltklasseballade. Aber auch „She Goes Down“, „Same Ol Situation“ oder „Don’t Go Away Mad” sind wahrlich Sternstunden im Schaffen dieser Band.
Fast 20 Jahre später folgte mit „Saints Of Los Angeles“ ein letztes Studio Album von MÖTLEY CRÜE, welches hörbar bewies, dass „Dr. Feelgood“ der unerreichte Höhepunkt im MÖTLEY CRÜE Kosmos war und bis heute ist.
Wer die Alben bislang nicht im Schrank hat, der ist mit dieser Werkschau, die sowohl als CD-Box als auch als Vinyl-Box erschienen ist, bestens bedient. Allerdings muss man sich fragen, welcher Praktikant für das Coverartwork verantwortlich zeichnet, denn weniger kann man die schrille und von Exzess geprägte Karriere MÖTLEY CRÜEs optisch wohl kaum ignorieren.
So, und jetzt besorge ich mir noch schnell Karten für die anstehende Tour mit DEF LEPPARD…


Kategorie

V.Ö.

17. Februar 2023

Label

BMG

Spielzeit

Tracklist

Die LP-Box enthält die folgenden limitierten Farben:
• Too Fast For Love – White / Black Splatter Vinyl
• Shout At The Devil – Yellow / Black Splatter Vinyl
• Theatre Of Pain – Hot Pink Magenta / Black Splatter Vinyl
• Girls, Girls, Girls – Cyan Blue / Black Splatter Vinyl
• Dr. Feelgood – Coke Bottle Green / Oxblood Splatter Viny

Line Up


Bewertung

1